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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Spielchen, Anda«, sagte Druan müde. »Bringen wir es zu Ende.«
    Verblüfft blickte Kerr zu der monströsen, dunklen Gestalt. Das ist Anda? Aber sie ist riesig, noch größer als Pard! Das kann nicht sein!
    »Wirf dein Leben nicht weg«, antwortete Anda und riss Kerr damit aus seinem entsetzten Staunen. »Ich kann einen Troll wie dich an meiner Seite gebrauchen. Stark, schnell, schlau. Einen Krieger.«
    »Du hast mich beinahe zu dem gemacht, was du selbst bist«, entgegnete Druan gepresst. »Ich habe getötet. Trolle getötet! Aber ich werde nicht leben wie du!«
    »Du? Getötet?«, fragte Anda lachend. »Wohl kaum.«
    Auf einen Wink von ihr trat ein Troll in den Lichtschein, dessen Leib von tiefen Narben überzogen war, die jedoch alt und verheilt wirkten.
    »Tut es weh, Ark?«, fragte die Trollin, und der Vernarbte schüttelte grinsend den Kopf. Mutlos sah Kerr, wie Druan ein wenig in sich zusammensackte, doch dann riss er erstaunt die Augen auf, als der ältere Troll keuchend lachte.
    »Ihr könnt nicht gewinnen«, zischte Anda, »dafür seid ihr nicht Troll genug!«
    »Ich bleibe ich«, konterte Druan und warf Kerr einen drängenden Blick zu, »das wirst du nicht ändern. Also beweg deinen Hintern hierher und bring es zu Ende!«
    Mit diesen Worten brüllte Druan auf und warf sich in Richtung des kümmerlichen Häufchens Leuchtpilze. Mit einer Hand schleuderte er die Pilze in Richtung Kerr und wandte sich dann wieder Anda zu, die unbewegt dastand - anders als Kerrs Wächter, die vor dem Licht zurückzuckten, als wäre es brennendes Feuer. Ohne nachzudenken, riss sich Kerr los und rannte in die Dunkelheit. Hinter sich hörte er animalisches Brüllen, Schmerzenslaute und Schläge, doch er kümmerte sich nicht darum, sondern lief immer weiter, bis er den Eindruck hatte, dass die Felsspalte ganz nah sein musste. Seine Augen waren in der umfassenden Dunkelheit nutzlos, doch als er langsamer wurde, spürte er den Wind, der über den Stein strich, hörte die Echos der Schreie, die von den Felswänden abprallten. Er verließ sich nun ganz auf seine anderen Sinne, trat vor bis an den Rand der Spalte und ließ sich hinab in die unbekannte Tiefe.
    Immer noch erklangen Gebrüll und Kampfeslärm.
    Voller Trauer und Zorn dachte Kerr, dass dies wohl das Letzte war, was er von Druan hören würde. Und er versprach ihm ebenso wie sich selbst: Ich werde Pard finden.
    Dann verklangen die Geräusche über ihm, und nur das Pfeifen des Windes blieb. Langsam, Stück für Stück, stieg der junge Troll hinab. Seine tastenden Hände und Füße suchten geübt nach Halt und fanden auch die kleinste Spalte. Schon wähnte er sich in Sicherheit, da drang ein Ruf zu ihm hinab: »Kerr!«
    Sofort hielt er inne und wagte kaum zu atmen.
    »Die Dunkelheit hat keine Geheimnisse mehr vor uns, Kerr, es hat keinen Sinn, sich zu verstecken!«
    Unwillig, der Stimme glauben zu schenken, aber im Innersten davon überzeugt, dass sie die Wahrheit sprach, antwortete Kerr: »Wenn ihr mich wollt, müsst ihr mich holen!«
    Ein Lachen antwortete ihm, dann regneten um ihn herum Steine herab, prallten mit Getöse gegen die Felswand und schlugen tief unter ihm auf den Boden der Felsspalte.
    »Ich denke nicht, junger Troll. Kämpfe an unserer Seite, sei, was du wirklich bist! Hilf uns, all unsere Feinde zu vernichten!«, ertönte Andas Stimme.
    »Ihr seid keine Trolle!«, schrie Kerr, der an Druans geschundenen Leib denken musste, voller Hass.
    »Wir sind mehr Troll, als du dir vorstellen kannst«, verhöhnte ihn Anda und ließ weitere Steine auf Kerr niederprasseln. Schmerzhaft schlugen die Geschosse auf seine Schultern und Arme, und als eines seinen Kopf traf, dachte Kerr für einen Moment, er würde den Halt verlieren. Doch seine Finger ließen nicht los, auch wenn er ein Stück wegsackte, und so hing er einige wilde Herzschläge lang an der Felswand, bevor er sich wieder fing.
    »Trolle töten keine Trolle!«, rief er, nur um leise für sich zu wiederholen: »Trolle töten keine Trolle.«
    Nur diese Worte gingen durch seinen Kopf, immer wieder, denn die Ungeheuerlichkeit dessen, was er kurz zuvor beobachtet hatte, ließ sich kaum fassen. Seit Urzeiten galt diese Regel, der alle Trolle folgen sollten. Niemand brach sie, der Gedanke allein war undenkbar, die Tat unmöglich. Doch nun galt das nicht mehr, denn die Stille oben konnte nur bedeuten, dass Druan tot war, erschlagen von den Trollen seines eigenen Stammes.
    »Wie du willst«, hallte Andas Stimme von oben.
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