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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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der mit Euch gekämpft hat, würde das! Und wenn es sein muss, ziehen wir für Euch auch einen Graben vom Cernis bis zur Reiba, damit Ihr darauf Boot fahren könnt.«
    »Das wird vermutlich nicht nötig sein, Vasile. Soweit ich weiß, mag die Bojarin keine Bootsfahrten.«
    Bei der Erwähnung Viçinias seufzte der Mann erleichtert, beruhigt, dass es Sten offenbar nicht ernst war mit seinem Vorschlag, ihn fortzuschicken.
    »Und mit einer so schönen Frau will man keinen Streit, nicht wahr? Nicht einmal Ihr, Bojar?«
    Statt zu antworten, grinste Sten nur in sich hinein und begann von neuem mit der Arbeit.
     
    Erst als er in der Ferne Hufgetrappel hörte, schaute Sten wieder auf. Mit der Rechten beschattete er seine Augen und sah zu der Straße hinüber, die sich durch eine Pflanzung niedriger Obstbäume schlängelte. Auf der festgestampften roten Erde ritt ein einzelner Reiter schnell, aber nicht hastig in Richtung Stadt. Aus der Entfernung konnte Sten keinerlei Hinweise auf die Identität des Reiters erkennen, aber er oder sie kam aus dem Norden, vermutlich vom Magy und damit aus Teremi. Als der Reiter am offenen Tor der Stadt vorbeiritt und auf die Feste Rabenstein zuhielt, die sich hinter den Fachwerkhäusern Dabrâns erhob, erhärtete sich Stens Verdacht, dass es sich um einen Boten handelte.
    »Ich denke, heute Abend kannst du früher in die Taverne einkehren«, sagte er zu Vasile. »Ich werde zur Burg gehen und schauen, was der Bote für Nachrichten bringt.«
    Ein erfreutes Lächeln zeigte sich auf Vasiles Zügen, und er machte sich auf den Weg zum nächsten Graben, um den anderen die gute Nachricht zu überbringen. Seufzend schulterte Sten den Spaten, hob sein Bündel auf, warf einen letzten, bedauernden Blick auf seine Arbeit und machte sich auf den Weg zurück zur Feste.
    Bevor er allerdings auch nur den Cernis an einer besonders schmalen Stelle überquert hatte, verließ ein anderer Reiter die Burg und hielt direkt auf ihn zu. Diesmal stellte sich die Frage, um wen es sich handelte, gar nicht erst, denn die langen, roten Haare, die im Wind wehten, zeigten Sten schon von weitem, dass es Viçinia war, die im lockeren Trab auf ihn zukam. Sten nutzte die kurze Verschnaufpause, die sich ihm bot, für ein schnelles Bad im Fluss, wobei er sich notdürftig Dreck und Schweiß vom Körper wusch und auch sein langes, dunkles Haar vom Staub reinigte. Gerade als er die nassen Strähnen wieder zu einem Zopf zusammenband, erreichte ihn Viçinia und sah auf ihn herab.
    »Angenehm.«
    Verwirrt blickte Sten sie an: »Was ist angenehm?«
    »Dein Anblick«, antwortete sie mit einem Lächeln und sprang vom Pferd. »Das Wasser auf deiner nackten Haut«, neckte sie ihn und strich mit dem Finger sachte über seine Brust. Ein kalter Schauer lief Sten über den Rücken, und auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Ich bin vermutlich der glücklichste Ehemann in ganz Wlachkis, dachte er bei sich. Verschwörerisch blinzelte er ihr zu und sagte: »Vorsicht, Nemes Viçinia, was sollen die Leute nur von diesem Betragen halten?«
    »Davon, dass eine Frau ihren Mann liebt und begehrt?«, fragte Viçinia unschuldig. »Und warum so förmlich, Sten? Ein Mann, der wenig mehr als eine nasse Hose trägt, muss doch nicht auf das Protokoll achten.«
    »Gerade wenn ein Mann nur eine Hose trägt, sollte er äußerst höflich sein«, widersprach Sten, »sonst könnte man seine Absichten falsch verstehen.«
    »Und was sind deine Absichten?«
    »Zumeist sind sie finsterer Natur«, erwiderte Sten mit grimmiger Miene und zog seine laut auflachende Frau an sich. Seine Hände wanderten über ihren Rücken und pressten sie an sich. Seine Lippen fanden die ihren, und er ließ sich für einen wunderbaren Moment einfach in ihre Umarmung fallen, genoss ihren Duft, ihre Wärme, ihre Nähe. Mit geschlossenen Augen spürte er ihren Kuss, dann lösten sie sich voneinander. In ihren Augen konnte Sten seine eigene Liebe gespiegelt sehen. Doch dann erinnerte er sich an den Reiter, und der Moment verging.
    »Es gibt Neuigkeiten?«, fragte er und zog sich sein Hemd über den Kopf.
    »Ja. Du hast den Boten sicherlich gesehen. Ionna hat Nachricht aus dem Osten erhalten.«
    »Von Marczeg Gyula?«, erkundigte sich Sten vorsichtig. Obwohl der Waffenstillstand mit den Masriden nun bereits das ganze Jahr gehalten hatte, plagten ihn immer noch Erinnerungen an den grausamen Kampf gegen Marczeg Zorpad. Zu lange hatte Sten gegen die Masriden gekämpft, als dass er nun einfach
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