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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Sten diesem Gedanken durchaus nicht abgeneigt war, wusste der Wlachake auch, dass sein Volk kriegsmüde war, die Kornkammern leer, die Felder unbestellt und die Städte und Dörfer verarmt. Und so hatten sich Sten und Viçinia in den Ratsversammlungen, die Ionna einberufen hatte, stets für die Einhaltung des Waffenstillstandes ausgesprochen.
    »Woran denkst du?«, fragte seine Frau sanft und riss Sten damit aus seinen Gedanken.
    »Krieg, Frieden, all so etwas«, antwortete er ausweichend.
    »Gib den Menschen eine Aufgabe. Sag ihnen, dass sie helfen können. Kein Frondienst, keine Knechtschaft, sondern aus freien Stücken«, schlug Viçinia vor.
    »Was? Ach, du meinst die Straßen. Das wäre vielleicht möglich. Aber noch sind alle mit dem Bau der Häuser und Unterkünfte beschäftigt. Außerdem muss die Stadtmauer instandgesetzt werden. Und natürlich der Ostturm …«
    »Dennoch, bis zum Winter ist noch Zeit. Ich bin sicher, dass du viele findest, die lieber arbeiten, als untätig herumzusitzen.«
    »Ich werde es mir überlegen. Sobald die dringenden Arbeiten erledigt sind. - Aber keine Sorge, du musst die schlechten Wege nur bis Teremi ertragen, ab da kannst du auf dem Magy flussabwärts nach Turduj fahren.«
    Mit zusammengezogenen Augenbrauen funkelte Viçinia ihn an: »Du weißt genau, dass ich es nicht so gemeint habe. Denkst du, ich lasse dies alles gern hinter mir, um mit den Masriden über einen Frieden zu verhandeln? Glaubst du nicht, dass ich lieber bei dir bleiben würde?«
    »Doch«, antwortete Sten zerknirscht und rieb sich die Augen. »Verzeih mir, ich bin müde.«
    »Als du vor einigen Wochen losgezogen bist, diese Marodeure zu jagen, habe ich dir da Vorwürfe gemacht? Es musste getan werden«, fuhr Viçinia fort, die offensichtlich mehr als nur ein wenig verärgert war.
    Beschwichtigend hob der Wlachake die Arme und lächelte seine Frau an: »Ich weiß, ich weiß. Dennoch gefällt mir der Gedanke an Trennung nicht. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit füreinander.«
    »Ich auch, Sten«, flüsterte Viçinia. »Aber vielleicht haben wir das ja bald. Wenn erst wirklich Frieden herrscht …«
    »Frieden, ja. Was schreibt deine Schwester denn? Für wie ehrlich hält sie Gyulas Angebot?«, fragte Sten.
    »Sie würde nicht nach mir schicken, wenn sie nicht daran glauben würde.«
    »Hat sie Bedingungen erwähnt?«
    »Anscheinend hat Ionnas Verzicht auf die Königswürde den Marczeg überzeugt. Solange Ionna sich nicht als Königin von ganz Wlachkis ausruft und somit den Herrschaftsanspruch des Marczegs bedroht, scheint er gewillt, Frieden zu halten. Es sind auch Verhandlungen im Gange, Gefangene auszutauschen.«
    »Es war eine schlaue Taktik von Ionna, den Thron nicht zu beanspruchen«, meinte Sten. »Die Befürworter des Krieges in unserem Volk haben somit die Hoffnung, dass sich Ionna bald wieder das Schwert umgürtet, um Königin zu werden …«
    »Während die beiden Marczegs sich ihr ebenbürtig fühlen können und nicht durch einen angenommenen Königstitel bedroht werden«, ergänzte Viçinia.
    »Die beiden Marczegs, ja … was sagt Laszlár Szilas denn zu der ganzen Sache? Was wird das Valedoara tun?«
    »Wenn Ionna als Herrin über das Mardew und den Sadat mit Gyula, dem Herrn des Sireva, ein Bündnis eingeht, wird Marczeg Szilas wenig mehr übrig bleiben, als ebenfalls Frieden zu suchen. Auch wenn das Valedoara reich ist und Laszlár viele Soldaten befehligt, kann ihm nicht an einem Krieg mit uns und Gyula gelegen sein. Eine Allianz zwischen Ionna und Gyula wird Laszlár zum Abschluss eines Paktes zwingen«, erklärte Viçinia.
    Nachdenklich strich sich Sten über das Kinn. Im Geiste ging er die verschiedenen Beziehungen noch einmal durch, die so lange für ein Gleichgewicht der Kräfte in Wlachkis gesorgt hatten. Nur in der Unterwerfung der Wlachaken waren sich die Masriden einig gewesen, ansonsten hatte jeder der mächtigen Marczegs den Königsthron für sich selbst begehrt. Lange Zeit hatte keiner eine deutliche Vormachtstellung erringen können, denn keiner der drei Herrscher im Lande war allein stark genug gewesen, die anderen beiden zu besiegen. Erst mit dem Tode Zorpads in der Schlacht und dem Sieg der letzten Freien Wlachaken des Mardews, die von Ionna angeführt wurden, war dieses Machtgefüge zerbrochen. Aber so wenig die Masriden den neuerlich erstarkten Wlachaken trauten, so wenig war es ihnen gelungen, das Misstrauen untereinander dauerhaft zu überbrücken. Der Schlag wäre diesen
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