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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Wir brauchen Menschen, die in Frieden miteinander leben wollen und können. Oder denkst du, dass von Marczeg Tamár Krieg droht?«
    »Nein. Sein Anspruch auf sein Land ist jetzt, nach Szilas’ Tod, sicher. Er wird das Valedoara besetzen, aber ich glaube, dass er sich an unsere Abmachung halten wird und niemals den Titel eines Königs fordert«, erklärte Viçinia ernst. »Zumindest, wenn wir unseren Teil einhalten und niemanden zum Kralj oder zur Kralja krönen. Ich glaube, dass er ein guter Mann ist, der auch hofft, dass unsere Nachkommen eines Tages in einem Land leben, das weder ganz Wlachkis noch ganz Ardoly ist, sondern das Beste beider Länder verbindet.«
    »Dann wird in den nächsten Jahren Frieden herrschen. Und im Frieden sind Krieger nun einmal nicht die besten Ratgeber. Deshalb will ich einen neuen, größeren Rat.«
    Seufzend zog sich Sten das Hemd über den Kopf, entledigte sich seiner Beinkleider und schlüpfte unter die Decke.
    »Und wie stellst du dir das vor?«, fragte seine Frau, während sie sich an ihn schmiegte. Ihr warmer Körper fühlte sich an seiner Haut so lebendig an, dass Sten einen Moment schwieg und einfach ihre Nähe genoss.
    »Die Wlachaken sollen die Ratsmitglieder bestimmen. So wie die Bojaren uns aus ihrer Mitte gewählt haben.«
    »Das könnte funktionieren. Zumindest ist sicher, dass das Volk dich dafür lieben wird. Aber das tun sie ja ohnehin schon«, entgegnete seine Frau mit einem Lächeln. »Durch des finst’ren Schurken Mauern«, begann sie leise das Lied zu singen, das vor langer Zeit über den wlachkischen Krieger gedichtet worden war.
    Sten stöhnte auf: »Das einzig Gute an der Voivodenwürde ist, dass ich künftig jeden aufhängen lassen kann, der dieses dreimal verfluchte Liedchen trällert.«
    »Jeden außer mir«, entgegnete Viçinia ungerührt, was ihren Mann noch lauter seufzen ließ.
    Dann gähnte sie: »Lass uns später weiter über Wlachkis und den Rat reden, ja?«
    Lächelnd nickte Sten und nahm sie in den Arm. Er war müde, doch das Treffen mit Kerr beschäftigte seinen Geist, und so wollte sich der Schlaf nicht einstellen. Vielleicht kann ich Flores überreden, dem Rat anzugehören, wenn sie aus dem Imperium zurückkehrt, ehemalige Voivodin hin oder her. Sie wäre ein guter, wenn auch reizbarer Ratgeber.
    Wir haben zum ersten Mal seit ewigen Zeiten Frieden in unserem Land, das so tiefe Wunden und Narben von all dem Hass trägt. Wir brauchen Menschen, die nicht mehr auf die Schmerzen der Vergangenheit hören. Vielleicht können sich Masriden, Wlachaken und Szarken eines Tages in wahrer Freundschaft die Hand reichen. Es wird ein langer Weg werden, aber wie jede Reise beginnt auch diese mit dem ersten Schritt. Sein Blick wanderte zu der Wiege, in der Natiole schlief. Und wir werden diesen Schritt gehen.

Epilog
     
     
    E twas veränderte sich. Für einen flüchtigen Augenblick verschwanden Schmerz, Verwirrung, Hass und Zorn. Als die Welt zurückkehrte, war sie ruhiger geworden. Die Schmerzen verebbten, der unbändige Hass, der sich auf den Dunkelgeist gelegt hatte und seine Träume vergiftete, löste sich auf und verschwand.
    Sein Bewusstsein lag in der Finsternis, doch am Rande des Erwachens. Er spürte den Kampf über sich, die Blutlust und die Todessehnsucht, die er auch in seinem Inneren trug. Die ungebändigte Trauer, die zu einem grenzenlosen Zorn geworden war.
    Seine Kinder liefen durch die Gebeine der Welt, durch die endlosen Gänge und Höhlen, gehasst, gejagt, gefürchtet. Bei einigen konnte er die Dunkelheit spüren, die von ihnen Besitz ergriffen hatte. Seine Dunkelheit. Ihr Hass loderte in ihm, eine grausame Flamme, die seinen Geist nicht zur Ruhe kommen ließ. Sein Hass glühte in ihnen, verbrannte ihren Geist.
    Aber es gab noch eine andere Stimme in der ewigen Nacht der Unterwelt. Eine ruhige Stimme, eine beruhigende Stimme. Sie drang durch den Schmerz und die Angst und besänftigte die Gedanken. Ihr Gesang war ein Labsal, eine Insel der Ruhe im Sturm der Wirklichkeit.
    Langsam glitt der Dunkelgeist zurück in den Schlaf. Schnee fiel auf das Land, bedeckte es, trieb das Leben in seine Verstecke. Mit der Kälte kam die Ruhe, die beste Zeit.
    Die alten Wunden brannten, doch sie hielten ihn nicht wach. Die neuen Wunden wurden zu Narben. Nicht mehr als alte, unerfreuliche Erinnerungen; einige unter vielen. Oder waren es nur Träume gewesen? War geschehen, was er gespürt hatte? Oder war alles nur ein Traum und niemals wirklich
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