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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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und es werden immer noch mehr. Wir sind ein neuer Stamm, und wir sind groß und stark. Wir Trolle haben wieder Hoffnung.«
    Verwundert blickte Sten den jungen Troll an. Er hat sich verändert. Wir haben uns alle verändert, aber er besonders. Aus dem ängstlichen, jungen Troll ist ein echter Anführer geworden, weitsichtiger und gelassener als andere Trolle. Er erinnert mich an Druan.
    »Ich habe Pards Geschichte in die Wände geritzt. Manche Trolle lernen Lautmalen, indem sie von Pards Taten lesen.«
    »Das ist gut. Er hat es verdient, dass man sich seiner erinnert.«
    »Ich habe auch über Anda geschrieben. Damit auch ihre Geschichte nicht vergessen wird. Warum die Trolle sich bekriegt haben; warum Pard sie tötete und selbst starb.«
    »Was ist mit Andas Trollen?«, erkundigte sich Sten. »Sind noch viele übrig?«
    »Ja. Wir halten sie fern vom Herzen, aber sie verbergen sich. Ohne Andas Führung sind sie schwächer. Ihnen fehlt der Zusammenhalt. Sie töten sich gegenseitig, denn sie sind keine Trolle mehr. Einige sind unter den Bergen hindurch geflohen, in Tunnel, die kein Troll kennt. Einige von uns glauben, dass hinter diesen Tunneln etwas anderes liegt, ein anderes Land mit viel mehr Stollen, Kavernen und Höhlen, als wir uns vorstellen können. Wenn wir sie endgültig besiegen wollen, müssen wir ihnen vielleicht irgendwann folgen.« Kerr schien den Verlust jedes einzelnen Trolls zu bedauern, ob an den Tod oder an Andas Versprechen.
    »Und das Kleine Volk?«
    »Noch verbergen sich die Zwerge in ihren Höhlen. Aber wir wissen, dass sie wiederkommen werden. Turk sagt immer, dass sie bald genug Waffen und Pläne geschmiedet haben. Zwischen uns herrscht eine Waffenruhe, aber mehr nicht.«
    Als er dies hörte, musste Sten schmunzeln.
    »Warum lachst du?«, fragte Kerr.
    »Als ich Pard das erste Mal traf, da konnte er nicht verstehen, dass es eine Waffenruhe zwischen Wlachaken und Masriden gab. Er konnte nicht begreifen, dass wir unsere Feinde nicht ständig bekämpfen.«
    »Diese Pause ist gut für den Stamm. Unsere Feinde sind überall. Solange die Zwerge nicht zu uns kommen, werden wir sie in Ruhe lassen.«
    »Sehr weise. Und, wirst du den neuen Stamm eines Tages führen?«
    Kerr schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Jäger. Aber was ich sage, wird gehört. Turk folgt meinem Rat. Außer, wenn wir kämpfen.« Der junge Troll lächelte, bevor er fortfuhr: »So ist es gut. Trolle brauchen einen starken Anführer. Aber ein guter Anführer weiß, auf wen er hören muss.«
    »So ist es«, stimmte Sten zu, der an seine eigene Situation dachte. Gemeinsam mit Viçinia hatte er den Titel des Voivoden angenommen, der ihnen von vielen Stimmen zugesprochen worden war. Und nun bleibt mir nichts anderes übrig, als an Voivodin Viçinias Seite zu herrschen. So wie Turk und Kerr ihren Stamm führen, müssen wir die Wlachaken in den Frieden führen.
    »Dein Blick ist nicht hier«, stellte Kerr fest. Erneut war Sten erstaunt über die Scharfsichtigkeit und das Verständnis, das der Troll aufbrachte.
    »Es tut mir leid; ich musste an unsere Zukunft denken.«
    »Geht es deiner Gefährtin gut?«
    »Ja. Sie ist wohlauf. Unser Sohn …«, sagte Sten, doch noch immer ließ ihn das Glück dieses Gedankens innehalten. »Unser Sohn hat das Licht der Welt in einem freien Wlachkis erblickt. Vielleicht ist ihm vergönnt, zu erleben, wofür so viele ihr Leben gelassen haben. Wir haben ihn Natiole genannt.«
    »Ich freue mich für dich, Sten. Kinder sind der Schatz eines jeden Stammes. Behüte ihn gut, und erzähl ihm alles, was du weißt.«
    »Das werde ich«, erwiderte der Wlachake inbrünstig.
    »Ich werde jetzt wieder hinuntergehen. Der Stamm wartet auf mich. Wir müssen weiterziehen.«
    »Gut. Werden wir uns wiedertreffen?«
    »Du kannst an diesem Ort eine Nachricht für mich hinterlassen, wenn du mich sehen willst. Mal Zeichen an die Wände. Die Zeit, in der wir Trolle immer tiefer gehen, ist vorbei. Der Dreeg hat uns zusammengeführt, Sten. Ich glaube daran, dass es so sein soll.«
    Sten nickte. Mit belegter Stimme sagte er: »Sichere Wege, Kerr.«
    Lächelnd nickte der Troll und schritt dann zurück in die Dunkelheit, in seine Welt, in der Licht selten und der Tod allgegenwärtig war.
    Sten sah ihm noch lange, nachdem er aus seinem Blickfeld verschwunden war, nach. Dann wandte er sich ab und trat hinaus in das silbrige Licht des Mondes. Seine Schritte führten ihn zurück zu seinem kleinen Lager, wo Dansa auf ihn wartete. Er tätschelte
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