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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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gebunden sind, Marczeg. Das Goldene Imperium wünscht gute Handelsbeziehungen mit diesem Land, so rückständig und primitiv es auch sein mag. Der Krieg ist unseren Interessen nicht dienlich. Die Spaltung, die ihr hervorrufen wollt, würde den Handel stören. Es ist bedauerlich, aber ich kann es nicht ändern.«
    Mit einer Verbeugung erhob sich Sargan. Sein Gegenüber wollte aufstehen, doch seine Beine trugen ihn nicht, und so stürzte Marczeg Laszlár in seinen prächtigen Kleidern zu Boden, wo er sich unter krampfartigen Zuckungen herumwarf.
    »Macht Euren Frieden mit dem Göttlichen Licht, denn Ihr werdet ihm bald begegnen«, riet Sargan, während er zur Tür schritt. Dann drehte er sich noch ein letztes Mal zu dem sterbenden Mann um. »Eines wollte ich Euch noch wissen lassen: Ich warte nicht gern wie ein Hund im Regen, Marczeg.«
    Damit trat Sargan hinaus. Vor der Tür lag Szilas’ Wache, ein junger Masride, in einer sich langsam ausbreitenden Blutlache. Vorsichtig hob der Dyrier sein Gewand und stieg über den Toten hinweg.
    »Folge mir, Balaos. Und Attaga: Sorge dafür, dass man den Leichnam des Marczegs findet. Ich will keine Legendenbildung über ein mysteriöses Verschwinden.«
    »Ja, Gebieter«, antworteten beide Untergebenen wie aus einem Munde. Zufrieden schritt Sargan durch den düsteren Gang. Wenn hier bis zum Frühjahr möglichst geordnete Verhältnisse herrschen, dann kann ich schon bald Ardoly den Rücken kehren. Ardoly? Wohl eher Wlachkis. Ach, wie auch immer.

63
     
     
    D ie Luft war kühl. In den Tälern stand Nebel, doch ansonsten war der mit Sternen übersäte Himmel klar zu sehen. Es roch nach Schnee und nach Kälte, obwohl in den letzten Tagen das erste Tauwetter eingesetzt hatte. Aber nachts gefror das Wasser immer noch in den Fässern im Hof, und große Eisschollen trieben den Magy hinab.
    Ohne große Eile schritt Sten cal Dabrân im Licht des Vollmonds den Hang des Hügels hinab. Obwohl er schon bald in den dichten Nebel eintauchte, verlor er seinen Weg nicht. Die Welt um ihn her verschwand in den grauen Wolken, rückte fort von ihm, aber er spürte sie dennoch. Auch im dichtesten Nebel war sein Weg deutlich für ihn.
    Bald schon erklomm er den felsigen Berghang auf der anderen Seite des schmalen Tals. Die Felsbrocken tauchten schemenhaft im Nebel auf, wie Geister. Ihre Formen wirkten durch den Nebel seltsam verzerrt. Dann lichtete sich der Dunst, und Sten sah wieder den nächtlichen Himmel über sich und vor sich die dunkle Höhle, die wie ein altes, zahnloses Maul in der Flanke des Bergs gähnte.
    Ohne zu zögern, trat der Wlachake in die Dunkelheit. Er überlegte kurz, die Laterne zu entzünden, die er bei sich trug, entschied sich dann aber dagegen. In der Ferne glaubte er, ein dumpfes Grollen zu vernehmen. Spüre ich den Schlag des Herzens?
    Doch das Geräusch verging, ohne dass Sten sagen konnte, was es gewesen war. Das Mondlicht drang nur gedämpft in die Höhle, und Stens Atem bildete im Dämmerlicht Wölkchen.
    »Willkommen in meiner Heimat, hareeg.«
    Die Stimme war klar und freundlich, auch wenn sie aus der undurchdringlichen Dunkelheit kam, die im hinteren Teil der Höhle herrschte. Eine massige Gestalt trat vor. Als das Licht auf den Troll fiel, erkannte der Wlachake sogleich Kerr, obwohl dieser sich verändert zu haben schien. Er wirkte größer und mächtiger, und seine Haltung hätte sicher in jedem anderen Menschen Furcht ausgelöst. Doch Sten empfand nichts anderes als Widersehensfreude.
    Geschickt wickelte der Troll ein kleines Bündel auf, und das Licht der darin enthaltenen Flechten umgab sie mit diesem eigentümlichen, schwachen Schein, dessen Fremdartigkeit Sten schon fast vergessen hatte.
    »Es ist kalt in deiner Welt«, erklärte der Troll und entblößte dabei seine Hauer.
    »Willkommen zurück in Wlachkis, Kerr.«
    »Die Alten sagen, dass es bald wieder wärmer wird. Dass Schnee und Eis gehen müssen, so wie in jedem eurer Jahre.«
    »Das stimmt. Der Frühling steht bevor. Die Winter sind lang und hart in Wlachkis, aber sie gehen vorüber.«
    »Das ist gut. Ich mag die Kälte nicht«, stellte Kerr trocken fest.
    »Das ist die erste Gemeinsamkeit, die ich zwischen dir und Sargan feststelle.«
    Bei dieser Bemerkung grinsten sowohl Mensch als auch Troll.
    »Wie geht es euch? Führt Turk euren Stamm noch an?«, fragte Sten dann.
    »Ja. Wir haben jene gesucht und um uns versammelt, die übrig sind. All die Stammeslosen, die Gejagten, die Verlorenen. Es sind viele,
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