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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Sicherheit bringen wollen, und die meisten der Krieger waren in ihre jeweilige Heimat zurückgekehrt. Da der Weg nach Dabrân nicht weit war, hatte Sten angeboten, einige der Verletzten, die noch nicht reisetauglich waren, vorläufig auf Burg Rabenstein unterzubringen, während der größere Teil nach Désa gebracht wurde. Deshalb war nun eines der Nebengebäude in eine große Krankenstube verwandelt worden, und auf der Burg herrschte ein aufgeregtes Durcheinander, um die vielen unfreiwilligen Gäste zu versorgen und zu verköstigen.
    Aber ein Durcheinander anzurichten ist für meinen Bruder ja nicht gerade unüblich. Und eigentlich ist der Schnee gut für uns; vielleicht überdeckt er einige der Wunden, die dem Land geschlagen wurden, sinnierte Flores, während sie am westlichen Ende des Hofes die Tür eines flachen Gebäudes öffnete und ihr eine Wolke warmer Luft entgegenschlug. Feuerschalen und ein Kamin sorgten dafür, dass diese Unterkunft auch in der Nacht nicht auskühlen konnte. Zielsicher durchquerte die Wlachakin den Raum, schritt vorbei an provisorischen Schlafstätten, mit Tüchern abgetrennten Nischen, an stöhnenden und schlafenden Männern und Frauen, die hier von ihren Verletzungen genasen.
    Tamár genoss dank seiner Stellung natürlich das Privileg eines eigenen Gemachs, aber ihn in der Feste selbst unterzubringen hatte der junge Marczeg nachdrücklich abgelehnt. »Wie würde es aussehen«, hatte er gescherzt, »wenn alle meine Leute hier sind, während ich mich in der Burg von meiner Geliebten pflegen lasse? Meine Krieger würden glauben, dass ich eine Wunde vortäusche, um mir ein angenehmes Leben zu machen.«
    Den Umstand, dass ohnehin niemand davon wissen durfte, dass er ihr Geliebter war, hatte er nicht erwähnt, aber Flores wusste auch so, dass die jetzige Lösung besser war.
    »Guten Morgen, Marczeg Békésar«, sagte sie übertrieben laut und fröhlich, als sie Tamárs Kammer erreichte und den Vorhang, der die Tür verschloss, hinter sich zufallen ließ. Der Masride lag auf einem schmalen Bett, das beinahe von Wand zu Wand reichte, und er grinste schief, als die junge Kriegerin den spärlich eingerichteten Raum betrat. Eine Waschschüssel auf einem Gestell und ein niedriger Hocker bildeten das einzige andere Mobiliar. Auf Letzteren ließ Flores sich sinken und griff nach der Hand des Verwundeten. »Guten Morgen, Tamár«, wiederholte sie wesentlich leiser und nur für seine Ohren bestimmt. Er sieht in den letzten Tagen immer besser aus, dachte sie. Nicht mehr wie der lebende Leichnam, den wir hier hereingetragen haben.
    Ein fester Verband bedeckte die Brust des Masriden, und als er sich in eine aufrechte Position hievte, verzog er das bleiche Gesicht vor Schmerzen. Die gebrochenen Rippen heilten gut, aber sie brauchten ihre Zeit; das hatte zumindest Livian gesagt.
    »Was gibt es Neues, Nemes Flores?«, verlangte er zu wissen.
    »Schnee, und zwar eine ganze Menge. Wenn er den Tag über so weiterfällt, gibt es bald auf den Pässen kein Durchkommen mehr.«
    »Dann hoffe ich, dass das Wetter keinen Bestand hat. Ich möchte noch vor dem Frühjahr nach Turduj zurückkehren. Die Reste von Szilas’ Soldaten müssen vertrieben werden, und wir müssen uns auf das Frühjahr vorbereiten. Der Hund leckt jetzt seine Wunden, aber schon bald wird er wieder bellen und versuchen zu beißen!«
    Wissend nickte Flores. Sie konnte gut verstehen, wie schwer die erzwungene Untätigkeit für den Masriden sein musste.
    »Du wirst es schon schaffen, rechtzeitig wieder auf die Beine zu kommen«, sagte sie mit gesenkter Stimme. »Livian sagt, dass du bald aufstehen kannst.«
    »Ich danke dem Göttlichen Licht dafür, wenn ich endlich aus diesem Loch herauskomme«, knurrte Tamár. »Obwohl Dabrân unbestreitbar auch seine schönen Seiten hat«, ergänzte er mit einem anzüglichen Seitenblick auf Flores.
    »Wenn du schon wieder daran denken kannst, wird es Zeit, dass ich dich zu einem kleinen Faustkampf herausscheuche, damit du aufhörst, den ganzen Tag faul im Bett zu liegen«, entgegnete Flores ungerührt.
    »Ich bin bereit! Zumindest, wenn du dir die Augen verbindest und vielleicht ein Bein in einen Eimer steckst«, räumte der Masride ein.
    Das brachte Flores zum Lachen, doch sie wurde rasch wieder ernst, als ihr einfiel, welche Nachricht sie dem Marczeg noch überbringen musste.
    »Ich gehe vielleicht noch vor dir fort«, begann sie zögerlich. »Gestern Nacht ist ein Bote aus Désa hier eingetroffen. Die Bojaren
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