Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
auf ihr Wort vertraut hätte.
    »Die Verhandlungen laufen gut. Gyula scheint kurz davor zu sein, einem dauerhaften Frieden zuzustimmen«, erläuterte Viçinia, doch Sten sah in ihren Augen, dass diese gute Nachricht nicht alles war.
    »Wenn es nicht nur eine Finte ist, um uns in Sicherheit zu wiegen, dann sind das die besten Neuigkeiten, seit Ionna Zorpad das verfluchte Herz durchbohrt hat. Warum freust du dich also nicht?«
    »Ich freue mich doch. Ein Frieden, vielleicht gar ein Bündnis, ist mehr, als wir uns erhofft haben.«
    »Aber?«
    »Ionna will eine Gesandtschaft an Gyula Békésars Hof schicken. Einen Unterhändler, dem sie vertrauen kann und dessen Wort Marczeg Gyula als bindend betrachtet.«
    »Natürlich«, erwiderte Sten ergeben. »Möglicherweise gar eine Verwandte Ionnas? Vielleicht ihre Schwester, deren diplomatisches Geschick schon während des Krieges zur Legende wurde?«
    »Ionna hat mich gebeten …«
    »Gebeten?«, unterbrach Sten sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Nicht befohlen?«
    »Nein, sie hat mich gebeten, diese Verhandlungen zu übernehmen. Sie glaubt, dass meine Anwesenheit unseren Angeboten Gewicht verleihen wird.«
    »Da hat sie recht«, stimmte der Wlachake zu, nur um leise hinzuzufügen: »Leider.«
    »Bitte?«, fragte Viçinia mit gerunzelter Stirn, aber Sten winkte ab: »Ach, nichts. Es ist nur die Hitze, die macht mich ganz schwindelig!«
    »So, so, schwindelig«, erwiderte Viçinia boshaft und fasste sich mit einer dramatischen Geste an die Stirn. »Ach, herrje, ich bin Sten cal Dabrân. Schaufeln wurde mir nicht in die Wiege gelegt, und die Hitze macht mich ganz schwindelig!«
    »He!«, rief Sten gespielt zornig und packte seinen Spaten. »Soll ich dir zeigen, wie gut ich schaufeln kann?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, begann er mit dem Spaten Wasser aus dem Fluss hinüber zu seiner Frau zu spritzen, die jedoch nur die Arme ausbreitete und »Herrlich!« rief.
    Schließlich tauchte er selbst seinen Kopf noch einmal unter, bevor sie sich auf den Weg zur Burg machten. Unterwegs sprachen sie nicht mehr über die Botschaft und versuchten in stillem, beiderseitigem Einverständnis, den Gedanken an die baldige Trennung zu unterdrücken.
     
    Als sie sich der Burg näherten, einem gedrungenen, rechteckigen Wehrgebäude, fiel Stens Blick unweigerlich auf den Ostturm, dessen geschwärzte und halb eingestürzte Mauern anklagend in den Himmel ragten. Als die Bediensteten des Baró Házy nach der letzten Schlacht gegen die Masriden Burg Rabenstein fluchtartig verlassen hatten, war ihr Zorn groß genug gewesen, um noch ein Feuer zu legen. Nur ein beherztes Eingreifen der Bewohner Dabrâns hatte verhindert, dass die Anlage bis auf die Grundmauern niederbrannte.
    Noch eine Arbeit, die endlich getan werden muss, dachte Sten, wobei er sich leicht schuldig fühlte, ausgerechnet den Wiederaufbau des Turmes schon so lange hinausgezögert zu haben. Da der alte Wohntrakt seiner Familie zerstört war, hatten Viçinia und er ihr Schlafzimmer in den Gemächern des Burgvogts eingerichtet, und Costin war zeitweilig zum Gesinde gezogen. Doch obwohl sich seine Frau nicht beschwerte und Costin sogar froh darüber zu sein schien, während seiner Aufenthalte auf der Burg reichlich weibliche Gesellschaft zu haben, versetzte der Anblick des Turms Sten jedes Mal einen Stich.
     
    Da Sten nach einem herzhaften Mahl noch einige Gespräche mit Händlern und Handwerkern aus der Stadt führen musste, die sich über den schlechten Zustand der Straßen und den dadurch verminderten Handel beschwerten, dauerte es bis weit nach Sonnenuntergang, bis er Viçinia wiedersah. Sie hatte sich in das kleine Schreibzimmer zurückgezogen und verfasste einige Briefe und Depeschen, die ihre Reise vorbereiten sollten. Als Sten das Zimmer betrat, einen Krug mit verdünntem Wein und zwei Becher in der Hand, wandte sie sich ihm zu: »Haben die Wölfe von dir abgelassen?«
    Das ließ den Wlachaken auflachen, aber seine Antwort war ernst: »Ihre Forderungen sind berechtigt. Die Straßen sehen schlecht aus, der letzte Herbst und Winter haben viel zerstört. Aber wir brauchen gerade jeden Mann und jede Frau auf den Feldern und für den Aufbau der Stadt. Ich würde die Straßen gern wieder herrichten lassen, allein, mir fehlen die Arbeitskräfte.«
    »Was ist mit den Flüchtlingen? Wenn die Unterkünfte erst gebaut sind, gibt es kaum mehr etwas für sie zu tun.«
    »Wir können doch nicht Frondienste von ihnen verlangen. Dann wäre ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher