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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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»Du bist es nicht wert, die neuen Wege zu beschreiten. Trolle töten. Trolle töten alles, was sich ihnen entgegenstellt. Keine Flucht mehr, keine Niederlagen! Wir sind Trolle!«
    Die letzten Worte hatte die Trollin hinausgeschrien, und sie kehrten als Echo zurück, wehten durch die Höhle und den Felsspalt: »… sind Trolle … Trolle … Trolle.«
    Die Macht in diesen Worten fuhr Kerr durch Mark und Bein, und düstere Verzweiflung ergriff Besitz von ihm, denn er begann zu ahnen, dass Anda und die Trolle, die ihr folgten, unbarmherzige Jäger sein würden.
    »Trolle töten keine Trolle«, gab er zurück, doch selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Erwiderung schwach und zittrig.
    »Wie du willst«, wiederholte Anda abfällig, »dann folge doch einfach Druan.«
    Aus mehreren Kehlen ertönte ein tiefes Lachen, das Kerr nicht deuten konnte, dann prallte etwas Schweres gegen ihn, etwas Feuchtes, das ihn von der Wand riss und unaufhaltsam in die Tiefe stürzen ließ. Ein Schrei löste sich von seinen Lippen. Ein letztes Mal fuhr es ihm durch den Kopf: Trolle töten keine Trolle! Dann schlug er auf dem harten Felsboden auf, und die Dunkelheit verschlang ihn ganz.
     
    Stimmen rissen ihn wieder hinauf, auch wenn die Rückkehr in seinen Körper schier unerträgliche Schmerzen bedeutete. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Jemand träufelte ihm einige Tropfen lauwarmen Wassers auf die Lippen. Irgendwo in einigen Schritt Abstand war eine schwache Lichtquelle, die jedoch mehr Schatten als Licht zu spenden schien. Massige Gestalten, deren Gesichter im Schatten lagen, standen um Kerr herum.
    »Kerr?«, fragte eine vertraute Stimme, die der junge Troll nach kurzem Grübeln als die Pards erkannte.
    »Ja«, krächzte er zur Antwort.
    »Was ist geschehen?«
    »Sie … sie haben Druan getötet. Und mich von der Felswand gestoßen«, antwortete Kerr langsam, denn jeder Atemzug ließ einen stechenden Schmerz in seiner Brust aufflammen.
    »Wie viele?«
    »Ich weiß nicht. Viele. Anda war dabei.«
    »Anda!«, knurrte Pard mit tiefem Grollen.
    »Sie haben Druan oben getötet. Sie haben ihn bestimmt mitgenommen.«
    »Nein. Er ist hier«, erwiderte Pard und deutete hinter sich, wo ein Troll sich gerade über eine am Boden liegende Gestalt hermachte.
    »Sie haben ihn … sie haben ihn hinuntergeworfen? Sie haben nicht sein Fleisch genommen?«
    »Nicht einmal das.«
    Plötzlich musste Kerr an seine letzten Augenblicke in der Felswand denken, an den Aufprall, der ihn in die Tiefe gerissen hatte.
    »Sie haben ihn auf mich geschleudert«, erkannte er. »Sie haben ihn getötet und weggeworfen. Wie … wie …«
    »Wie abgenagte Knochen«, fauchte Pard grimmig.
    »Druan hat mir von Anda erzählt. Darüber, was ihr zusammen an der Oberfläche erlebt habt. Was ist mit ihr geschehen?«, fragte Kerr.
    »Weiß nicht.«
    »Wir müssen aufbrechen, Pard«, fiel ein anderer Troll in das Gespräch ein, »sie könnten noch in der Nähe sein. Wir müssen in Bewegung bleiben.«
    Pard grunzte zustimmend und sah Kerr prüfend an. »Kannst du aufstehen?«
    Schwach versuchte der junge Troll sich aufzurichten, doch seine Gliedmaßen wollten ihm einfach nicht gehorchen.
    Nachdem Pard den Bemühungen eine Zeitlang zugesehen hatte, wandte er sich an zwei andere Trolle: »Wir nehmen ihn mit. Los, helft im!«
    »Was?«, fragte einer der Trolle entgeistert. »Mitnehmen? Wer weiß, ob er überhaupt durchkommt. Wir müssen schnell sein!«
    »Wir nehmen ihn mit!«, donnerte Pard. »Also spar dir deinen Atem, verfluchter Zwergenmist! Oder …«
    Das letzte Wort hing drohend in der Luft. Einen Herzschlag lang sah es so aus, als wolle der andere Troll sich widersetzen, doch dann nickte er missmutig. Pard wandte sich wieder Kerr zu.
    »Was hat Druan dir gesagt?«
    »Er wollte dich finden. Er sagte, wir müssen zu den Menschen. Zu Sten und … Van… Vangeliu? An die Oberfläche, weil dort …«
    Ein lautes und ausführliches Fluchen unterbrach ihn. Es dauerte eine Weile, bis Pard sich wieder beruhigt hatte. »Großartig. Die beschissene Oberfläche mit ihren schwachsinnigen Menschen. Zdam, Roch, jetzt Druan. Ich bin wohl der Letzte, der weiß, wie es da aussieht.«
    »Anda«, warf Kerr ein.
    »Ja, Anda auch. Deswegen sollten wir uns beeilen, sie kennt die Wege genauso gut wie ich. Ausgerechnet Sten! Ich kann sein Jammern schon wieder hören«, stöhnte Pard. »Nein! Nicht töten! Lasst bitte alle am Leben«, rief er mit hoher Fistelstimme, was ihm einige erstaunte
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