Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Muskeln seines Feindes musterte. Der andere Troll war sicherlich ein bis zwei Köpfe größer als Kerr und von massiger Gestalt. Seine Haut war dunkel und von kleinen Wölbungen übersät. Für einen Augenblick schien es Kerr, als ob diese Beulen sich bewegten, als ob etwas unter der Haut des Trolls entlangkroch, wie Insekten vielleicht. Verwundert schüttelte Kerr den Kopf. Schatten, dachte er, mehr nicht. Aber ja, sie sind anders. Die Augen. Tatsächlich waren die Augen seines Gegners von einer tiefen Schwärze erfüllt, dunkler als Kerr es jemals bei einem anderen Troll gesehen hatte. Sie wirkten eher wie Löcher in dem breiten Gesicht, denn ihnen fehlte der gelbe Rand.
    Vorsichtig umkreisten die Trolle einander, bis der Große stehen blieb und die Hand von der Wunde nahm. Genüsslich leckte er sich das eigene Blut von den Fingern und sah Kerr amüsiert an. Erstaunt erkannte dieser, dass von der Bisswunde kaum eine Spur zu entdecken war. Unter dem Blut konnte er neue Haut sehen, die sich bereits jetzt dort spannte, wo Kerr vor wenigen Augenblicken noch gewütet hatte. Entsetzt blickte der junge Troll auf die blutige Hand seines Feindes.
    »Du kannst mich nicht besiegen«, erklärte der große Troll gelassen, als hätte er Kerrs Gedanken gelesen. »Wir sind wahre Trolle. Schließ dich uns an, noch kannst du es.«
    »Nein«, keuchte Kerr und biss die Zähne zusammen.
    »Dann wirst du sterben!«
    »Es ist falsch«, entgegnete der junge Troll wild.
    »Falsch?«, der große Troll lachte böse auf. »Wie kann es falsch sein zu siegen? Wie kann es falsch sein, unsere Feinde zu vernichten?«
    In der Dunkelheit verstummten die Geräusche der anderen Kämpfer. Siegessicher blickte der Troll Kerr an: »Dein Freund ist tot. Jetzt bist du dran.«
    Verzweifelt lauschte der junge Troll in die Finsternis, blickte aus den Augenwinkeln nach links und rechts, doch Rettung war nirgends in Sicht. Seine Arme und Beine fühlten sich schwer an, erschöpft vom langen Laufen und dem heftigen Kampf. Sein Rücken schmerzte von den machtvollen Hieben seines Feindes. Doch all diese Empfindungen schwanden nun, sanken in seinen Leib hinab und flossen aus seinen Füßen in den Stein der Berge. Stattdessen ergriff eine Kälte von ihm Besitz, als wäre er bereits tot. Ich kann gegen sie beide nicht gewinnen. Und es kommen noch mehr von ihnen. Aber ich kann einen von ihnen mitnehmen.
    Vor wenigen Augenblicken hatte der drohende Tod ihm noch Angst eingejagt, jetzt bedeutete er nichts mehr. Kerr sammelte noch einmal seine Kräfte, spannte seine Muskeln an. Da tauchte Druan hinter dem Gegner auf, blutüberströmt und mit tiefen Wunden übersät. Überrascht zögerte Kerr einige Herzschläge, als Druan mit einem wütenden Schrei über den Troll herfiel. Während dieser herumwirbelte, sprang nun auch Kerr nach vorn und packte einen Arm. Druan hatte seine Fänge in die Schulter des anderen geschlagen, während Kerr ihn nun zu Boden zog. Gemeinsam drückten sie den Feind mit dem Gewicht ihrer Körper nach unten und schlugen auf ihn ein.
    »Lauf!«, befahl Druan wieder, und für einen Moment sah Kerr die Augen des älteren Trolls aufblitzen. Obwohl seine Instinkte dagegen rebellierten, obwohl er nichts sehnlicher wünschte, als den Leib seines Feindes zu zerfetzen, erhob er sich taumelnd und stolperte davon. Weit kam er jedoch nicht, denn mehrere Gestalten lösten sich aus der Dunkelheit und schnitten ihm den Weg in Richtung Felsspalte ab. Entsetzt erkannte Kerr weitere riesige Trolle. Bevor er reagieren konnte, waren zwei bei ihm und packten ihn mit eisernem Griff. Ohne seine Versuche, sich zu wehren, zu beachten, schleiften sie ihn wortlos zurück zu Druan und dem anderen Troll, die widerwillig voneinander abließen, als eine tiefe Stimme rief: »Genug!«
    Keuchend kniete Druan am Boden, während sein Gegner langsam aufstand und einige Schritte zurücktrat. Erst jetzt sah Kerr die Gestalt, die gesprochen hatte. Es war ein gewaltiger Troll, größer als jeder andere, den Kerr jemals gesehen hatte. Die Kreatur stand am äußersten Rand des Lichtkreises, als ob sie selbst den schwachen Schein verabscheuen würde. Nur ein dunkler Schatten war zu sehen, doch strahlte dieses Wesen eine unfassbare Macht aus, die jeden Gedanken an Gegenwehr in Kerr einfach auslöschte.
    »Du hast versagt, Druan«, ertönte die Stimme erneut.
    »Nein«, widersprach der Troll und richtete sich mühsam auf.
    »Ein Mal noch biete ich dir meinen Weg an. Unseren Weg.«
    »Lass die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher