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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe
Autoren: Barbara Wood
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starb, aufs Haar glich. Er hat uns nicht nur allen das Leben gerettet, Ulrika, sondern auch den Weg gewiesen. Ich glaube, er war ein Zeichen dafür, dass ich nach so vielen Jahren des Herumstreifens in der Welt nach Hause zurückkehren sollte. Und es ist auch die Antwort darauf, wohin wir Jakobs sterbliche Überreste bringen sollen. Zum Altar der Gaia, einem heiligen Ort.«
    »Ich bin damit einverstanden, dass wir Jakob zu jenem heiligen Ort bringen«, mischte sich Rachel ein.
    »Meister«, drängte Primo. »Wir müssen weiter. Hier können wir nicht länger bleiben. Die Prätorianer suchen gerade die Gegend um das Schatzamt ab. Das könnten wir nutzen und rasch verschwinden.«
    »Wohin denn?«, fragte Timonides und erhob sich von der Marmorbank. »Nero hat dein Anwesen und die Karawane konfisziert. Du bist mittellos.«
    »Keine Sorge, ich habe genug Freunde, die mir helfen werden.«
    »Ich ebenfalls«, sagte Primo.
    »Auch meine Glaubensbrüder hier werden uns zur Seite stehen.«
    Ulrika öffnete die Hand und war bass erstaunt, dass sie noch immer den Smaragd umklammert hielt. Timonides stieß einen Pfiff aus. »Der dürfte ein hübsches Sümmchen einbringen!«
    »Nicht wenn Nero uns sucht«, meinte Primo finster. »Er dürfte es bereits bedauern, uns und den Barbaren freigelassen zu haben, und wird uns Legionen hinterherschicken.«
    Nach einem Blick in das grüne Herz des Edelsteins schüttelte Ulrika jedoch den Kopf. »Nero wird uns nicht suchen. Vom heutigen Tag an wird seine Beliebtheit rasch sinken. Wenn sich herumspricht, wie er General Vatinius behandelt und ihm eine Siegesparade mit seinem gefesselten Gefangenen vorenthalten hat, wird sich die Armee gegen den Kaiser stellen. In vier Jahren wird er so unbeliebt sein, dass der Senat ihn zum öffentlichen Feind erklärt und über seine Hinrichtung verfügt. Nero wird durch seine eigene Hand sterben, mit einem Dolch in der Kehle.«
    »Es wird höchste Zeit, von hier zu verschwinden«, mahnte Sebastianus. »Noch werden uns die Prätorianer nicht entdecken. Im Norden der Stadt lebt ein Mann, der uns eine Weile bei sich aufnehmen wird. Ich habe ihm einst eine Gefälligkeit erwiesen …«

41
    »Wir sind da!«, rief Sebastianus und trieb sein Pferd zu einem raschen Galopp an.
    Sie hatten von Ostia aus das Große Grün überquert und waren in der römischen Kolonie Barcino an der nordöstlichen Küste Hispaniens an Land gegangen. Von dort aus war die Karawane – Pferde, Maultiere, Wagen und Menschen – entlang neu angelegter römischer Straßen und tief ausgefahrener Wege, die auf längst in Vergessenheit geratene Vorfahren zurückgingen, in westlicher Richtung weitergezogen, vorbei an kleinen Weilern, verstreuten Bauernhöfen, abgeschiedenen römischen Villen und gelegentlich einem militärischen Außenposten. Die Landschaft wechselte zwischen Flachland und Bergen, war einmal grün, dann wieder von Felsen durchzogen, und darüber wölbte sich ein tiefblauer Himmel, über den dickbauschige Wolken zogen. Der Wind zeigte sich unberechenbar, kam einmal von vorn, dann wieder von hinten; die Nächte waren frostig, während es tagsüber warm war. Im fernen Norden grüßte die nach der mythologischen Prinzessin Pyrene benannte Bergkette, jenseits davon lag das Land der Gallier.
    Nach wochenlanger Reise hatte die erschöpfte Karawane endlich den letzten Bergkamm auf ihrem Weg erreicht, und jetzt breitete sich unter ihnen eine so üppig grüne Landschaft aus, dass Ulrika sie für eine Luftspiegelung hielt. Inmitten von steil ansteigenden bewaldeten Hängen sah man weißgekalkte Häuser, umgeben von Weideflächen und Obstgärten, die durch Trampelpfade miteinander verbunden waren; etwas weiter entfernt befand sich ein belebter Markt mit einer Schmiede, kleinen Werkstätten für Metallarbeiter und Steinmetze sowie einer aus Holz errichteten Festung, die römischen Soldaten als Unterkunft diente. Eine Siedlung, die sich allmählich zur Stadt mauserte. Am Horizont weitere sanfte grüne Hügel, durchzogen von kleinen Häusern, Weiden, Gemüsegärten.
    Sebastianus stiegen die Tränen in die Augen. Er zügelte sein Pferd und fand erst einmal keine Worte. Ulrika, die vor ihm saß, war ebenfalls sprachlos vor Staunen.
    »Dort unten ist das Haus meiner Familie«, sagte Sebastianus schließlich und deutete zu einem etwas abseits gelegenen Anwesen mit mehreren Gebäuden und Gärten und Tiergehegen. »Und dort hinten«, sagte er und wies nach Westen, »ist das Ende der Welt, von den
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