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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle
Autoren: Berndt Guben
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Weißen, die hier landeten.« »Ja, vielleicht. Aber unwahrscheinlich. Denn der eine oder andere Eurer Gefährten wird sich über kurz oder lang jener Insel erinnern und sein Geheimnis für einen Beutel Gulden oder ein paar Flaschen Rum mit Freuden preisgeben. Es ist auf all diesen Inseln so gewesen. Die ersten, die sie entdeckt haben, waren gut. Sie brachten Missionare mit sich, die von der Liebe unter den Menschen redeten. Dann kamen die Kaufleute ins Land, richteten ihre Agenturen ein und trieben eine Weile ehrlichen Handel, bis sie merkten, daß ein Weißer an List, Tücke und Bewaffnung hundert Eingeborene aufwiegt. Die Kaufleute riefen die Soldaten, und wenn sich diese beiden verbunden hatten, war der friedliche Handel vorbei, und Raub und Sklaverei begannen.« »Ich weiß das alles, Mutatulli. Ich wünschte, wir hätten tatsächlich eine unbewohnte Insel entdeckt. Und vielleicht würde ich noch umkehren, wenn es von mir allein abhinge. Aber die Macht dazu habe ich nicht. Und dann bin ich davon überzeugt, daß es bei der fortschreitenden Entwicklung des Schiffbaus und der Seefahrt in kurzer Zeit ohnehin keine unbekannten Inseln mehr geben wird.«
    Mittlerweile war das Lager zu vollem Leben erwacht. Rufe klangen herüber und hinüber. Man wünschte sich allseitig einen guten Morgen. Immer mehr Feuer wuchsen. Als einer der letzten erwachte Ernesto, der Maat.
    »Hast du schon Feuer gemacht?« fragte er schlaftrunken und rieb sich die Augen.
    Nichts rührte sich neben ihm. Niemand beantwortete seine Frage. Er gähnte laut und blickte
neben sich, wo er Fernando wähnte. Der Platz war leer.
»Maldito«, brummte er, »wo steckt der Kerl?«
Er stand auf, streckte und reckte sich und schaute sich suchend um. Als er kopfschüttelnd eine
Weile gewartet hatte, legte er trichterförmig die Hände um den Mund und rief mit lauter Stimme,
daß es weithin über den ganzen Lagerplatz schallte:
»Fernando, he, Fernando! — Wo steckst du, Kerl?«
Er ging zu einem in der Nähe brennenden Feuer und fragte:
»Habt ihr Fernando de Navarra gesehen?«
Kopfschütteln.
    Wieder brüllte Ernesto mit überlauter Stimme nach dem Vermißten. Ein anderer Maat fuhr ihn an:
    »Schrei doch nicht, als wenn dein Leben davon abhinge, ob der Student da ist oder nicht!« »Halts Maul!« Ernesto war wütend. »Der Junge hat Feuerstein und Lunte in der Tasche. Und außerdem kann ich nicht kochen.«
    »Wer nicht kochen kann, soll auch nicht essen«, brummte der andere.
    Ernesto fragte jeden, dem er begegnete, nach Fernando. Niemand konnte ihm Auskunft geben. Auch auf den Schiffen fand der Maat seinen Freund nicht.
    Nach einer Weile blieb er stehen und dachte daran, daß ihn Fernando während der Nacht einmal wegen seines Schnarchens gescholten hatte. Vielleicht lag er noch irgendwo abseits und schlief. Aber wo? Es gab außer dem Gebüsch dort hinten sonst im weiten Rund keinen unübersichtlichen Fleck.
    Ernesto zuckte die Schultern und ging zum Koch, um von dessen Frühmahl etwas zu bekommen. Als die Sonne etwas höher stand und ihre Strahlen alles wärmten, erloschen die Feuer. Und die Muskatnußernte begann. Hart am Ufer hatte man mehrere Persennings gelegt, auf denen unter Mutatullis fachmännischer Leitung die teilweise noch feuchten Fruchtkerne zum Trocknen ausgebreitet wurden. Emsiges Leben und Treiben herrschte.Michel ließ die Kapitäne und Steuerleute zu einer Besprechung bitten.
    »Mutatulli«, sagte er, »hat während der Nacht festgestellt, daß die Insel bewohnt ist. Um Zwischenfälle zu vermeiden, werde ich jetzt mit Ojo und dem Häuptling zu den Hütten der Eingeborenen gehen, um ihnen zu unterbreiten, daß wir in friedlicher Absicht gekommen sind und die Ernte bezahlen werden. Ich hoffe, ihr seid mit diesem Vorschlag einverstanden, Caballeros.«
    Der einzige, der diesem Vorhaben zuzustimmen schien, war der alte Porquez. Die anderen machten säuerliche Gesichter. Sie konnten nicht verstehen, daß man freiwillig für etwas bezahlen wollte, das nach ihrer Meinung niemandem gehörte. Sie hatten die Insel entdeckt, und damit war sie nach dem Recht aller zivilisierten Nationen das Eigentum dieser Entdecker oder ihrer Könige. Was bedeutete es schon, daß hier Wilde lebten, die bis heute unabhängige Menschen geblieben waren!
    Marina war die erste, die ihre Stimme erhob.
    »Ich glaube, Miguel, Ihr geht wieder einmal ein wenig zu weit. Ihr selbst seid es doch gewesen, der die Insel entdeckt hat. Sie gehört Euch. Und was auf Euerm Eiland
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