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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle
Autoren: Berndt Guben
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wächst, das braucht Ihr nicht zu bezahlen.«
    »Ihr gestattet, daß ich anderer Meinung bin«, entgegnete Michel ruhig. »Wenn Ihr von diesen Dingen schon eine andere Auffassung habt, so bitte ich Euch wenigstens, das Nützliche meines Vorhabens einzusehen. Wißt Ihr, ob sich die Eingeborenen nicht schon zusammenrotten, um uns anzugreifen? Sie werden sich nicht einfach wegnehmen lassen, was ihnen durch Jahrhunderte gehört.«
    »Laßt sie doch kommen«, rief Don Hidalgo mit blitzenden Augen. »Wir geben ihnen ein paar Breitseiten in die
    schwarzen Bäuche, und damit ist die Sache erledigt. Ich stimme der Gräfin bei.«
    »Wir sind keine Mörder«, antwortete Marina. »Habt Ihr schon auf dem Meer zahme Kaufleute aus uns gemacht, so laßt uns wenigstens hier unserer Art gemäß handeln.«
    »Wir hatten uns doch darauf geeinigt, und zwar in Istanbul schon, daß wir unsere Art ändern wollten. Warum ist es bis jetzt gegangen und soll nun vorbei sein?«
    Die anderen antworteten nicht darauf; aber ihr eisiges Schweigen kam durchaus einer Ablehnung
gleich.
Michel zog die Stirn in Falten. Dann meinte er kurz:
    »Komm, Ojo, hole unsere Waffen, wir gehen. — Auch ohne Zustimmung der Señores und der Señorita.«

    5

    Tunatatschi ging gemäßigten Schritts mit unverkennbarer Würde über die sich im frühen Wind wiegenden Wiesen. Er bemerkte nichts von der Schönheit der Natur, er war sie gewohnt. Sie umgab ihn täglich. Und täglich war er auch ihrer Lieblichkeit angepaßt, ohne es zu spüren; denn er gehörte zu ihr wie ein Stück davon.
    Heute war das anders. Heute beschäftigte ihn die Landung der Fremden zu stark. Instinktiv fühlte er kommendes Unheil. Eine unausgesprochene Bedrohung lag in der Luft.
    War es richtig, daß er zu Hassan ging, um mit ihm über die unbefugten Entdecker der Insel zu sprechen? Konnte ihm Hassan helfen? Und wenn er es konnte,würde er es tun? Wie sollte er, Tunatatschi, verhindern, daß der arabische Kaufmann das große Geheimnis der Insel entdeckte, die Muskatnußbäume?
    Tunatatschi brütete vor sich hin. Ein Beobachter hätte den Eindruck haben müssen, daß er im Gehen schlief.
    Zögernd blieb er stehen. Sein Gesicht erhellte sich plötzlich. Er kannte die Welt, die weißen, die arabischen und die indischen Kaufleute gut genug, um zu wissen, daß sie nichts dabei fanden, sich vor Konkurrenzneid gegenseitig umzubringen. Sie, alle diese Fremden, hatten etwas in Gebrauch, das sie höher werteten als Vernunft und Verstand, ein Metall, aus dem sie runde Stücke schnitten, die sie mit Bildern verzierten. Dieses Metall nannten sie Geld.
    Tunatatschi dachte mit Befriedigung an dieses Geld. Hier mußte er ansetzen.
    Stück für Stück setzte er im langsamen Gehen seinen Plan zusammen. Stück für Stück nahm das Ganze Gestalt an. Als er den Liegeplatz des weißen Seglers erreichte, der Hassan gehörte, war der Plan fertig, in allen Einzelheiten durchführbar.
    Auch Hassans Leute zogen es vor, auf diesem idyllischen Eiland draußen im Freien zu nächtigen. Nur sah ihr Nachtlager etwas bequemer aus als auf der anderen Seite der Insel am Fluß. Blaue Zelte standen hier. Es war alles recht wohnlich und entbehrte nicht einer gewissen Ordnung.
    Tunatatschi schien sich hier auszukennen; denn er ging zielsicher auf eines der Zelte zu, das sich nur dadurch von den anderen unterschied, daß zwei Wachen davor saßen.
    Die Wächter kannten den Fürsten der Insel. Einer erhob sich und bedeutete ihm zu warten. Er trat ins Zelt und erschien gleich darauf wieder in Begleitung Hassans, des Händlers. Hassan verbeugte sich höflich nach arabischer Sitte und fragte in holländischer Sprache : »Was kann ich für Euch tun, mein König?«
    Tunatatschi freute sich jedesmal, wenn er von dem gerissenen Araber »Mein König« tituliert
wurde. Er kannte diesen Begriff vom Umgang mit den Weißen und wußte, daß das das Höchste
war, was es unter ihnen gab.
»Ich habe einen Auftrag für Euch, Tuan.«
»Ich stehe gern zu Diensten, wenn es mir möglich ist.«
Er machte eine einladende Handbewegung und zog die Eingangsplane seines Zeltes ein wenig
zurück.
Tunatatschi trat vor ihm durch die Öffnung.
    Drinnen nahm der Araber als erstes eine Flasche aus Steingut zur Hand und goß dem Herrscher der Insel Wein in eine Schale. Tunatatschis Augen leuchteten gierig; aber er wies das begehrte Getränk zurück. Jedesmal, wenn er einen Schluck davon genoß, spürte er einen Schleier vor seinen Augen, ein behagliches Gefühl sonst, aber
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