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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit
Autoren: Corrine Jackson
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Wunsch, das alles einmal fünf Minuten lang zu vergessen, schlängelte ich mich mit Lucy durch die Menge, bis wir neben Greg und Susan eine freie Stelle auf der Tanzfläche fanden. Sie hielten sich in den Armen und hatten nur Augenund Ohren füreinander. Lucy und ich grinsten. Wir freuten uns, dass sich die beiden von Wir-sind-doch-nur-Freunde zu einem richtigen Paar entwickelt hatten. Unsere hübsche Freundin war schon ewig in Greg verknallt gewesen, bevor ihm klar geworden war, dass es ihm genauso ging.
    Marina Gilbert, die Leadsängerin von Brandons Band, sprang mit dem Mikrofon in der Hand auf und ab. Das blaue Haar stand ihr vom Kopf ab, und ihr Blick war glasig, als hätte sie zu viel getrunken. Die Band machte wett, was ihre Stimme vermissen ließ. Brandon legte auf seiner Gitarre ein Hammersolo hin, und die Scheinwerfer glitten über seine gepiercten Ohren und die tätowierten Efeuranken auf seinem Bizeps. Wie Lucy und Asher hatte auch Brandon viel dazu beigetragen, dass ich in dieser kleinen Stadt am Meer heimisch wurde. Sogar das Schwimmen hatte er mir beigebracht, damit ich mich in der Nähe des Wassers wohlfühlte. Ich beobachtete, wie er da auf der Bühne abging, und fiel automatisch in das Kreischen der anderen mit ein.
    Brandon grinste, als er mich entdeckte. Ich drückte bei meinem Handy auf eine Taste, damit das Display aufleuchtete, und schwenkte es, da ich kein Feuerzeug hatte, mit erhobenem Arm hin und her. Brandon warf den Kopf zurück und lachte.
    Jemand stieß gegen mich und legte mir seine starken Arme um die Taille. Asher beugte sich hinunter und brüllte über die Musik hinweg: »Ich hätte auf dich hören sollen. Verzeihst du mir, dass ich so ein Trottel war?«
    Die Worte kitzelten in meinem Ohr. Ich lehnte mich an ihn und genoss seine Umarmung. Wo immer wir uns berührten, breitete sich Wärme aus, und ich dachte: Natürlich! und Ich liebe dich! und Küss mich!
    Plötzlich spürte ich keinen Boden mehr unter den Füßen: Asher hatte mich hochgehoben und trug mich, fest an seineSeite gedrückt, von der Tanzfläche weg. Durch seine Größe brachte er die Menge dazu, sich zu teilen. Ich lachte über seine Eile und winkte meinen amüsierten Freunden zu. Ehe ich mich’s versah, waren wir außerhalb des Clubs in dem überdachten Innenhof angekommen. Asher packte mich an beiden Hüften und ließ mich bis auf die Zehenspitzen hinab, sodass mein Mund mit seinem auf einer Höhe war. Er drückte seine vollen Lippen auf meine, und ich wühlte mit den Fingern in seinem Haar – und vergaß alles um uns herum.
    Plötzlich explodierte vor meinen Augenlidern eine Feuerwerksshow. Ganz und gar in meinen Gefühlen für Asher verloren, begriff ich nicht gleich, dass die grünen Funken echt waren. Wir rissen uns gleichzeitig voneinander los und seufzten beide enttäuscht auf. Wir hatten völlig vergessen, unsere Schutzwälle hochzufahren. Die grünen Funken, die immer dann auftauchten, wenn ich Beschützer heilte, bedeuteten, dass mein Körper damit begonnen hatte, Asher nach und nach von seiner Unsterblichkeit zu erlösen. Das war zwar in diesen kleinen Dosen für keinen von uns schmerzhaft, konnte aber jemandem, der zufällig mitbekam, wie wir die Nacht erhellten, einen Heidenschreck einjagen.
    Er drückte seine Stirn an meine und mir fiel auf, dass er die Mundwinkel leicht nach unten verzog. Das hatte er schon mal getan. Aus irgendeinem Grund – vielleicht weil gemischtes Blut in meinen Adern floss – beeinflusste ich Asher auf eine Weise wie noch keine andere Heilerin zuvor. Je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, je öfter wir uns berührten, umso mehr fühlte er mich, gewann seine menschlichen Sinne zurück. Als ich ihn das letzte Mal geheilt hatte, hätte ich ihn beinahe vom Leben in den Tod befördert, weil meine Beschützerinstinkte eingesetzt und ihm seine Energie geraubt hatten. Und als ich ihm seine Unsterblichkeit zurückgegebenhatte, hätte mich das beinahe das Leben gekostet. Ein Kuss wie dieser, ganz ohne hochgefahrene Mauern, war dumm, leichtsinnig und … einfach atemberaubend.
    Um die Anspannung zu lösen, sagte ich das Erstbeste, was mir einfiel: »Ups?«
    Es funktionierte. Asher entspannte sich und lachte, und das Geräusch polterte durch seinen Brustkorb hindurch und erfasste mich da, wo wir uns berührten.
    »Du bist viel verführerischer, als dir guttut. Und mir, wenn man’s recht bedenkt.« Er liebkoste mit den Lippen wieder die Sommersprosse an meinem rechten Mundwinkel.
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