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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit
Autoren: Corrine Jackson
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Schwester binnen weniger Sekunden im Wald vor dem viktorianischen Herrenhaus der Blackwells wiedergefunden. Wie zum Beweis, dass ich recht hatte, schob sich Lucy an Lottie vorbei. Meine Schwester, die zwar über keinerlei Gaben, dafür aber über jede Menge Selbstbewusstsein verfügte, hatte Lottie nie verziehen, als sie vor ein paar Wochen gedroht hatte, Beschützern, die mich töten wollten, von meiner Existenz zu erzählen. Auch Asher hatte ihr das noch nicht vergeben, und manchmal tat mir Lottie deswegen leid. Sie wollte nichts mit mir zu tun haben, oder mit den Schmerzen, die sie durch meine Nähe erlebte. Wirklich verübeln konnte ich ihr das nicht.
    Meine Halbschwester und ich hätten nicht verschiedener aussehen können. Wo ich die welligen aschblonden Haaremeiner Mutter und die Größe, die blauen Augen und die gebräunte Haut unseres Vaters geerbt hatte, war Lucy das Ebenbild ihrer Mutter: kurze rote Locken, eine zierliche Figur, braune Augen und eine blasse Haut. Standen wir nebeneinander, dann reichte sie mir gerade mal bis zu den Schultern.
    Außerdem waren wir völlig unterschiedlich aufgewachsen. Während ich von Dean Prügel bezogen hatte, seitdem ich elf war, war Lucy wohlbehütet groß geworden, ohne etwas von Beschützern und Heilerinnen zu wissen. Als mich mein Vater aus New York zu ihnen geholt hatte, wollte ich sie hassen. Doch meine Schwester hatte mir da einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht und selbst dann noch zu mir gehalten, als sie herausfand, was ich war. Sie hatte mir sogar geholfen, die Wahrheit vor unseren Freunden und unseren Eltern geheim zu halten. Um mich zu schützen.
    »Mal im Ernst, Lottie, geh mir aus dem Weg, verdammt!«, schnauzte Lucy.
    Ohne sich um Lottie und Gabriel, vor dem sie sich immer noch fürchtete, zu kümmern, marschierte Lucy geradewegs zu Asher und mir. Asher war der einzige Blackwell, den sie mochte, und das lag an meinen Gefühlen für ihn.
    »Hi, Asher«, sagte sie. »Sorry, dass ich hier so reinplatze.«
    »Kein Problem. Du bist hier immer willkommen.« Er tat so, als ginge meine Schwester bei ihnen ein und aus.
    »Remy, heute hat endlich jemand auf die Anzeige reagiert«, wandte Lucy sich dann an mich. »Hab gedacht, das würdest du gleich wissen wollen.«
    Sie hielt mir einen Ausdruck hin. Ich nahm ihn mit zitternder Hand entgegen und suchte nach dem Absender der E-Mail. Meine Mutter hatte mir gesagt, wenn ich meinen Großvater erreichen wollte, sollte ich eine Todesanzeige für meine Großmutter in der New York Times schalten. Der Kontakt zu einemvermeintlichen Beerdigungsinstitut würde der Schlüssel sein, um den Absender zu erreichen. Angeblich hatten sie und ihr Vater diesen Code vereinbart, bevor sie mit achtzehn von zu Hause weggegangen war. Mom hatte versprochen, er würde darauf reagieren, aber ich hatte ihr nicht so recht geglaubt. Sie hatte so oft gelogen. Ich musste mehrere Male inserieren, und Lucy hatte mir dabei geholfen, mich durch die Antwortmails zu wühlen, die an die anonyme E-Mail-Adresse, die wir eingerichtet hatten, geschickt worden waren.
    »Ist sie von ihm?«
    Ashers leise Frage trieb mich an, die Mail zu lesen. Ich war mir nicht sicher, was ich erwartete, aber die Tränen, die es mir in die Augen trieb, überraschten mich. Benommen blickte ich auf und entdeckte, dass Asher und Lucy mich besorgt ansahen, jeder auf eine andere Art. Gabriel beobachtete mich aus gewissem Abstand mit der für ihn typisch ausdruckslosen Miene.
    »Remy?« Lucy strich mir über den Arm. »Was schreibt er denn? Möchte er dich treffen?«
    »Nicht direkt.«
    Ashers Erleichterung war spürbar. Er hatte mich in meinem Entschluss unterstützt, meinen Großvater zu finden, allerdings nicht ohne Bedenken. Aus gutem Grund. Meine Mutter hatte mir erzählt, ihr Vater hätte zusehen müssen, wie Beschützer meine Großmutter – eine mächtige Heilerin, deren Gaben ich geerbt hatte – getötet hatten, um für einen kurzen Augenblick wieder etwas empfinden zu können. Der Tod einer Heilerin im Austausch für Unsterblichkeit. Der Tod einer Heilerin, um sich für fünf Minuten menschlich zu fühlen, ehe das Empfindungsvermögen wieder nachließ – und Jagd auf die nächste Heilerin gemacht wurde. Weiß der Himmel, wie mein Großvater reagieren würde, wenn er herausbekäme, dassich einen Beschützer liebte! Und darauf, dass ich eine halbe Beschützerin, ein Halbblut war!
    Lucy fühlte mit mir. »Tut mir leid, Sis. Er verdient dich nicht.«
    Als sie
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