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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit
Autoren: Corrine Jackson
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Künstler zu geben und sie zeichnen zu lassen. Letztlich hatte er sich nicht dazu überwinden können – sich die eigenen Eltern als Zombies vorzustellen, bereitete ihm Übelkeit und machte ihn wütend.
    Doch Sacchetto, der Künstler, forderte ihn auf, er solle sich zunächst an einem Bild eines seiner eigenen Verwandten versuchen. Auf diese Weise könne er sich besser in die Kunden einfühlen. Deshalb zog Benny ein Foto seiner Eltern aus der Brieftasche und probierte es damit.
    Sacchetto runzelte jedoch die Stirn und schüttelte den Kopf. »Du lässt sie zu böse und Furcht einflößend aussehen.«
    Benny versuchte es daraufhin mit Fotos von Fremden aus Sacchettos Kartei.
    »Immer noch zu böse und Furcht einflößend«, bemerkte Sacchetto mit verzogenem Mund und missbilligendem Kopfschütteln.
    »Aber sie sind böse und Furcht einflößend«, beharrte Benny.
    »Nein, für meine Kunden sind sie das nicht«, erklärte Sacchetto.
    Benny wäre sich fast mit ihm in die Haare geraten. Wenn er akzeptieren konnte, dass seine Eltern fleischfressende Zombies waren – und dass daran nichts herzlich oder kuschlig war –, warum bekamen das nicht auch alle anderen in ihren Schädel?
    »Wie alt warst du, als deine Eltern gestorben sind?«, fragte Sacchetto.
    »18 Monate.«
    »Also hast du sie gar nicht richtig gekannt.«
    Benny zögerte. Blitzartig sah er wieder jenes alte Bild vor seinem inneren Auge: seine schreiende Mom. Das blasse und unmenschliche Gesicht, das Dads lächelndes Gesicht hätte sein sollen. Und dann die Dunkelheit, als Tom ihn forttrug. »Mag sein«, erwiderte er bitter. »Aber ich weiß, wie sie aussehen. Ich weiß, was sie sind. Ich weiß, dass sie Zombies sind. Odervielleicht sind sie inzwischen tot, aber, ich meine … Zombies sind Zombies. Richtig?«
    »Sind sie das denn?«, entgegnete der Künstler.
    »Ja!«, fauchte Benny, als Antwort auf seine eigene Frage. »Und sie sollen alle verrotten.«
    Sacchetto verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich an eine Wand voller Farbkleckse und musterte Benny mit leicht geneigtem Kopf. »Verrate mir eines, Junge«, sagte er. »Wir alle haben Familie und Freunde an die Zombies verloren. Uns allen geht das an die Nieren. Die Menschen, die du verloren hast, hast du nicht einmal richtig gekannt – dafür warst du zu jung. Aber du hegst diesen glühenden Hass. Ich kenne dich zwar erst seit einer halben Stunde, aber ich sehe, wie er dir aus jeder Pore dringt. Was soll das? Hier in der Stadt sind wir in Sicherheit. Lebe dein Leben und beschäftige dich nicht länger mit Dingen, die du doch nicht ändern kannst.«
    »Vielleicht bin ich zu clever, um einfach zu vergeben und zu vergessen.«
    »Nein«, widersprach Sacchetto, »daran liegt es nicht.«
    Am Ende des Vorstellungsgesprächs bekam er den Job nicht angeboten.
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