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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Autoren: Monika Felten
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übernatürlichen Heiterkeit, die allen Kummer zu verdrängen suchte.
    War dies der Tod? War es das, was Elfen erlebten, wenn sie den Weg in die Ewigen Gärten des Lebens antraten? Naemy suchte nach Antworten, doch sie konnte die Gedanken nicht zu Ende bringen. Wann immer sie glaubte, einen Faden gesponnen zu haben, verschwand der Anfang im Meer des Vergessens, und sie erinnerte sich nicht, wonach sie gesucht hatte.
    Schließlich gab sie es auf und ließ sich einfach treiben. Das Licht hatte sie gerufen, sie war dem Ruf gefolgt, und nur die Gütige Göttin wusste, wohin die Reise ging.
    Eine kleine Ewigkeit schien vergangen, als das Summen mit einem Mal verstummte und das sanfte Wogen der kleinen Lichter zu einem Kreisen wurde. Schon bald fand sich Naemy inmitten eines leuchtenden Strudels wieder, dessen Flämmchen sie immer schneller umkreisten, zu glühenden Streifen wurden und schließlich zu einem einzigen feurigen Wirbel verschmolzen.
    Und dann hörte Naemy das Lied. Zunächst sehr leise, dann immer deutlicher erhob sich die helle, wohlklingende Frauenstimme über die lastende Stille. Der Gesang geleitete Naemy wie ein tröstlicher Hoffnungsschimmer durch Raum und Zeit.
    Nach einer Weile, deren Dauer zu bestimmen Naemy unmöglich war, stoben die Lichter plötzlich in alle Richtungen auseinander, und ehe die Nebelelfe wusste, wie ihr geschah, spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Die Lichter waren fort, der Gesang verstummt, und eine sanfte Dunkelheit, die nichts Bedrohliches an sich hatte, umfing sie wie ein schützender Mantel. Blinzelnd schaute Naemy sich um, aber es dauerte lange, bis ihre Augen sich an das Dunkel gewöhnten.
    »Ich grüße dich, Naemy. Meine Tochter, mein Kind. Meine getreue Dienerin.« Eine sanfte, körperlose Stimme drang vor ihr aus der Dunkelheit. Es war dieselbe Stimme, die zuvor gesungen hatte, und Naemy erschauerte vor Ehrfurcht. Sie erkannte die Stimme und wusste, dass es nur die Gütige Göttin selbst sein konnte, die hier, jenseits der Welt, zu ihr sprach und ein weiteres Mal ihre Aufmerksamkeit schenkte.
    »Heilige Mutter allen Lebens!« Wie schon bei der ersten Begegnung mit der Göttin sank Naemy auf die Knie. Die Dunkelheit war inzwischen nicht mehr so undurchdringlich, und sie erkannte, dass sie sich inmitten eines Haselhains befand. Der Hain umschloss eine zartgrüne Wiese wie eine natürliche Hecke und schützte den efeubewachsenen Brunnen, der sich in der Mitte der Wiese erhob. Es war ein sehr alter Brunnen aus verwittertem Stein, dessen Fugen von Moosen und Flechten besiedelt waren. Das morsche Gebälk über dem Brunnenrand war leer. Es wies weder Strick noch Kübel auf und Naemy bezweifelte, dass aus dem Brunnen je Wasser geschöpft wurde. Neben dem Brunnen stand die Gütige Göttin. Wie beim ersten Mal war sie in ein helles, fließendes Gewand gehüllt. Das fein geschnittene Gesicht wurde von kunstvoll hochgesteckten Haaren eingerahmt, und ihre Haut war so blass wie die Farbe des Gewandes. »Meine Tochter«, sagte sie noch einmal mit warmer Stimme und lächelte milde. »Du hast vollbracht, was undurchführbar erschien. Du hast erreicht, woran andere nicht zu glauben wagten.
    Du hast mein Vertrauen nicht enttäuscht. Was war, ist Geschichte, doch die Geschichte lebt, und wenn es der Götter Wille ist, vermag sie durch ein starkes und mutiges Herz zum Wohle aller beeinflusst werden. Du hast bewiesen, dass du ein solches Herz besitzt, edelmütig und stolz, ohne zu verzagen, und bist den Regeln stets treu geblieben.«
    »O Gütige Göttin, vergebt mir!«, hob Naemy an und senkte beschämt den Blick. »Vergebt mir, denn ich konnte nicht verhindern, dass mehr als zwei Dutzend schwarze Krieger starben.«
    »Sei unbesorgt.« Die Göttin lächelte. »Die Schlacht um Nimrod war geschlagen. Jene Krieger, die später durch die Befreiung und die Flucht der Nebelelfen den Tod fanden, waren für den Lauf des Schicksals in deiner Welt nicht von Bedeutung.« Sie streckte die Hand aus und bedeutete Naemy, sich zu erheben. »Die Zukunft ist unverändert, und jene, die du über die Berge führtest, haben dort eine neue Heimat gefunden.«
    »Werde ich sie wiedersehen?« Unvermittelt hatte Naemy Angst, dass der Abschied von Glamouron ein Abschied für immer gewesen sein könnte, dass sie ihn und auch Shari erneut verloren hatte - jene Nebelelfen, die ihrem Herz so nahe standen wie später nur Tabor und um die sie schon in der Vergangenheit so unendlich lange getrauert hatte.
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