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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Autoren: Monika Felten
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Vorberge machte, um jenen Ort zu erklimmen, an dem er sich seiner Mutter so nahe fühlte wie nirgendwo sonst: eine Anhöhe in der westlichen Hügellandschaft, die als Ausläufer des Ylmazur-Gebirges das Ende der Sümpfe von Numark markierte. Dort hatten Naemy und er die jungen Riesenalpen einst das Fliegen gelehrt.
    Wie oft hatten sie dort oben gestanden und den drei Jungvögeln, die sie gemeinsam großgezogen hatten, bei den ersten Flugversuchen zugesehen. Wie off hatten sie dort gesessen und darauf gewartet, dass die halbwüchsigen Vögel von den Jagdflügen zurückkehrten, und sich mit ihnen über die ersten Beutetiere gefreut. Und wie oft hatte er in den vergangenen Mondläufen dort gesessen, traurig und allein, auf ein Wunder gehofft und wehmütig an die Vergangenheit gedacht. An eine Zeit, in der Caira-Dan noch voller Leben und seine Liebe zu Ilumynhi glücklich und ungetrübt war. Eine Zeit, in der das Volk der Nebelelfen hoffnungsvoll in die Zukunft blickte und die Finsternis endgültig besiegt schien.
    Der überraschende Angriff der Quarline hatte diese glückliche Zeit auf grausame Weise zerstört, und obwohl die Finsternis besiegt und Thale wieder ein freies Land war, wusste Tabor, dass es niemals wieder so sein würde wie damals. Das Volk der Nebelelfen gab es nicht mehr. Zu viele waren in den Fängen der blutrünstigen Raubtiere gestorben, und es war fraglich, ob die wenigen, die das Massaker überlebt hatten, je nach Caira-Dan zurückkehren würden. Zahir, Naemys Riesenalp, war tot und sein Bruder Chantu den Riesenalpen Tun-Amrads über das Ylmazur-Gebirge in deren Heimat gefolgt. Nur Leilith, die kleine Schwester der beiden, war aus Liebe zu Tabor in Thale geblieben - eine Geste, die er dem eigensinnigen Riesenalpweibchen nicht hoch genug anrechnen konnte.
    Tief in Gedanken versunken, erklomm Tabor den Hügel, dessen steil abfallende Westseite den mächtigen Riesenalpen einen hervorragenden Platz zum Abflug bot, hockte sich in das sonnenwarme Gras und schaute blinzelnd nach Westen. Die feurige Himmelsscheibe hatte die Bahn fast vollendet. Nur eine Handbreit trennte sie noch von den schroffen Gipfeln des Ylmazur-Gebirges, in dessen Hängen sich Leiliths Schlafhöhle befand.
    Leilith! Tabor blickte suchend zum Himmel hinauf, aber die Silhouette des jungen Riesenalpweibchens war nirgends zu sehen. Er hätte einen Gedankenruf aussenden können, um sie zu wecken, doch so tröstlich Leiliths Gesellschaft auch war, jetzt wollte er allein sein.
    Stumm hing er seinen Gedanken nach und haderte mit dem Schicksal, das ihn auf so grausame Weise für immer von Naemy getrennt hatte. Insgeheim hoffte er noch immer etwas zu finden, das Lya-Numi und er vielleicht übersehen hatten, doch tief im Innern wusste er, dass es vergebens sein würde.
    Als er wieder aufblickte, versank die Sonne als rot glühender Ball hinter den schneebedeckten Gipfeln des Ylmazur-Gebirges. Davor zeichnete sich die dunkle Gestalt eines gewaltigen Vogels ab. Mit seinen mächtigen Schwingen glitt der Riesenalp so majestätisch durch die Lüfte, wie es kein anderer Vogel in Thale vermochte, und der Anblick erfüllte Tabor zu Recht mit Stolz. Offenbar hatte sich Leilith nun doch auf den Weg gemacht, um in der einsetzenden Dämmerung nach Bergziegen zu jagen. Gern hätte er die Jagd des Riesenalpweibchens aus der Entfernung beobachtet, doch Leilith flog genau vor der untergehenden Sonne, und das blendende Licht zwang ihn, den Blick abzuwenden.
    Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, hob er erneut den Kopf und sah nach Westen, wo sich der Himmel nun in ein warmes, von schmalen feurigen Wolken durchzogenes Abendrot hüllte.
    Plötzlich erregte eine Bewegung über den fernen Gipfeln Tabors Aufmerksamkeit. Zuerst glaubte er an eine Sinnestäuschung, dann meinte er, eine dunkle Rauchsäule zu sehen, die von einem Feuer jenseits der Berge herrührte; doch schließlich war er sicher, dass es sich bei dem dunklen, bewegten Fleck am Horizont nur um einen riesigen Vogelschwarm handeln konnte, der, aus dem Norden kommend, schon früh das Winterquartier in den milden Gefilden Numarks aufsuchte. Tabor gähnte und rieb sich müde die Augen. Nebelelfen kamen mit wenig Schlaf aus, aber irgendwann forderten die vielen durchwachten Nächte nachdrücklich ihren Tribut. Ermattet streckte er sich im hohen, weichen Schöngras aus, das die Anhöhe wie ein grüner Teppich bedeckte, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte zu den Sternen empor, die
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