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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
Autoren: Margin Sandemo
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Wusstest du nicht, dass ich komme?«
    Nun wachte sie auf. »Ja, gewiss doch.«
    »Wie hast du das vergessen können?«
    »Entschuldige, bitte.« Guter Gott, war er stattlich geworden, seine Stimme war tief und so weich wie Samt, seine Gesichtszüge waren nicht mehr kindlich, sondern recht männlich, und in seinen gelben Augen war eine leichte Ironie zu erkennen, aber seine Unbeholfenheit war geblieben.
    Planlos ging sie einige Stunden mit Prinz, dem alten Elchhund, am Waldrand entlang, von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, und suchte nach Tristan. Als es dämmerte, rannte sie schnell nach Hause.
    »Aber, Villemo, der Hund ist ja vollkommen erledigt!« schimpfte ihr Vater. Prinz warf sich auf den Boden wie ein Sack.
    »Ich weiß - es hat länger gedauert, als ich dachte.«
    »Du siehst so missmutig aus.«
    »Nein, Vater, ich bin nur müde. Wo ist Tristan?«
    »Er ist noch mal weggegangen, wollte einem Freund helfen, vielleicht wird es spät, bis er kommt.«
    »Ach so?«
    »Er hat einen Freund hier«.
    »Das kann nur Niklas sein. Gute Nacht Vater.«
    »Gute Nacht auch dir, meine kleine Katze.«
    Oben auf ihrem Zimmer warf sie einen Blick auf die Bettwand. Dominic hatte nicht recht mit seinem Ausspruch, alles kommt zu allen. Es ist vielleicht auch nicht so gut, mit der Welt glücklichstem Menschen. Glück ist kein ewig währender Zustand, dachte sie, Glück ist meistens nur einen Herzschlag lang und ab und zu, mit einer jubelnden Freude, dass man das Gefühl hat, man zerspringt, und es verschwindet so schnell, wie es kommt. Sie krabbelte in ihr selbst bemaltes Bett und schnüffelte den Duft des frischen Holzes. Siebzehn Jahre und voll von heimlichen Wünschen und Träumen. Keiner sollte ängstlich davor sein, aber sie war es.
    Tristan versuchte, Gudruns Blick aufzufangen, aber es war zu dunkel. Die Almhütte war klein und kalt, das Schafsfell war schön warm, Gudruns Haut noch wärmer. Sie hatte ihm gesagt, er solle seine hohe Stellung nicht dazu ausnützen, sie, die kleine Häuslertochter, zu missbrauchen.
    Sie hatte seine Sehnsucht in Wallung gebracht und ihn in der Dunkelheit an einigen Stellen seines Körpers berührt, von denen sie wusste, dass es kein Zurück mehr gab. Er wusste, dass er als Gutsherr das Recht hatte, die Früchte zu ernten, die auf dem Pachthof wuchsen, und dazu gehörten schon seid alters her auch die Töchter.
    »Mein Herz bebt vor Glück, dass ich bei Euch sein kann.«
    »Bei mir ist es genauso«, bekannte er zitternd. Ein unbekanntes Fieber durchraste seinen Körper.
    »Ich fühle deinen Hügel unter meinen Fingern.«
    »Das ist schön, nicht wahr?« sagte sie scheu. »Wir wissen ja, dass alle Gutsherren eine Liebesstunde mit den Töchtern der Pachtbauern machen können.«
    »Alle?« fragte er verblüfft und dachte an Kaleb, Brand und Mattias. Er fand, dass das nicht stimmen konnte. Gudrun erkannte, dass sie zu weit gegangen war. Als Hure hatte sie viel gelernt in den Jahren in Christiana, sie kannte die Reaktionen der Männer.
    Schnell sagte sie: »Selbstverständlich nicht alle, aber die meisten. Das ist euer Privileg, und wir Untergeordnete müssen uns fügen. Es ist für uns eine Ehre, dafür ausgewählt zu werden. Bei mir ist noch keiner auf der Bettkante sitzen geblieben, bin ich deshalb eine Hure?«
    Er stammelte: »Aber natürlich nicht, Fräulein Gudrun.«
    Tristan wurde erfasst von einem Strudel der Gefühle, von einem ohrensausenden Schwindel. Das hatte er noch nie erlebt, er fühlte nichts anderes als ihren heißen Körper, ihre feuchten Lippen, sein Körper in ihrem. Was dann kam, erfasste er nicht mehr. Mit einer Grimasse schob sie den unbeholfenen Tollpatsch von sich. Als er wieder klar denken konnte, lag sie neben ihm, mit einem verachtungsvollen Lächeln auf den Lippen. Nun war es vollbracht, Rache für alles, was die edlen Herren an ihnen verbrochen hatten. Nun war es das Beste, sich von Grastensholm fern zu halten, der Skandal war nicht mehr aufzuhalten. Sie dachte an Eldar, sie hatte die Todesdrohung nicht vergessen. Wenn er es erfuhr, war es möglich, dass sie nicht mehr lange lebte, er war dazu imstande. Eine merkwürdige Reaktion hatte sie letztens erlebt, als er sich für Tristan einsetzte.
    Bevor er für einige Jahre fortging, hatte er einen unbändigen Hass auf alles, was von Lindenallee, Elistrand und Grastensholm kam. Geht raus in die Welt, lernt und seht, wie es da draußen ist, dann seht ihr das, was hier ist, mit anderen Augen, hatte er gesagt. Nonsens, dachte
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