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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
Autoren: Margin Sandemo
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daher seine Redseligkeit.
    »Aber was sie nicht möchten, ist, dass Lene nach Schweden umziehen muss, wenn sie Stege heiratet, Skone liegt in Schweden, weißt du.«
    »Ja, ich weiß, gut, dass Schweden Tröndelag und Romsdal an Norwegen zurück gegeben hat. Du wirst sicherlich wissen, dass wir noch Ländereien in Tröndelag haben. Ich fühlte mich immer schwanzlos, solange Tröndelag jenseits der Grenze lag.«
    » ‚Schwanzlos’ «, kicherte Tristan. »Du, ist das wahr, das mit dem Tal des Eisvolkes?«
    »Unsere Vorfahren lebten dort in dem dunklen Tal, und Großmutter Liv ist dort geboren. Ja, es ist wahr, mein Vater war dort. Es war dort so beklemmend, dass er nie wieder hin möchte. Er hat dort Kolgrim, Irmelins Onkel, begraben. Hast du Lust das Tal des Eisvolkes zu sehen?« fragte Villemo.
    »Ich weiß nicht, vielleicht, es wird auch wieder Sommer und die Sonne lässt alles wieder wachsen und gedeihen. Ja, ich könnte mir denken, einmal das Tal zu besuchen.«
    Die Sterne verblassten, vor dem Wagen lag die noch schlafende Landschaft, und ein paar große Sterne leuchteten noch in der Ferne. Ihre Blicke wanderten über die Hügel. In letzter Zeit war es still geworden um Svartskogen, keiner war in der Gemeinde gewesen. Sie fuhren mit zwei Ochsen den schwer beladenen Wagen, der über den holprigen Waldweg ächzte. Villemo hatte auch noch einige Leckerbissen mitgenommen. Nervös saß sie auf dem Bock, sie konnte es nicht erwarten, Svartskogen zu sehen. Einige Minuten später war der Waldweg zu Ende, vor ihnen lag Svartskogen mit seinem niedrigen dunklen Haus, dunkler als die meisten Häuser in der Umgebung. Der Wald schützte das Haus vor starken Winden, auch der Dachanstrich hielt hier länger, weil das Dach fast immer im Schatten lag. Villemo sah Rauch aus dem Kamin steigen.
    Also waren sie auf, vielleicht arbeiteten sie schon, dachte sie. Villemos Augen suchten, fanden aber keine Veränderungen. Sie kannte sie alle mit Namen, die hatte sie von ihren Knechten und Mägden erfahren, da war Eldars und Gudruns Vater, ein griesgrämiger Mann. Am Ofen stand die Mutter, sie hatte noch einige Kinder um sich, ihr Körper war formlos und verzehrt von den vielen Geburten. Alle warteten aufs Essen. Da saßen noch zwei Männer auf der langen Bank, die Brüder von Eldars Vater. Sie waren Junggesellen. Villemo wusste, dass im Nebenhaus die Ausgestoßenen der Familie wohnten, es waren die Nachkommen des sündigen Vaters. Es wurde erzählt, sie wären alle geistige und körperliche Krüppel. Erfüllt von einem Taubheitsgefühl, ging sie nach draußen und half beim Abladen. Was sie hier oben im Wald zu suchen hatte, verstand sie selbst nicht. Auf dem Abhang, oberhalb des Hauses, standen Eldar und Gudrun, jeder bepackt mit einem Bündel Reisig.
    »Da sind die verdammten Eisvolk-Jungen wieder, haben sie wieder das Bedürfnis, sich als Edelmütige zu fühlen?« sagte Gudrun. Eldar sagte nichts, sein Gesicht sah aus, als hätte ein Bildhauer es aus Stein gemeißelt.
    »Ich habe Lust, sie in die Jauchegrube zu werfen«, sagte Gudrun im Zorn.
    »Warum?« fragte er.
    »Da weiß ich viel, vor allen Dingen die Demütigungen und die Verlogenheit, nachdem sie uns alles geraubt haben.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass sie hier bei uns waren, außer, als sie mich nach Hause brachten.«
    »In was für einer Welt lebst du? Was ist mit dir los?«
    »Nichts.«
    »Ich sehe das vielleicht anders, nachdem ich so lange fort war.«
    »Ich war auch einige Jahre fort«, sagte er schon ein wenig zornig.
    »Ich war noch länger fort, aber meine Meinung habe ich nicht geändert.«
    »Nein, du nicht«, sagte er mit Unwillen. Gudrun war lange in Christiana (heute Oslo) gewesen, sie hatte dort kein schönes Leben gehabt. Nun war sie zurückgekehrt mit ihrer fürchterlichen Krankheit, die Ärzte nannten es Syphilis. Als sie von zu Hause fortging, war sie eine junge, stramme Frau, der jeder einen Blick nachwarf. Als sie wiederkam, sah sie bleich und krank aus, jetzt hatte sie mit Hilfe der Hexen wieder etwas zugenommen. Mit der männlichen Kundschaft war es vorbei. Die Krankheit war zu offensichtlich, so dass niemand mehr mit ihr ins Bett ging.
    Sie hatte in Christiana ein behagliches Leben geführt, so lange alles gut ging. Als die Krankheit erkannt wurde, wurde sie mit Knüppeln und Steinen aus der Stadt gejagt. Früher hatte sie immer geschimpft, Svartskogen sei die Hölle, aber jetzt war es ihre einzige Zufluchtsstätte. Sie hatte ein Funkeln in den
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