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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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Mikael aber zu bescheiden. Ihm fehlte es durchaus nicht an Intelligenz, auch wenn sie mit der Tarjeis nicht zu vergleichen war.
    Lind vom Eisvolk… ? Ein merkwürdiger Name, den wohl auf der ganzen Welt nur er alleine führte. Und genau darum fühlte er sich so entwurzelt. Aber irgendwie mochte er den Namen und war stolz darauf. Er erinnerte sich noch schwach an einen hochgewachsenen Edelmann, der ihn während seiner Kindheit besucht hatte und Are vom Eisvolk hieß - sein Großvater. Oder war das gar keine Erinnerung, sondern nur etwas, was Marca Christiana ihm erzählt hatte? Dieser Mann, der Vater seines Vaters, hatte gesagt, daß er stolz sein könne auf diesen Namen, und hatte merkwürdige Dinge vom Eisvolk erzählt. Nur konnte Mikael sich an die Worte nicht mehr erinnern. Trotzdem hatten sie bei Mikael eine Flamme entfacht, denn er kam immer wieder auf diese verschwommene Erinnerung zurück, peinigte sein Gehirn, um sich der Worte des Großvaters zu erinnern.
    Der Großvater mußte schon tot sein, und Mikael war wohl wieder ganz allein.
    Er fühlte eine unendliche Leere in sich, wie von allen verlassen.
    Sein Pflegevater, Gabriel Oxenstierna, kam mit raschen Schritten den Gang hinunter.
    »Da bist du ja, Mikael. Ich möchte mit dir sprechen.« Mikael nickte. »Natürlich. Wohin wollen wir…« »Nein, laß uns hier bleiben. Mikael, du kennst doch Anette de Saint-Colombe, nicht wahr?«
    Mikael sah vor sich ein kleines bleiches Gesicht unter glatten, schwarzen Haaren und schwere, gewölbte Augenlider über dunklen Augen. Dazu gehörten unablässige Kreuzzeichen und eine ängstlich konventionelle Langeweile. »Ja?«
    Gabriel Oxenstierna beschloß, an Mikaels Ritterlichkeit zu appellieren. »Sie befindet sich in einer schwierigen Lage. Ihre Eltern sind tot, und Jacob de la Gardie, der sich hier in Schweden um sie gekümmert hat, ist auch verstorben. Ihr Vormund in Frankreich, ein unangenehmer und liederlicher alter Mann, hat jetzt damit gedroht, sie zu heiraten. Offensichtlich um in den Besitz ihres Vermögens zu kommen und sich Erben zu verschaffen.« »Das hört sich nicht sehr lustig an.« »Nein.«
    Der Graf zögerte einen Augenblick. »Wie findest du Anette eigentlich?«
    »Anette? Tja…« Mikael zuckte die Schultern. »Ich hab' nicht gerade viel über sie nachgedacht. Bißchen nichtssagend. Prüde. Aber sicher ganz nett.«
    Klingt nicht sehr aufmunternd, dachte der Graf, beschloß aber, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    »Mikael, du weißt daß… es nicht so einfach ist, eine passende Partie für dich zu finden. Könntest du dir Anette als deine Frau vorstellen?«
    Mikael zog verwundert seine kühn geschwungenen Augenbrauen in die Höhe. »Heiraten? Es hat doch noch mindestens fünf Jahre Zeit, auch nur daran zu denken!« »Gegen den Willen ihres Vormunds«, fügte Gabriel Oxenstierna hinzu und sah ihn durchbohrend an. In Mikaels Augen glitzerte ein Fünkchen Humor. »Eine Herausforderung also? Aber Eure Frage ist natürlich nicht ernst gemeint«, lächelte er.
    »Doch, das ist sie. Marca Christiana und ich haben darüber gesprochen. Wie du weißt, hält meine Frau sehr viel von Anette. Und das Mädchen hat viele gute Seiten.« Mikaels Inneres geriet in Aufruhr. Erst jetzt erfaßte er den Ernst in den Worten seines Onkels.
    »Aber ich bin noch nicht einmal siebzehn Jahre alt! Und was sagt sie eigentlich dazu?« »Wir haben sie noch nicht gefragt.«
    Dann berichtete er von ihrem Plan, daß Mikael ins Feld ziehen und die Hochzeit daher in aller Eile stattfinden müsse. Man wollte den Vormund in einem Brief formell um die Hand des Mädchens bitten, gleichzeitig aber darauf hinweisen, daß ein Aufschub nicht in Frage komme.
    Sollte die Antwort nicht rechtzeitig vorliegen, müßten die jungen Leute eben ohne Zustimmung heiraten. Das Reich befinde sich in einer schwierigen Situation, und Mikael müsse sofort in den Krieg ziehen.
    Aber ich will nicht in den Krieg, dachte Mikael verzweifelt. Ich will einfach kein Soldat sein und Offizier schon gar nicht. Ich will… Ja, was wollte er eigentlich? Er hatte keine Ahnung, und das war sein großes Problem. Er wollte in seinem Leben etwas erreichen, das wußte er. Nur was, darüber war er sich noch nicht im klaren. Seine Studien an der Universität von Uppsala hatte er mit großem Eifer und Enthusiasmus begonnen, denn sein Vater Tarjei war ja Naturwissenschaftler, Mathematiker und Arzt gewesen, und in Mikael lebte der Gedanke, daß er den Namen des Vaters ehren und
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