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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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    Scheu wie ein erschrecktes Reh streckte Anette ihre kleine Hand vor und legte sie vorsichtig in Mikaels. Die männliche Wärme ließ sie erschauern, aber sie beherrschte sich. »Mit Gottes Willen«, flüsterte sie. Nach einem kaum spürbaren Zögern umschloß er ihre Hand. Der Pakt war besiegelt.
    Marca Christiana küßte beide auf die Wange. »Seid gesegnet, Kinder! Und jetzt… Denkt nach, daß es nur so kracht! Wir müssen einen Ausweg finden.« Der bot sich schneller als gedacht.
    Am Abend des gleichen Tages ging Mikael durch die leeren Flure und Säle des Schlosses, um für Marca Christiana eine Flasche Wein zu holen. Die Königin und ihr Vetter Karl Gustav wurden am nächsten Tag zurückerwartet, und der Hofstab mit Reichsjägermeister Gabriel Oxenstierna an der Spitze war ihnen nach Bräviken entgegengeeilt. Die Dienerschaft hatte im Laufe des Tages das ganze Schloß zur Heimkehr hergerichtet und war jetzt schlafen gegangen. Das Schloß war jetzt so ziemlich leer.
    Er war an dem gespensterhaft leerem Rittersaal vorbeigekommen und ging auf leisen Sohlen hinunter in die Küchenräume. Seine Kerze war erloschen, aber Mikael kannte sich im Schloß gut aus. Mondschein fiel durch die kleinen Fenster.
    Plötzlich hörte er murmelnde Stimmen und blieb stehen. Woher kamen sie? Soviel er wußte, war niemand in diesem Teil des Schlosses.
    Er stand an der Treppe, die von den Aufenthaltsräumen in den Keller hinabführte. Dort unten lagen Räume, die nur dann benutzt wurden, wenn sich im Schloß zu viele Gäste aufhielten, die irgendwo untergebracht werden mußten. Keine schönen Zimmer, nur als Reserve gedacht.
    Unten wurde eine Tür geöffnet, so daß die Stimmen deutlicher zu hören waren. Mikael sprang lautlos hinauf in die Halle und versteckte sich zwischen einem Schrank und einer offenen Tür - eine reine Reflexbewegung, die er gar nicht richtig verstand. Er hatte doch nichts zu verbergen. Aber die vielleicht?
    Natürlich, so mußte es sein! Die Stimmen waren leise und wirkten recht geheimnisvoll.
    Ein paar Männer kamen die Treppe herauf. Sehen konnte Mikael sie nicht, aber er hörte, was gesprochen wurde. Und was er da hörte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Hier wurden endgültige Befehle erteilt - für eine Verschwörung gegen Herzog Karl Gustav, den Vetter der Königin. Steif vor Schreck stand Mikael da und lauschte mit hochroten Ohren. Die Stimmen waren ihm unbekannt, gehörten aber eindeutig Aristokraten. Aber viel wichtiger: Sie verrieten Mikael Zeit und Ort des Überfalls auf den Herzog.
    Die Verräter blieben stehen, wechselten noch ein paar geheimnisvolle Worte und trennten sich dann. Drei Männer. Mikael hörte, wie sie verschwanden: einer ins Schloßinnere, zwei in Richtung Hauptportal. Wer hielt sich jetzt im Schloß auf? Er hatte keine Ahnung. Am Hof war ein ewiges Kommen und Gehen, Adelsmänner blieben einige Tage und reisten dann wieder ab. Anette und ihr Kammermädchen waren im Schloß, aber die schliefen sicherlich zu dieser Tageszeit. Mikael selbst war im Schloß geblieben, da Reichsjägermeister Oxenstierna ihn gebeten hatte, Marca Christiana Gesellschaft zu leisten.
    Alles war wieder still geworden. Schnell lief er nach unten, um in aller Eile seinen Auftrag auszuführen und rannte so leise wie möglich zurück zu seiner Pflegemutter. Nun, Pflegemutter war eigentlich eine recht unpassende Bezeichnung für Marca Christiana, die erst siebenundzwanzig Jahre zählte und für ihn immer mehr eine Schwester als eine Mutter gewesen war. Auch der Reichsjägermeister war nicht mehr als dreiunddreißig Jahre alt, und Mikael hatte die beiden eigentlich nie als Eltern angesehen. Aber niemand hätte sich besser um ihn kümmern können als diese beiden. Niemals würde er sich gegen sie auflehnen, auch wenn die Verzweiflung über die geplante Ehe mit Anette de Saint-Colombe jetzt wie ein Feuer in ihm brannte.
    »Du wirkst so maßlos erregt, mein Lieber«, wunderte sich Marca Christiana. »Ist etwas passiert?«
    Mikael holte tief Luft und erzählte stammelnd und flüsternd, was er gehört hatte.
    Nachdenklich sagte sie: »Ich wußte schon, daß Herzog Karl Gustav viele Feinde hat. Aber daß es so weit kommen würde … « »Wir müssen ihn warnen«, antwortete Mikael. »Ja, natürlich! Aber wie? Heute kam die Nachricht, daß er die Königin doch nicht hierher begleiten würde, sondern nach einem seiner Schlösser sehen wolle.« »Soll ich zu ihm reiten?«
    Marca Christiana legte ihre Hand auf
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