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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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von Gustav II. Adolf gewesen. Mit ihrem Jacob hatte sie vierzehn Kinder, von denen Magnus Gabriel, ein hochmütiger, arroganter Adliger, der bei Königin Christine in hohem Ansehen stand, ihr Lieblingskind war. Aber seine Eitelkeit und sein beleidigendes Wesen waren so abscheulich, daß fast der ganze Hof ihn unausstehlich fand. Auch wenn Ebba ihren Sohn vergötterte, wußte sie wohl, daß er Feinde hatte, und all ihre Gedanken kreisten ununterbrochen um den Lieblingssohn.
    Dazu kam, daß Gräfin Ebba auf ihre alten Tage sehr überlegen und standesbewußt geworden war. Mikaels niedrige Herkunft würde sie kaum akzeptieren. »Aber wir können einem Toten keine Lüge anhängen«, sagte Gabriel.
    »Nun, es ist ja nur eine halbe«, gab Marca Christina leichtsinnig zu bedenken.
    »Nein, das verbiete ich dir, Marca.« Ihr Mann wurde energisch. »Deine Moral ist manchmal… «
    Die diskutieren das ganze über unsere Köpfe hinweg, dachte Mikael. Ich will nicht, ich will nicht! Und was meint das Mädchen eigentlich? Im Augenblick macht sie ein Gesicht, als wollte ich sie fressen!
    Er warf ihr einen hastigen Blick zu. Dort saß sie mit niedergeschlagenen, verweinten Augen, glänzender Nase und einem völlig durchnäßten Taschentuch in der Hand. Steif und blutleer wirkte sie, mit jungfräulich verkniffenem Mund, geradem Rücken und…feindselig. Nein, wahrhaftig kein Mädchen, das er sich selbst ausgesucht hätte. Ein ganzes Leben mit dieser da?
    Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. Mikael hat noch nie jemandem weh tun können. Für das Mädchen wäre es peinlich, und er wollte ja auch den Pflegeeltern gehorchen.
    Anettes Gedanken gingen ähnliche Wege. Was will er? Das hat er noch nicht gesagt. Besonders eifrig wirkt er nicht. Aber wenn sie zu wählen hätte, wäre die Wahl einfach. Der Gedanke an den Vormund in Frankreich ließ sie heftig zusammenzucken. Der Bauch, der ihm bis zu den Knien hing, mehrere Doppelkinne, die Glatze unter der Perücke, sein Atem. Das schlimmste aber war sein unsympathisches Wesen. Allen jungen Mädchen sah er mit kugelrunden Augen nach, grapschte diskret nach allen Kleidern, schmatzte und rülpste am Mittagstisch, prahlte mit seinen Reichtümern und seiner Herkunft. Aber groß war sein Reichtum wohl nicht mehr. Sie hatte gehört, daß er das Familienvermögen verpraßt habe. Und jetzt wollte er ihres…
    Mikael…? Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, alles zu vergessen, was sich unter seinen Kleidern verbarg. Natürlich war er nicht so gut situiert wie sie, und von Hochadel war er auch nicht. Seine Mutter, Gräfin Breuberg, war zwar aus bester Familie, aber sein Vater war nicht adlig gewesen.
    Für Anette bedeutete diese Heirat einen großen Schritt nach unten.
    Was würde ihre liebe Mama dazu gesagt haben? Für sie war es eine Todsünde gewesen, nicht von Adel zu sein. Trotzdem kam in ihr eine vorsichtige, zitternde Hoffnung auf. Mikael war gut, das wußte sie. Etwas zerstreut und eigentlich ganz uninteressiert an ihrer Person. Jedenfalls bis jetzt. Gefährlich war er für sie nie gewesen. Aber jetzt stand er plötzlich da und hielt um ihre Hand an. Anette war völlig verwirrt.
    Sie drehte sich zu Marca Christiana um. Mit einer Stimme, die überlegen klingen sollte, vom vielen Weinen aber recht atemlos war, fragte sie: »Hat Herr Mikael eigentlich den richtigen Glauben?«
    »Natürlich«, antwortete die Gräfin umgehend, denn »der richtige Glaube« ist ja schließlich ein dehnbarer Begriff. Eine beruhigende Antwort war das.
    Bevor sie noch richtig nachgedacht hatte, platzte sie in einem Gemisch aus Französisch und Schwedisch auch schon heraus: »Ich hoffe doch nicht, daß Ihr diesen Plan aus Mitleid und Barmherzigkeit gefaßt habt? Das könnte ich nicht ertragen!«
    Die zwei Älteren verloren für einen Augenblick die Fassung und sahen Mikael hilfesuchend an.
    Mikael zuckte zusammen, besann sich aber sofort. »Nein, nein, natürlich nicht. Es ist schon lange mein Wunsch gewesen.« Du Lügner, wo hast du diese Worte so schnell her? Jetzt war er gefangen. Unwiderruflich.
    Nachdenklich sagte Gabriel Oxenstierna: »Nur, was machen wir mit dem Vormund? Das Problem haben wir noch nicht gelöst.«
    »Er wird die Ehe sicherlich für ungültig erklären lassen.« Marca Christina nickte. »Wir müssen alle zusammen ganz fest nachdenken.«
    »Nun, unseren Segen habt ihr jedenfalls, Kinder. Anette, wenn du einverstanden bist, dann leg' deine Hand in Mikaels. Und du Mikael nimmst ihre.«
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