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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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breitete seinen Umhang auf der Wiese aus und bat sie, Platz zu nehmen. Zögernd gab sie nach. Mikael setzte sich neben sie.
    »Ach, mein Lieber«, sagte sie schnell. »Darüber kann ich mit dir doch nicht sprechen!« »Mit wem denn sonst? Mit Henri?«
    »Den brauchst du gar nicht mehr zu erwähnen! Für mich ist er einfach nur ein netter Landsmann! Nicht mal ein Bruder, eher wie eine Schwester!«
    »Das klingt sehr beruhigend. Da… ist also nichts gewesen?«
    »Mit ihm? Natürlich nicht! Mutter hätte das nie…« »Gefühlsmäßig war deine Mutter eine völlig verdrehte Frau, die nicht nur ihr eigenes Leben und das ihres Mannes verpfuscht hat, sondern auch deines und meines. Vergiß alles was sie dich gelehrt hat! Alles!«
    »Das hat Cecilie auch gesagt. Aber leicht ist es nicht.« »Nein, das weiß ich. Aber du sagst, du liebst mich. Dann versuch, mir das zu geben was ich haben will!«
    »Was willst du denn?«
    »Ich will wissen, sehen, fühlen, daß du gerne in meinen Armen liegst. Ich verlange ja nicht, daß du es genießt. Aber versuch wenigstens, nicht so zu tun, als wollte ich dich foltern!«
    »Das tust du ja auch gar nicht! Aber darf ich das denn? Darf ich dir wirklich zeigen, was ich fühle?«
    »Nichts würde mich glücklicher machen. Dann hätten wir doch etwas gemeinsam.«
    Sie schluckte. »Ich werde es versuchen. Das nächste Mal. Jetzt bist du viel zu schwach für…«
    »Das weißt du doch nicht! Bist du feige, Anette?« »Ja«, flüsterte sie ehrlich und beschämt.
    »Nun, wenn du nicht willst, warten wir eben noch.« »Nein, so ist das nicht«, sagte sie schnell als er sich erheben wollte. Er blieb sitzen und zog sie fest an sich. Nicht ohne Hintergedanken schenkte er mehr Wein für sie ein. Mit sittsamer Miene trank sie und stellte den Becher zurück in den Korb.
    »Süße Anette, darüber wolltest du heute mit mir sprechen, nicht wahr?«
    »Ja, auf eine Art schon. Aber ich hatte nicht gemeint, daß es so konkret werden sollte. So handgreiflich.« »Bist du sicher, daß du es nicht so gemeint hattest?« »Nein.« Sie war kurz vor dem Weinen. »Ich bin mir über gar nichts mehr sicher. Ich hatte gedacht, daß wir über die Liebe sprechen wollten, die nicht-sinnliche Liebe.« »Die ist natürlich unheimlich wichtig. Aber sind wir uns darüber nicht einig geworden? Wie wissen doch übereinander Bescheid, Anette. Und wir wissen auch, wo unser Problem liegt.«
    »Ja sicher. Aber es ist recht schwierig, Mikael, wenn uns plötzlich die ganzen Prinzipien unter den Füßen weggerissen werden.« »Sollen sie weiterhin dort bleiben?«
    »Nein, um nichts auf der Welt! Aber woran soll ich mich jetzt halten?«
    »Halt dich an mich, du«, sagte er mit größter Sicherheit. Wieder küßte er sie, legte sie brüsk auf die Erde und begann, die eigene Ehefrau regelrecht zu verführen. Als sie für einen Augenblick ihr Gesicht befreien konnte , flüsterte sie: »Bist du sicher, daß es dir nicht zuviel wird?« Mikael lachte. »Wenn es um dich geht, wird mir nichts zuviel.«
    Anette schwor sich, jeden Widerstand aufzugeben. Ganz still lag sie da und nahm seine Liebkosungen entgegen. Nach einer Weile fühlte sie nur noch eine behagliche Ermattung vom Wein und etwas anderem. Gleichgültigkeit gegenüber allem, ausgenommen Mikaels Nähe. Niemand konnte sie sehen, niemand konnte sie erreichen, und Mikael liebte sie. Frei und anschmiegsam wollte sie für ihn sein. Träge hob sie ihre Arme und schloß sie um seinen Rücken. Nicht denken, Anette, sagte sie zu sich. Vergiß alles, vergiß die ganze Welt! »Geh zur Hölle«, sagte sie plötzlich. Er hob den Kopf. »Was… ?«
    »Nein, das galt meiner Mutter«, murmelte Anette lächelnd.
    Mikael verstand. Er küßte sie wieder. Warm und innig. Von Anette kam ein glückliches, perlendes Lachen. »Denk dir, wenn der Nebel plötzlich verschwindet!« »Skandal«, lächelte er.
    Das Leben war so wunderschön, fand Anette. Berauscht vor Glück fühlte sie, daß er ihr die Kleider auszog. Und sie in Besitz nahm. Welch dummer Ausdruck, dachte sie, aber genau der Gedanke ging ihr in diesem Moment durch den Kopf. Sie gehörte Mikael. Diesem großen, männlichen Mikael mit dem ernsthaften Lächeln. Sie wollte er haben. Sie und keine andere. Ein herrliches Gefühl durchströmte sie.
    »Mikael, o Mikael«, flüsterte sie heiser an seinem Hals. Sogleich bemerkte sie, wie ihre Worte das Feuer in ihm aufs neue entzündeten. Sie konnte ihn fühlen. Wie wundervoll, wie phantastisch. Mit einem
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