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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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Sonne auf die Nebeltropfen fällt, schimmert es rosa, und das schwache Türkis dort muß der Himmel dahinter sein.«
    Anette sah sich um, aber für sie war alles nur grau. Man muß wohl ein Künstler sein, um mehr dahinter zu sehen, dachte sie.
    Ihr war so merkwürdig, ja beinahe leichtsinnig zumute. Alles wirkte so gleichgültig. Das mußte vom Wein kommen. Sie hätte wohl doch nichts trinken sollen. Wieder sah sie auf seine Hände. Begann zu träumen. Sah seine kräftigen Schulter, seine Schenkel, das Spiel der Muskeln unter seinem Zeug…
    Diesen Mann habe ich in meinen Armen gehalten, dachte sie verwirrt. Er hat in meinem Schoß geruht, und ich habe sein Kind zur Welt gebracht. Ist das wirklich möglich? Diese schönen, liebevollen Augen in einem so kraftvollen Gesicht. Seine unerschöpfliche Freundlichkeit, trotz ihrer Kälte.
    Ohne nachzudenken fiel Anette auf die Knie, drängte sich an ihn und verbarg ihr Gesicht in seinem Schoß. »Laß mich bei dir sein, Liebster«, weinte sie. »Ich will so großzügig, so verständnisvoll sein und so lieben können wie du. Mir ist so kalt, Mikael.«
    Einen kurzen Moment saß er wie gelähmt da, dann holte er die Ruder ein und hob ihren Kopf zu sich empor. Sie kümmerten sich nicht darum, daß ihr Kleid ganz naß geworden war. Anette schmiegte sich fest an ihn, das Gesicht in den Händen verborgen. Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Aber meine Liebste«, sagte er mit warmer Stimme. »Ich liebe dich doch!«
    »Und ich liebe dich, Mikael. Es fällt mir nur so schwer, es auszusprechen.« »Aber jetzt hast du es getan.« »Ja. Und es war herrlich. Es gibt so vieles, wofür ich um Verzeihung bitten muß.« »Ich doch auch.« Sie nahm ihre Hände vom Gesicht. »Du?«
    »Das weißt du wohl. Ich habe mich mit meinen Grübeleien und meiner Melancholie von allen zurückgezogen. Das ist auch so eine Art von Egoismus, auch wenn ich es nicht bewußt getan habe.«
    »Ich wollte dich auch nicht so auf Distanz halten, wie ich es getan habe. Nur gibt es so vieles, was mich zurück hält.« »Das weiß ich, Anette.«
    Er hob ihr Kinn hoch. Mit feuerroten Wangen blickte sie zu Boden.
    Um sie herum war alles still. Nur sie beide in einem kleinen Boot. Außerhalb ihrer Welt gab es nichts. Ganz vorsichtig näherte er sich ihrem Mund und küßte ihn behutsam wie ein Windhauch. Er fühlte das Zittern ihrer Lippen. Mikael legte seine Arme beschützend um ihren Körper und merkte, wie ihre Hände sich um seinen Nacken legten.
    Anette beantwortete seinen Kuß! Ganz ohne Zwang und offensichtlich mit Genuß.
    Dankbar dachte er an Cecilie und ihre Ratschläge. Sein Griff wurde fester, aber noch wagte er nicht, zu weit zu gehen. Jetzt, wo sie auf dem Weg zur Hingabe war, wollte er sie nicht erschrecken.
    Plötzlich machte das Boot einen heftigen Ruck. Anette ließ ihn sofort los, scheu wie ein Reh.
    »Wir sind auf Land aufgelaufen«, flüsterte Mikael mit einem liebevollen Lächeln. »O, hier gibt es sicher Menschen!«
    »Laß sie doch. Sind wir denn nicht Mann und Frau?« »Doch, aber… Das schickt sich ni… Verzeih mir! Ich lerne es wohl nie.« »Warte, ich werde nachsehen wo wir sind!«
    Er ging an einer kleinen Wiese an Land. Im Hintergrund waren ein paar Wacholderbüsche zu erkennen. Mikael verschwand im Nebel und kam kurz darauf mit einem munteren Lachen zurück. »Alles klar. Wir sind auf einer ganz kleinen Insel mitten im See gelandet. Weit und breit kein Mensch zu sehen.« »Wie gut.« Sie entspannte sich.
    »Hier kann uns niemand hören. Nicht einmal, wenn du um Hilfe schreist.«
    Sie starrte ihn erschrocken an. »Willst du… ?« »Natürlich nicht. Du kannst dich ganz sicher fühlen, habe ich gesagt.«
    »Klingt eigentlich recht langweilig, finde ich.« Anette war über sich selbst überrascht. »Ich meine… «
    »Keine Ausreden jetzt! Zwei Mal habe ich mit dir geschlafen, und beide Male habe ich gemerkt, welche Qual es für dich war und fand mich den einsamsten Menschen auf der Welt. Ein Gefühl von Scham hast du mir gegeben. Und das will ich nie wieder erleben. Du kannst dich also ganz sicher fühlen.«
    »Aber Mikael, ich will doch so gerne! Aber ich kann meine Gefühle einfach nicht zeigen.«
    Er half ihr an Land. »So etwas Ähnliches hast du Cecilie gegenüber schon mal angedeutet.« »Hast du das gehört?« fragte sie entsetzt.
    »Ja. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Konnte gar nichts. Da hast angedeutet, daß du irgendwelche innerlichen Triebe bekämpfen müßtest.«
    Er
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