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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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kämpfen, Anette. Nicht daß er mir untreu ist, das würde Alexander nie tun, aber ich kann nie sicher sein, daß er seiner Neigung nicht wieder aufs Neue verfällt. Darum muß ich sein Interesse immer wach halten, mit Körper und Seele. Verstehst du das?« »Neigung? Ich begreife nicht…«
    »Das brauchst du auch nicht. Das geht nur Alexander und mich etwas an.«
    Anette starrte sie schockiert an. »Der Markgraf? Aber er stammt doch aus dem Hochadel! Was kann er denn…« »Anette, du hast nicht ein Wort von dem verstanden, was ich dir gesagt haben. Ich begreife langsam, womit Mikael zu kämpfen hat. Alexander liebt mich, und das ist für mich genug. Wir sind sehr glücklich.« »Aber… aber…«
    »Du mußt großzügig sein, Kind. Aus vollem Herzen geben! Zeig Mikael, daß du ihn liebst, daß du es magst, wenn er dich berührt. Gib dich hemmungslos hin, wenn er in deinen Armen liegt!«
    »Nein!« Anette war entrüstet. »So etwas tun nur Straßenmädchen.«
    »Also weißt du! Die einzigen, die es nicht tun, das sind so engstirnige und prüde und kleinkarierte Frauen wie… ja entschuldige, daß ich es sagen muß, aber wie deine Mutter. Und bis jetzt auch du! Wie war das eigentlich mit deinem Vater? Hat er mit deiner Mutter eine glückliche Ehe geführt?« »Vater? Er… «
    Anette dachte nach. Das Getuschel und Geschwätz nach seinem Tod…Sie war noch so klein gewesen.
    Ohne zu merken, daß sie laut sprach, sagte sie apathisch: »Es hieß, er habe sich das Leben genommen. Und Mutter hätte.. . triumphiert. Hätte gesagt, Vater sei schwach gewesen…«
    Als Anette begriff, was sie da eben gesagt hatte, ergriff sie eine heftige Übelkeit. Ihre eigene Mutter! Und Anette selbst war im Begriff, genau den gleichen Fehler zu begehen. Gegenüber Mikael. Mikael!
    »Oh, heilige Mutter Maria«, flüsterte sie halb erstickt. »Genau das habe ich mir gedacht«, sagte Cecilie mit Trauer in den Augen. Sie legte die Hand auf den Arm der unglücklichen jungen Frau. »Du hast eine große Stütze in deinem Glauben, die uns leider fehlt. Halte dich an deine himmlische Mutter! Aber achte darauf, daß die verdrehten Meinungen deiner weltlichen Mutter keine Mauer zwischen dir und Mikael errichten! Die katholische Kirche ist viel großzügiger, als man es dir beigebracht hat. Der Himmel sieht mit Wohlbehagen auf zwei Menschen, die sich lieben. Auch körperlich!«
    Schlafwandlerisch drehte Anette sich zu ihr um. »Woher wißt Ihr das alles über uns? Hat Mikael… ?«
    »Mikael hat nur gesagt, daß du ihn nicht lieben könntest. Und daß euer Eheleben aus diesem Grunde sehr… sparsam gewesen sei. Denn er wolle dich zu nichts zwingen.« Bittere Tränen stiegen in ihr auf. Anette drehte sich um. »O Mikael, bitte komm zurück zu mir!«
    In dem Augenblick entschloß Mikael sich, den Kampf mit dem Tod aufzunehmen.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit sehnte er sich nach dem Leben.

14. Kapitel
    Am Morgen des vierten Tages bemerkten sie eine leichte Besserung. Bevor es Abend wurde, war sein Atem bereits richtig zu spüren.
    Was den Ausschlag gegeben hatte, vermochte niemand zu sagen. Waren es das Gebräu, Niklas Hände, Anettes Gebete oder Mikaels eigene Widerstandskraft? Die Hauptsache war, daß er allem Anschein nach überleben würde. Ein erleichterter Niklas wurde mit vielen Danksagungen von seiner schweren Aufgabe entbunden.
    Am fünften Tag wurde Are zu Grabe getragen. Anette ging an Mikaels Stelle mit, denn sie verstand wohl, daß es sein Wunsch sein würde.
    Sie war sehr erstaunt über diese Familie. Wie nahe doch alle einander standen! Plötzlich wünschte sie, ein Teil davon zu sein. Aber sie begriff, daß dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit ihnen allen angeboren war - auch Mikael. Darum hatte er sich immer so entsetzlich einsam gefühlt. Was hatte sie eigentlich getan, um seine Einsamkeit zu lindern? Nein, nur nicht daran zurückdenken. Lieber nach vorne schauen!
    Auch Dominic nahm an der Beisetzung teil. Vielleicht wohnte auch in ihm dieses Familiengefühl, diese Verbundenheit, und vielleicht hatte er aus diesem Grunde den Vater so sehr zur Reise gedrängt? Er wollte ja so unbedingt selber daran teilnehmen wollen.
    Sie kannte jetzt die ganze Familie und wußte auch, wie alle untereinander verwandt waren. Und sie fühlte keinen Groll gegen Cecilie, die ihr so manche bittere Wahrheit gesagt hatte. Sie sprach gerne mit ihr, und es waren keine Schimpfworte, die Cecilie für Anette hatte, sondern kleine Vertraulichkeiten über Kinder
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