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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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sie, daß auch Klein-Niklas kurz vor dem Einschlafen war. Die ganze Zeit über hatte er tapfer ausgehalten. Sie legten ihn neben den Kranken und ließen seine Hand auf Mikaels Brustkasten liegen. Niklas schlief sofort ein.
    Anette taten langsam die Knie weh. Sie erhob sich und setzte sich zu den anderen.
    »Was meint Ihr?« fragte sie leise mit zitternder Unterlippe, »Wird er es überleben?«
    Genauso leise antwortete Mattias. »Das weiß niemand. Wir haben getan, was wir konnten und können jetzt nur abwarten. Aber er lebt noch und ist jedenfalls nicht schwächer geworden.«
    »Oh Gott, wie konnte das alles nur passieren?« Mattias berichtete vom Tod des Großvaters, und daß man die beiden Hand in Hand gefunden hatte. »Ach, mein armer Mikael! Seid…Seid Ihr nah mit ihm verwandt?«
    »Nicht besonders. Die alte Dame, die vorhin rausging, ist die Schwester seines Großvaters, Baronin Liv von Meiden. Dieses hier ist ihre Tochter, Markgräfin Cecilie Paladin, und ich bin Baron Mattias von Meiden, der Enkel der alten Dame. Ich bin Arzt.«
    Baron? Markgräfin? Und sie hatte von Mikaels Familie nie etwas gehalten!
    Wie alle Adligen war auch Anette sehr standesbewußt. Sie hatte in die Ehe nur eingewilligt, weil Mikaels Mutter eine geborene von Breuberg und die Kusine der vornehmen Marca Christiana gewesen war. Aber daß es in der Familie seines Vaters auch so hochstehende Persönlichkeiten gab… Das hätte sie nicht erwartet.
    Beschämt gestand sie sich ein, daß sie eigentlich immer auf Mikaels Abstammung herabgesehen hatte. Und natürlich hatte sie über den gepflegten aber ach so bescheidenen Hof Lindenallee die Nase gerümpft und gedacht, er hätte ja wenigstens von dem nahegelegenen Grästensholm stammen können!
    Im Augenblick hatte sie es nicht gerade leicht, Mikaels Frau! Und es sollte noch schwieriger werden!
    Anette wich nicht von Mikaels Seite. Nur mit großer Mühe konnte die Familie sie dazu bewegen, wenigstens an den Mahlzeiten teilzunehmen. Sogar des Nachts blieb sie bei ihm und schlief in einem Sessel neben seinem Bett. Am nächsten Tag endlich sah sie Dominic wieder, als der von Grästensholm herüberkam. Der Junge wußte noch immer nicht mehr, als daß sein Vater ernsthaft erkrankt war. Anette mußte ihm versichern, daß alles wieder gut werden würde, so aufgeregt und betrübt war der kleine Kerl.
    Niklas ging manchmal hinaus zu den anderen Kindern, aber Anette wollte ihn so viel wie möglich bei Mikael haben. Ab und zu beschwerte der Junge sich direkt darüber.
    Am dritten Tag kam Cecilie vormittags ins Zimmer, um Anette Gesellschaft zu leisten. Auch die anderen saßen an Mikaels Bett Wache, am meisten natürlich Mattias, der ja die Hauptverantwortung trug.
    »Wie geht es dir?« fragte Cecilie freundlich. »Du mußt doch todmüde sein.«
    Dankbar für die mitfühlenden Worte setzte Anette sich neben sie. »Ich habe noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken.«
    Sie war gerne mit Cecilie zusammen, nicht nur wegen deren Titel, sondern weil sie sie mochte. Cecilie hatte ein freundliches, gewinnendes Wesen - und sie war aufrichtig. An diesem Tag war Cecilie vielleicht aufrichtiger als Anette sich wünschte und nicht ganz so freundlich wie sonst. Verzweifelt sagte Anette: »Ach, wenn er sich mir doch nur anvertraut hätte!«
    Cecilie sah sie nachdenklich an. »Konnte er denn von dir Hilfe erwarten? Oder war es nicht eher so, daß du dich von seinem Benehmen, seiner Melancholie distanziert hast? Er hat das hier nämlich auch deinetwegen getan. Damit du frei bist und wieder heiraten kannst.« Die Worte trafen Anettes Gewissen wie Pfeile. »Aber das will ich doch gar nicht! Ich liebe Mikael doch!« Wie gut es tat, die Worte aussprechen zu können! Nie hatte sie gewagt, sie vor dem gewaltigen, wilden Fremden, der ihr Mann war, zu erwähnen.
    »Warum hat er denn nichts davon gewußt? Warum war er so einsam, daß er sich noch nicht einmal seiner eigenen Frau anvertrauen konnte?«
    »Ich konnte es nicht sagen«, schluchzte Anette. »Ich wollte es so gerne, konnte es aber nicht. Durfte es nicht.« »Wer hat das gesagt?« »Die Kirche.«
    »Seit wann verbietet die Kirche, von Liebe zu sprechen?« Anette, dachte Mikael. Liebste Anette, ich kann dich hören. Ich höre alles, was ihr sagt, aber ich kann mich nicht bewegen. Nicht einmal die Augen kann ich öffnen. »Doch, das verbietet die Kirche«, sagte Anette. »Meine Mutter…«
    »Aha! Da haben wir die Sünderin! Was hat deine Mutter gesagt?«
    »Sie hat
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