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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame
Autoren: Margit Sandemo
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schlechten Jahre hatten auch an ihren Reserven gezehrt, vor allem, da sie lange versucht hatten, den zu Grästensholm gehörenden Kleinbauern und Pächtern zu helfen. Und Mattias war auch viel zu herzensgut, um durch seinen Arztberuf reich werden zu können. Es war gut, daß es Alexander Paladin gab. Auch wenn ihm niemand etwas direkt sagte, sah er doch, wie es um sie stand. Vielleicht hatte ja auch Gabriella ganz diskret ihrem Vater gegenüber etwas erwähnt. Er half dann auch mit einem Teil des enormen Vermögens von Gabrielshus. Die ganze Familie seufzte vor Erleichterung, und Liv fiel ihrem Schwiegersohn um den Hals.
    Mikael kehrte langsam ins Leben zurück. So oft das Wetter es erlaubte, ging er mit Anette in die schöne Umgebung. Zuerst schaffte er nur eine kleine Runde um Lindenallee, aber die Runden wurden immer größer. Noch immer war es zwischen den beiden nicht zu einem entscheidenden Gespräch gekommen. Aber Anette hatte ihm durch ihre Fürsorge und Rücksicht gezeigt, wieviel er ihr bedeutete.
    Eigentlich war zwischen den beiden nur noch eine Barriere zu überspringen.
    Cecilie war sich völlig darüber im klaren, wo das Problem lag.
    »Mach sie betrunken, Mikael«, sagte sie eines Tages auf ihre direkte Art. »Sonst wirst du ihr Gefühlsleben nie auf Trab bringen.«
    Er war schockiert. Sie mußte ihre ganze Überzeugungskraft aufbringen.
    »Irgendwann muß Anette ihre Hemmungen mal verlieren. Und du mit deiner übertriebenen Rücksichtnahme wirst sie nie dazu bringen.« »Soll ich sie vielleicht vergewaltigen?«
    »Natürlich nicht, das wäre ja schlimmer als alles andere. Gib ihr soviel, daß sie einen ordentlichen Schwips hat! Eigentlich sollte man so etwas nicht tun, aber in diesem Fall ist es meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit.« Dann reiste die dänische Familie wieder ab und auch die schwedische meinte, es sei Zeit zur Heimreise. An einem der letzten Tage auf Lindenallee sagte Anette: »Mikael… Dominic spielt gerade mit den anderen Kindern. Zu Hause haben wir kaum Gelegenheit, alleine zu sein… Können wir nicht einen letzten Spaziergang machen - und miteinander sprechen?«
    Ein ängstlicher Zug war in ihrem Gesicht zu sehen, den er sehr gut an ihr kannte. O nein, Anette, dachte er. Da habe ich aber ganz andere Pläne!
    »Ja gerne. Können wir uns nicht von Kaleb das Boot leihen und auf den See hinausrudern?« schlug er vor. Leicht verwirrt dachte Anette über seinen Vorschlag nach. An eine Bootstour hatte sie eigentlich nicht gedacht. Aber warum nicht? In einem Boot war sie jedenfalls relativ sicher.
    Nein, was war denn das schon wieder für ein Gedanke? Würde sie ihre Hemmungen denn nie überwinden? Es sah nicht so aus.
    Natürlich konnten sie das Boot leihen, und eine Weile später ruderten sie über den kleinen See unterhalb der Kirche.
    Wie galant Mikael war! Er hatte Wein und Kuchen mitgenommen und bot ihr davon während der Ruderfahrt reichlich an. Herrlich! Ein leichte Schläfrigkeit überkam sie.
    Es war ein warmer Tag, aber nicht sehr klares Wetter. Feuchter Dunst lag über der Landschaft und verdichtete sich langsam zu Nebel. Plötzlich waren Anette und Mikael von grauweißen, undurchdringlichen Schleiern umgeben. Sogar das Wasser hatte die Farbe des Nebels angenommen. Alle Konturen lösten sich auf, und ihre Stimmen wurden völlig klanglos, so ganz ohne Echo. Wasser und Nebel gingen ineinander über, ohne Grenzen. Eine merkwürdige Stimmung. Wasser war ins Boot geschwappt. Anette hatte auf der hinteren Ruderbank ihr schönes Kleid angehoben und lachte.
    »Wir sind ganz allein auf der Welt«, sagte Mikael. Sie sah auf seine kräftigen Hände, die kraftvoll um die Ruder lagen. Seine Stimme klang tief, er war groß und männlich. Die alte Furcht griff wieder nach ihr. »Ja«, antwortete sie und errötete.
    »Aber Anette.« Seine Stimme war so zärtlich. »Du und ich, wir sind doch hier auf Lindenallee so gute Freunde geworden.«
    Ihre französische Impulsivität brach hervor. »Ja, aber das war, als du…« Erschrocken schwieg sie. »Schwach und hilflos warst? Wolltest du das sagen?« Errötend senkte sie den Kopf. »Hier bist du sicher«, sagte er verletzt. »Es war nicht so gemeint, Mikael.«
    Mit munterer Stimme schnitt er schnell ein anderes Thema an. »Hast du schon gesehen, wie viele Farben der Nebel hat?«
    »Farben?« fragte sie verständnislos. Alles war doch nur weiß wie Milch, ein bißchen grau vielleicht.
    »Siehst du denn die Pastellfarben nicht? Dort wo die
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