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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
Autoren: Margit Sandemo
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ich, oder etwa nicht?« »Doch«, flüsterte sie mit gesenktem Kopf.
    Are dachte an den kleinen Schatten, der ihm überall hin gefolgt war, auf die Weiden hinaus, in die Ställe. Und jetzt wollte sie fort!
    Er sagte schnell und atemlos, ohne Pause zwischen den Worten: »Meta-willst-du-meine-Frau-werden?«
    Ein bestürzteres Gesicht hatte er noch nie gesehen. Und er war selbst überrascht und erschrocken über das, was er gesagt hatte.
    »Ich?« flüsterte sie. »Ich bin doch nur eine einfache Kuhmagd!«
    »Du bist viel mehr als das. Aber ich habe nicht gewußt, wieviel du mir bedeutest, bevor du verschwunden bist.« Die Tränen tropften ihr unter den gesenkten Lidern hervor. Are begriff selbst nicht, woher er den Mut nahm, all das zu sagen - und woher die Worte kamen. Mädchen hatten bisher in seinem Leben keine große Rolle gespielt. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er sich verhalten sollte. Deshalb kam er wohl ein bißchen sehr direkt zur Sache. »Willst du nicht?« fragte er leise. »Ich kann nicht«, wisperte sie.
    »Wegen dem, was vor langer Zeit passiert ist?« Sie nickte heftig.
    »Aber…« Wie in aller Welt sollte er das formulieren? Er wand sich. »Aber magst du mich denn nicht, Meta? Ein ganz klein wenig?« »Doch, sehr«, wisperte sie beklommen. »Also wenn das damals nicht geschehen wäre, dann würdest du mir dein Jawort geben?« »Ich stehe doch so tief unter Euch.«
    »Schweig endlich davon!« Nein, jetzt war sein Ton wieder viel zu hart, Teufel auch, das war wirklich nicht der richtige Weg. Gab es denn niemanden, der ihm aus diesem Dilemma heraushelfen konnte? Aber die Landstraße war wie ausgestorben, so weit das Auge reichte. Im übrigen hätte er auch sowieso keine Zuschauer bei diesem jämmerlichen Schauspiel haben wollen.
    »Meine Eltern waren auch nicht immer so geachtet wie jetzt«, fuhr er schließlich fort. »Ganz früher einmal waren sie auf der Flucht, und es war Tante Charlotte, die uns alle vor dem Hungertod gerettet hat. Nun?« »Ich würde schon gern wollen, Herr.« »Are.«
    »A… Are«, wiederholte sie stotternd. Sie war es nicht gewohnt, ihn mit seinem Namen anzureden.
    »Hör mal, Meta«, sagte er und packte sie bei den Schultern. »Wenn du nicht wirklich möchtest, daß …« Ach, wie sagte man denn so etwas nur? »Wenn du dein Bett nicht mit mir teilen möchtest, dann brauchst du das auch nicht, denn ich bin nicht so furchtbar versessen darauf…«
    Hörte sich das seltsam an? Ja, das tat es ganz sicher, aber er traute sich nicht, noch deutlicher zu werden.
    »Das Wichtigste ist, daß du mich heiratest, damit ich dich mit … meiner Liebe verwöhnen kann.«
    Jetzt lachte sie ihn bestimmt aus? Nein, merkwürdigerweise tat sie das nicht!
    »Aber ich … äh … möchte natürlich sehr gerne ein Kind oder zwei haben, das verstehst du doch sicher. Und Mutter drängt mich auch ständig dazu.«
    Meta senkte den Kopf tief, so daß er nur ihren blonden Scheitel sah.
    »Ich habe ja auch Gefühle«, flüsterte sie. »Es ist nur so, wenn solche Dinge passieren wie heute, dann wird alles in mir ganz kalt und verschlossen.« »Denkst du, ich bin wie Klaus?«
    Sie blickte erschrocken auf zu dem hochgewachsenen, kräftigen Are mit dem schwarzen Haar und den hohen Wangenknochen. Es war seine bodenständige Aufrichtigkeit, die ihr immer so zuverlässig und vertrauenerweckend erschienen war und ihr Halt gegeben hatte. »Nein! O nein, das tue ich ganz gewiß nicht!«
    Behutsam zog er sie an sich und küßte sie auf die Stirn. Mehr nicht. Aber er war zufrieden mit dem, was er bisher erreicht hatte. Sie zitterte, entzog sich ihm aber nicht.
    »Überleg es dir«, flüsterte er. Seine Stimme versagte ihren Dienst vor lauter Rührung. »Und komm wenigstens wieder mit nach Hause! Mutter hat mit Sicherheit dafür gesorgt, daß Klaus dich nicht mehr belästigt, von dem hast du also nichts mehr zu befürchten.«
    Von all dem wußte Silje nichts. Sie - und mit ihr eine staunende Yrja - sah nur, daß Are mit einer sichtbar glücklichen Meta vor sich im Sattel heim auf den Hof galoppierte. Auf dem Rückweg waren sie sich ein ganzes Stück näher gekommen.
    »Wir werden heiraten, Mutter!« rief er schon von weitem, als ob er Einwänden vorbeugen wollte.
    Es kamen keine Einwände. Silje, Tengel und Ares Geschwister freuten sich über sein Glück. Und Klaus?
    Ein paar Tage, nachdem Silje versucht hatte, ihn und Rosa zu verkuppeln, beobachtete sie, wie sich die beiden verstohlen in die Scheune schlichen.
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