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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
Autoren: Margit Sandemo
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ähnlich sah. Niemand erwähnte sein makabres Ende. Auch sein verhaßter Name wurde niemals genannt.
    »Jetzt binde Yrja los, Tarald, und wenn ihr fertig gespielt habt, lade ich euch zum Essen ein«, sagte Silje.
    So fand Yrja Eingang auf Grästensholm, und von dem Tag an war sie oft dort. Die vier beinahe gleichaltrigen Kinder hielten durch dick und dünn zusammen. Es schien fast, als brauchten sie Yrja auf gewisse Weise. Denn die Aufgaben waren schon recht unterschiedlich verteilt. Yrja mußte all die langweiligen Sachen beim Spielen übernehmen, Botengänge machen, Wache halten und ähnliche Dinge. Sunniva brachte nichts zuwege, sie war völlig hilflos, und Tarald und Cecilie rangelten ständig um die Rolle des Anführers. Immer gewann Cecilie, sie wollte offenbar wettmachen, daß sie die Jüngste war.
    Die Erwachsenen waren ein wenig erstaunt darüber, wie vollständig die Gruppe Yrja integriert hatte. Liv sagte, es wirke, als ob sie jemanden brauchten, dem sie imponieren konnten, und das war ja auch unter den Erwachsenen kein unbekanntes Phänomen.
    Aber für Yrjas Dasein und das ihrer Familie bedeuteten die neuen Freunde des Mädchens eine enorme Verbesserung. Auf Grästensholm bekam sie genug zu essen, vielleicht hier und da auch etwas extra, und sie wuchs und wurde kräftiger.
    Und nach ein paar Monaten nahm Silje sie auf Lindenallee in ihre Dienste. Yrja kam einige Tage in der Woche und half Silje bei leichteren Arbeiten im Atelier und im Haus. Alle Beteiligten waren zufrieden, denn Silje entlohnte das Mädchen hin und wieder für die Arbeiten, mit einem Leckerbissen, etwas zum Anziehen oder auch mal einem kleinen Geldstück.
    Überraschenderweise wollte Sunniva ihrer Großmutter auch helfen, zumindest im Atelier, denn das war ja ziemlich spannend. Deshalb wechselten sich die beiden Mädchen mit ihren Hilfsdiensten für Silje ab, die nicht mehr ganz so rüstig war wie früher. Das war eine ausgezeichnete Regelung, denn so konnte Silje sie wegschicken, wenn es gar zu anstrengend wurde, die Mädchen um sich zu haben.
    Vor langer Zeit schon war Sunniva nach Grästensholm gezogen, wo sie zusammen mit den beiden Kindern von Liv und Dag aufwuchs. Silje hatte die Verantwortung für ihre Erziehung ziemlich bald abgeben müssen; sie hatte nicht mehr genug Kraft, um Kleinkinder im Haus zu haben. Und Liv hatte sich angeboten, das elternlose Kind bei sich aufzunehmen.
    Silje machte sich ein wenig Sorgen um ihren jüngsten Sohn, Are. Es sah nicht so aus, als ob er daran dachte, irgendwann einmal zu heiraten. Das einzige, was ihn interessierte, waren der Hof, die Tiere, die Scheunen und Ställe und der Wald. Silje fand das schlimm, und sie schimpfte mit ihm. Sie wollte weitere Enkelkinder haben, und der Hof brauchte eine tüchtige Hausfrau.
    Und als es dann schließlich doch passierte… Na, das war vielleicht eine wilde Geschichte!
    Es geschah in dem ersten Jahr, in dem Yrja auf Lindenallee arbeitete, an einem Tag, als die Kinder bei den Großeltern waren und Versteck spielten. Und wie es so gehen kann, hatte plötzlich etwas anderes ihre Aufmerksamkeit gefesselt, und Yrja, die sich im Stall versteckt hatte, wurde vergessen. Sie hockte mucksmäuschenstill im Kälberverschlag und wunderte sich, daß gar keiner kam und nach ihr suchte. Doch, jetzt kam jemand! Aber es waren schwere Schritte. Sie versteckte sich noch besser.
    Nun hatte es sich so ergeben, daß Klaus, der Knecht auf Grästensholm, auf Lindenallee etwas zu erledigen hatte. Er war es, der gerade in den Stall kam, und jetzt suchte er nach einem alten Pferdehalfter, ohne Yrja zu entdecken. Auf einmal kam noch jemand von denen, die Sol damals in Diensten genommen hatte, in den Kuhstall. Es war Meta, die in all den Jahren eine unentbehrliche Hilfe auf dem Hof geworden war.
    Klaus war noch nie einer der Intelligentesten gewesen. Viele Jahre lang hatte er bitter um Sol getrauert, aber dann war plötzlich sein Interesse an der zierlichen Meta mit den blonden Haaren erwacht. Und als er ihr jetzt völlig unvorbereitet allein im Stall begegnete, war das zu viel für ihn. Die Natur siegte über die Erziehung.
    Stolz packte er Meta und fragte, ob sie etwas sehen wollte. Das wollte Meta beileibe nicht, und ihr Schrei gellte in Yrjas Ohren. Yrja war zutiefst erschrocken und kroch auf allen Vieren zur Stalltür, wo sie von Meta beinahe über den Haufen gerannt wurde. Beide Mädchen machten, daß sie wegkamen, und Silje, die im selben Moment auf dem Weg zum Stall war, traf auf
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