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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
Autoren: Margit Sandemo
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sie nicht verstehen. Rosa blickte zufrieden dem kleinen, mißgestalteten Geschöpf nach, das sich beeilte, Frau Silje hinterherzulaufen. Rosa konnte nicht warten, bis Klaus zufällig einmal wieder hierher kam. Dieser Prachtbursche!
    Yrja huschte rasch durch die Tür in die Stube hinein, gerade noch rechtzeitig, um zu erleben, wie Silje den nächsten Schock bekam. Herr Tengel schritt auf sie zu, groß, imposant und furchterregend anzusehen. Aber Yrja wußte, daß sich hinter dem grobkantigen Aussehen nichts als Güte verbarg. Er war fast sechzig Jahre alt, auch das wußte sie. Aber er sah viel jünger aus als ihr eigener Vater, der noch viele Jahre bis zu seinem fünfzigsten Geburtstag vor sich hatte.
    »Was hat das zu bedeuten, Silje?« sagte Herr Tengel. »Meta hat auf der Stelle gekündigt und ist fort. Zu einer Familie nach Tonsberg, die sie schon lange als Dienstmagd haben will. Sie sagt, entweder sie oder Klaus, einer muß auf jeden Fall weg von hier, und sie hat gemeint, sie sei weniger wertvoll für uns als er.«
    Are kam gerade zur Tür herein und hörte die letzten Worte. »Was ist? Meta ist weg? Aber wir können nicht auf sie verzichten!«
    »Das müssen wir wohl, wenn das Mädchen nicht länger hierbleiben will«, sagte Herr Tengel. »Und gerade du hast doch immer darüber gejammert, daß ihre Arbeitsleistung die deine so vollkommen in den Schatten stellt. Aber was hat das alles zu bedeuten?«
    Das Hausmädchen, das Tengel von Metas Abschied unterrichtet hatte, sagte: »Ich weiß es nicht. Es muß irgend etwas zwischen ihr und Klaus vorgefallen sein, denn Meta war entsetzlich aufgeregt und schluchzte und weinte und wollte auf der Stelle weg.« »Wann ist sie fort? Und wie?« rief Are.
    »Sie ist zu Fuß gegangen, mit einem kleinen Bündel in der Hand. Es ist vielleicht eine Stunde her, oder zwei.« »Ich reite ihr sofort nach«, sagte Are hitzig.
    Silje folgte ihm in die Halle hinaus. »Are - sei behutsam! Denk daran, was Meta damals erlebt hat. Deswegen ist sie auch… daß sie uns heute verlassen hat, ist wegen …« Are wurde blaß. »Klaus?«
    »Er hat ihr nicht wirklich etwas getan. Hat sich nur entblößt. Das hat unselige Erinnerungen bei ihr geweckt.« »Ich werde den Kerl grün und blau prügeln!«
    »Das wirst du nicht. Ich habe mich um Klaus gekümmert. Sie hat nichts mehr von ihm zu befürchten.« »Bist du sicher?«
    »Verlaß dich drauf. Er hat jetzt andere Interessen.« Are nickte nur. Er wußte, daß Klaus kein schlechter Mensch war. Nur einfältig.
    Wenig später hörte Yrja Pferdehufe in schnellem Tempo die Allee hinunter galoppieren. Are hatte sich auf den Weg gemacht, um Meta nach Hause zurückzuholen.
    Was unterwegs passiert war, erfuhr Yrja nie. Sie verstand überhaupt sehr wenig von all dem Aufruhr. Klaus hatte im Stall etwas Schlimmes gemacht, aber was das war, hatte sie von ihrem Versteck aus nicht sehen können.
    Silje und Tengel erfuhren nichts darüber, wie Ares Rettungstat vor sich gegangen war. Sie kannten natürlich das Ergebnis, aber über die Einzelheiten verlor Are nie ein Wort. Sie alle wußten nicht, daß Are wie ein Besessener Richtung Tonsberg jagte. Unterwegs blieb ihm genügend Zeit, über verschiedene Dinge nachzudenken und sich über verlorene Jahre zu ärgern.
    Er hatte Meta ziemlich bald eingeholt. Mein Gott, wie klein sie ist, dachte er, als er sie vor sich sah, und er erinnerte sich an den Tag vor sieben Jahren, als Sol mit dem erbarmungswürdigen, verlorenen Geschöpf nach Hause gekommen war. Wie er sie wegen ihres südschwedischen Dialekts aufgezogen hatte. Er hatte sich ihr gegenüber wirklich wie ein Rüpel aufgeführt.
    Er sprang vom Pferd. Sie sah erschrocken auf. Ihre Augen waren vom Weinen ganz verschwollen.
    »Aber Meta«, sagte Are streng. »Warum schleichst du dich auf diese Weise davon?«
    Ihr Mund begann zu zittern, und er begriff, daß er sich im Tonfall völlig vergriffen hatte.
    »Wir können dich auf Lindenallee nicht entbehren, begreifst du das denn nicht!« brüllte er beinahe.
    Sie wandte sich von ihm ab. »Ich kann dich nicht entbehren, Meta.«
    »Ihr, Herr? Aber Ihr habt doch ständig mit mir geschimpft.« »So, habe ich das?« entgegnete er aggressiv. »Am Anfang vielleicht, mag sein, aber habe ich das in den letzten Jahren auch noch getan?«
    Sie dachte nach. »Nein«, sagte sie schüchtern. »Ich hatte wohl nur den Eindruck.«
    »Ja, das hast du dir eingebildet«, sagte Are. »Denn wir haben doch ausgezeichnet zusammengearbeitet, du und
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