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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
Autoren: Margit Sandemo
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habe immer davon geträumt, Soldat zu sein, Offizier zu werden und zu Ehren zu kommen.«
    »Aber Trond! Wir können dich nicht verlieren!«
    »Ich komme zurück«, sagte er voller Gewißheit. »Vielleicht sogar als Hauptmann, Vater.«
    »Aber ihr beide seid noch so jung. Brand ist doch erst sechzehn!«
    Der dänische Landsknecht sagte brutal: »Die Kanonen fragen nicht nach dem Alter derjenigen, die sie fressen. Und deine Söhne sind groß und kräftig. Kommt jetzt, macht euch reisefertig!« Meta fing vor Kummer an zu schreien.
    »Schweig endlich, Weib!«, sagte der Däne. »Wir haben das Weibergezeter satt.«
    Es ist gut möglich, daß der König erschrocken gewesen wäre, wenn er gewußt hätte, aufweiche Weise seine Männer vorgingen, um ihm Kanonenfutter zu beschaffen. Ein solcher Eifer war sicher nicht erwünscht. Jedenfalls gab er es auf, trotzige Norweger zu rekrutieren, nachdem er ein Schiff voll hatte mit Männern, die unverschuldet hinaus auf Europas Schlachtfelder mußten. Statt dessen verlegte er sich auf erfahrene Söldner, die es sich ihr Leben lang als Ehre anrechneten, möglichst viele Feinde totzuschlagen, egal welche. Auch auf Grästensholm focht Dag seinen Kampf gegen das dänische Preßkommando. Yrja war bereits mit beruhigender Kunde zurückgekommen. Tarald und zwei Knechte waren in Sicherheit.
    »Nein, Ihr könnt meinen Sohn nicht mitnehmen, er ist der einzige, der das Gut hier führen kann«, sagte Dag mit Bestimmtheit. »Außerdem ist er nicht zu Hause, er ist unterwegs und kauft eine besonders gute Getreidesorte ein, die er in diesem Frühjahr aussäen will.« »Wo ist er?«
    »Das wissen wir nicht, er wollte weit herumreisen.« »Wann kommt er zurück?«
    »Er ist gestern abgefahren, und wie er sagte, wird seine Reise mehrere Tage dauern.«
    Die Dänen sahen sich um. Baron, Gutsherr und Amtsrichter Dag von Meiden war ein einflußreicher Mann. Besser, sie gaben auf. Sie nickten resigniert und gingen.
    Eine Weile später stand Liv mit Kolgrim am Fenster und sah den Karren mit den jungen Männern des Kirchspiels den Weg Richtung Kirche hinunter fahren. Davor und dahinter marschierten die Landsknechte des Königs.
    Ihr war, als krampfte sich ihr Herz bei dem Anblick zusammen. Die verzweifelten Schreie von den Angehörigen der jungen Männer gellten bis hinauf nach Grästensholm. Sie wollte nicht, daß Yrja das hier sah. Es würden wohl viele von Eikeby abgeholt werden. »Wo ist Mama?« fragte sie Kolgrim.
    »Sie ist schon wieder drinnen bei dem doofen Jungen. Immer muß sie bei ihm sein.«
    »Er muß sehr oft gefüttert werden. Und dann macht er in die Windel, und sie muß ihn neu wickeln, weißt du. Und Mattias ist kein doofer Junge, Kolgrim. Er ist dein kleiner Bruder, der dich so lieb anlächelt. Er hat dich lieb, das hast du doch sicher gemerkt? Er findet dich groß und stark.« Ach nein, sie hatte nicht Cecilies Talent, die richtigen Worte zu finden.
    Kolgrim murmelte: »Eigentlich muß ich ihn gar nicht totmachen. Und auch nicht gemein zu ihm sein, denn das mag der große Troll nicht leiden. Aber ich kann ihn auf andere Weise loswerden.«
    Liv fühlte die Angst wie eine große, kalte Faust ums Herz. Dachte er an Magie? Gab es verborgene Fähigkeiten in ihm, die er insgeheim entwickelte, um seinen lästigen Halbbruder loszuwerden? Oder meinte er etwas anderes?
    Gott im Himmel, flüsterte sie innerlich. Gütiger Gott, hilf uns! Laß mich ihn nicht schlagen, lehre mich, beherrscht zu bleiben, denn wenn ich ihn schlage, wird sein Haß auf den Bruder nur noch mächtiger. Gib mir Sanftmut, Herr! Und danke, lieber Gott, daß Tarald bei uns bleibt, bei Yrja! Die Bürde ist allzu schwer für uns, um sie allein zu tragen. Das makabre Schauspiel unten auf dem Weg holte sie aus ihren Gedanken zurück, und ihre Augen weiteten sich. Da war Meta! O Gott, da war Meta, sie gab die Verfolgung des Wagens auf und sank dort unten am Straßenrand zusammen, krümmte sich in bitterer Verzweiflung. Dann mußte einer der Jungen von Lindenallee unter den Unglücklichen auf dem Wagen sein. Vielleicht gar beide? »Dag!« rief Liv entsetzt, aber er war nicht in der Nähe. Die Landsknechte wehrten die Angriffe der Frauen und der älteren Männer ab, die dem Wagen nachliefen. Und da war Klaus! Schwerfällig und viel zu langsam trabte er dem Zug hinterher. Dann mußten sie auch Jesper mitgenommen haben!
    Niemals würde Liv die Schreie und den Tumult unten auf der Landstraße vergessen, geschweige denn den Anblick des
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