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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
Autoren: Margit Sandemo
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selbst habe achtzehn Taler, über viele Jahre zusammengespart. Aber die reichen ja nicht weit.«
    »Nein, die sollst du nicht anrühren. Du mußt wissen, daß meine Eltern, Tengel und Silje, sehr reich waren. Liv und ich haben beide eine Kiste voller Geld von ihnen geerbt.« Yrjas Stimme zitterte. Sie sah ihn bittend an. »Könnte ich die Summe leihen? Ich werde alles zurückzahlen, und wenn es hundert Jahre dauert!«
    Da lächelte Are. »Du sollst dir nichts leihen. Das ist Taralds Aufgabe. Aber wie ich annehme, machst du das hier hinter Taralds Rücken?«
    »Ja. Er will niemanden um Hilfe bitten, er will für seine Sünden selber büßen.«
    »So, und wie hat er sich das vorgestellt? Wir sollten uns besser beeilen, bevor er noch etwas Unüberlegtes anstellt. Yrja, ich weiß, daß Mutter Silje dich ungeheuer geschätzt hat. Sie hat oft gesagt, daß man dich gar nicht hoch genug schätzen kann. Nimm das Geld als ein Geschenk von ihr und Tengel! Es gehört dir. Und rette damit den Verschwender, den du zum Mann hast. Sonst bist du ja doch nicht glücklich. Und wir müssen schließlich Grästensholm retten!« »Aber das ist Euer Erbteil!«
    »Ach was, ich habe immer noch genug für meine Kinder und eventuelle Enkelkinder. Und Tarald ist ja schließlich auch ihr Enkelkind. Außerdem kann ich es mir bei späterer Gelegenheit von Dag und Liv zurückholen. Zu allererst müssen wir jetzt diesem Olesen den Mund stopfen. Willst du, daß ich hingehe und ihn ausbezahle?«
    Sie zögerte. »Ist es nicht redlicher, wenn Tarald selbst geht?« »Doch, das ist es wohl. Wie willst du ihm erklären, woher du das Geld hast?«
    Ihr Gesicht wurde lang. »Ja, das ist die Frage. Daran habe ich gar nicht gedacht!«
    Are schmunzelte insgeheim. »Laß mich das in die Hand nehmen! Ich komme heute abend mit dem Geld zu euch und sage, daß ich von Außenstehenden von den Schulden gehört habe. Dann erzähle ich genau das, was ich dir vorhin gesagt habe, daß Mutter Silje dich so sehr geschätzt hat und dich so gerne mochte und sich immer gewünscht hat, daß Tarald dich heiratet anstatt Sunniva. Ja, denn ich weiß, daß das so war.« Yrja nickte. Sie wußte es auch.
    »Das ist also ein Geschenk von Silje an dich, Yrja. Aber damit Tarald sich nicht weigert, das Geld von dir anzunehmen, werde ich mit 600 Talern kommen, dann behältst du wenigstens hundert, und mir ist wohler dabei. Wenn er will, kann er dir die 500 ja später zurückzahlen.« »Das erlaube ich ihm nicht!«
    »Das darfst du ihm nicht verwehren, Yrja. Du bist nicht verpflichtet, dich für seine Sünden aus Sunnivas Zeiten zu opfern.« Ja, damit hatte er recht. Sie nickte.
    »Onkel Are«, sagte sie mit warmen, lächelnden Augen. »Danke! Tausend Dank!« »Fünfhundert Dank reicht«, schmunzelte er.

1625 … Ein Schicksalsjahr für das Eisvolk.
    Als Cecilie einige Wochen nach Neujahr 1625 Norwegen verließ, ahnte sie nicht, daß das zurückliegende Weihnachtsfest das letzte gewesen sein sollte, das sie zusammen gefeiert hatten - auf Grästensholm und auf Lindenallee. Danach ging die Sippe auseinander, gewollt oder ungewollt, und nur einige wenige blieben am Heimatort zurück.
    Sie ahnte auch nicht, daß sie den Keim eines neuen Lebens nach Dänemark mitbrachte, gezeugt von einem jungen, unglücklichen Pastor im Kirchspiel Grästensholm. Und für ihre Stellung bei Hofe war das eine Katastrophe. Sie sah nur voller Zittern dem Wiedersehen mit Alexander Paladin entgegen. Ihr schien, daß sie etliche Jahre älter und klüger geworden war, seit sie einander zuletzt getroffen hatten. Cecilie hatte keine Ahnung, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Und ob sie es überhaupt fertigbringen würde, ihn wiederzusehen.
    Denn kein Mann hatte ihr je soviel bedeutet wie der hochgewachsene, scheinbar so starke und souveräne Markgraf, das wurde ihr immer deutlicher bewußt.
    1625 war auch das Jahr, in dem sich offenbaren sollte, welches von Tengels Enkelkindern den gelben Schimmer des Bösen in seinen Augen trug.
    Aber vor allen Dingen war es das Jahr der Trennungen. Tarjei war bereits von der Familie fort. Er saß hilflos mitten in Deutschland fest, in einem Krieg, der bereits 1618 in Böhmen seinen Anfang genommen hatte und sich aufgrund der Raffgier aller möglichen kleinen und großen Fürsten in die sonderbarsten Richtungen ausbreitete. Dreißig Jahre lang sollte dieser Krieg in Europa wüten. Und jetzt dauerte er gerade erst sieben Jahre an.
    König Christian IV. hatte sich lange eifrig
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