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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
Autoren: Margit Sandemo
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davon erfahren! Ich habe ihnen in jener Zeit so viele Sorgen bereitet, daß ich am liebsten nicht mehr daran rühren würde. Ich bin ein neuer Mensch geworden, seit du in mein Leben getreten bist, weißt du das?« Sie wußte es. »Kommt er hierher?«
    »Nein, ich soll ihn im Wirtshaus treffen. Er ist fast jeden Abend dort, es gehört zu seiner Arbeit, durch das ganze Lehen Akershus zu reisen.«
    »Ich verstehe. Na, wir haben ja noch ein paar Tage vor uns. Überstürze nichts, Tarald!«
    »Nein, das verspreche ich dir«, sagte er, dankbar darüber, daß sie sogleich wir gesagt hatte. »Du bist so gut, Yrja. Wie konntest du annehmen, daß ich dich betrogen hätte?« »Nein, ich gebe zu, daß es dumm von mir war. Aber immerhin ist sie die Pfarrersfrau, erhaben über alles Irdische und so hoch über uns kleinen Schäfchen hier in der Gemeinde - was also hätte ich denken sollen?«
    »Aber das hat sie nicht ungestraft getan«, sagte er verbissen. »Komm, Yrja, die knöpfen wir uns vor!«
    Er fuhr hoch und zog sie mit sich. »Wir gehen jetzt hinunter zu Mutter und Vater. Das müssen sie hören! Weißt du jemanden, der auf die Kinder aufpassen kann?« »Ja, schon, aber…«
    Tarald ließ keine Einwände gelten. Yrja holte rasch eine Magd, die auf die Kinder aufpassen sollte, und dann gingen sie hinunter zu Taralds Eltern, die vor dem Kamin saßen. Liv nähte, und Dag war mit seinen amtlichen Unterlagen beschäftigt.
    »Oh«, sagte Liv. »Ich dachte, ihr wärt längst zu Bett gegangen. Was ist los, ihr seht ja so entschlossen aus?« »Das sind wir«, sagte Tarald. »Jetzt sollt ihr eine unglaubliche Geschichte hören!«
    Und dann mußte Yrja noch einmal von Julies Besuch berichten, Wort für Wort - und von Cecilies rätselhafter Warnung. »Aber das ist ja ungeheuerlich!«, sagte Dag schockiert, als sie geendet hatte. »Ich kann es kaum glauben.«
    »Sie war heute hier«, sagte Liv erschüttert. »Wir sollten sie zur Rede stellen. Aber Herr Martinius ist doch unser Freund…«
    »Er ist heute abend in der Nachbargemeinde«, sagte Dag und erhob sich. »Kommt, Kinder, wir fahren sofort zum Pfarrhof! Eine solche Frechheit dulde ich nicht in meinem Haus. Sie hätte einen nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichten können.«
    Rasch zogen sie sich alle vier an und sagten den Bediensteten Bescheid, wohin sie fuhren. Yrjas Hände zitterten, als sie sich ihre Handschuhe anzog. Sie freute sich nicht gerade darauf, Gottes Gabe an die Gemeinde wiederzusehen. Frau Julie empfing sie mit steif raschelnden Röcken im Salon. Sie war blaß geworden, als sie eintraten, aber sie wahrte die Fassung.
    »Wie entzückend, so spät am Abend noch Besuch zu bekommen«, sagte sie mit ihrem üblichen Talent, Sticheleien hinter wohlformulierten Worten zu tarnen. »Was verschafft mir die Ehre?«
    Dag ergriff das Wort, in seiner Eigenschaft als Amtsrichter und Vertreter des Gesetzes. »Frau Julie, Ihr habt vor meiner Schwiegertochter schlimme Anschuldigungen gegen meinen Sohn erhoben. Wollt Ihr so gütig sein und Euch erklären!« Julie fuhr zusammen. Da ihre eigene Ehe eine reine Formalität war, hatte sie das Vertrauensverhältnis zwischen Ehepartnern nicht in Betracht gezogen. Sie hätte niemals gedacht, daß die dumme, zaghafte Yrja es wagen würde, ihrem Mann von Julies Andeutungen zu berichten. Aber es mußte wohl einen handfesten Streit gegeben haben, als Yrja ihm ihre Anschuldigungen entgegenschleuderte? Dieser Gedanke gefiel Julie.
    »Ich weiß ja nicht, was Frau Yrja ihrem Mann vorwirft, aber weswegen sie ihn auch immer beschimpft haben mag, ich habe sie jedenfalls ausdrücklich gebeten, nicht allzu hart mit ihm ins Gericht zu gehen. Sie hat sich also nicht daran gehalten, und das war illoyal von ihr.«
    Tarald sprühte Funken. »Yrja hat mich weder beschimpft noch mir irgend etwas vorgeworfen, Frau Julie! Sie hat nur überhaupt nichts von dem verstanden, was Ihr vorgebracht habt, und das hat sie mir erzählt. Traurig, aber ruhig und gefaßt.«
    Julie fühlte sich äußerst unbehaglich. Das hatte sie am wenigsten erwartet. Und dann der Amtsrichter höchstpersönlich! Was war das für ein lächerlicher Zusammenhalt da oben unter diesen hochnäsigen Grästensholmern? Gut, daß Martin nicht daheim war!
    »Und was für Andeutungen soll ich Euch betreffend gemacht haben, Herr Tarald?«, sagte sie kühl.
    »Daß ich Euch bedrängt haben soll, als Yrja hochschwanger war. Weil ich angeblich meine Gelüste und meine Begierde nach Euch nicht mehr
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