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Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes

Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
Autoren: R. A. Salvatore
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am ehesten dazu fähig, etwas fallenzulassen, wenn sie erkennen, daß es falsch ist.
    Mein eigenes Überleben basierte auf meinem Glauben, daß es einen höheren Sinn im Leben gibt: daß Prinzipien eine Belohnung an sich sind. Deshalb kann ich nicht verzweifeln, wenn ich in die Zukunft sehe, sondern empfinde eher Hoffnung für alle, und ich bin entschlossen, zu helfen, damit diese Höhen erreicht werden.
    Das hier ist meine Geschichte, so detailliert erzählt, wie ich mich erinnern kann, und so komplett, wie ich es mit mir vereinbaren kann. Ich habe einen langen Weg hinter mir, voller Tiefen und Schranken, und erst jetzt, da das alles so weit hinter mir liegt, bin ich in der Lage, eine ehrliche Schilderung davon zu geben.
    Niemals werde ich an diese Zeilen denken und lachen. Der Preis ist zu hoch gewesen, als daß man humorvoll zurückblicken könnte. Doch oftmals denke ich an Zaknafein, Belwar und Mooshie und all die anderen Freunde, die ich hinter mir gelassen habe.
    Auch habe ich mich oft an die vielen Feinde erinnert, denen ich gegenübergestanden bin, an die vielen Leben gedacht, die ich beendet habe. Mein Leben ist gewalttätig gewesen, ich habe in einer gewalttätigen Welt gelebt, die voll von Feinden ist, die mich und die, die mir teuer sind, bedrohen. Ich kann für die Perfektion meiner Krummschwerter nur dankbar sein, für meine Kampffertigkeit, und ich muß zugeben, daß ich mir einige Male erlaubt habe, auf diese schwer verdienten Fähigkeiten stolz zu sein.
    Doch wann immer ich das Ganze genauer betrachtet habe, war mir doch schwer ums Herz, daß die Dinge nicht anders gelaufen waren. Es schmerzt mich, an Masoj Hun'ett zu denken, den einzigen Dunkelelf, den ich im Leben getötet habe. Er war es gewesen, der den Kampf herbeigeführt hatte, und er hätte mich sicherlich auch getötet, wenn ich nicht stärker gewesen wäre. Ich kann meine Handlungsweise an diesem schicksalhaften Tag rechtfertigen, aber mit der Notwendigkeit werde ich mich niemals abfinden. Es sollte eine bessere Möglichkeit der Auseinandersetzung geben, als das Schwert sprechen zu lassen.
    In einer Welt, die voller Gefahren ist, wo sich Orks und Trolle herumtreiben und sich anscheinend hinter jeder Straßenbiegung verstecken, da wird der, der kämpft, oftmals als Held behandelt, und die Welt applaudiert ihm. Doch hinter dem Wort >Held< verbirgt sich mehr als Körperkraft und ausgeklügelte Kampfmethoden, sage ich.
    Mooshie war wirklich ein Held, weil er Widrigkeiten überwand und auch bei ungleichen Chancen nicht zögerte, und vor allem deshalb, weil er nach einer Moral handelte, die auf klar definierten Prinzipien beruhte. Aber kann ich das nicht auch von Belwar Dissengulp, dem Tiefengnom, sagen, der sich mit einem abtrünnigen Drow angefreundet hatte? Oder von Clacker, der lieber sein eigenes Leben gegeben hat, als seine Freunde in Gefahr zu bringen?
    Auch Wulfgar aus dem Eiswindtal würde ich als einen Helden bezeichnen, weil er seine Prinzipien über seine Kampfeslust gestellt hat. Wulfgar hat die falschen Erkenntnisse seiner wilden Jugend überwunden und gelernt, die Welt als einen Ort zu sehen, der eher Hoffnungen birgt, als ein Feld potentieller Siege ist. Und Bruenor, der Zwerg, der Wulfgar diesen wichtigen Unterschied nahegebracht hat, ist ein gerechter König, wie es nicht viele in den Reichen gibt. Er verkörpert den Glauben, den sein Volk hochhält, und sie werden Bruenor fröhlich mit ihrem Leben verteidigen und ihm sogar noch auf dem Sterbebett ein Lied singen.
    Am Ende, als mein Vater die Kraft fand, sich der bösen Oberin zu verweigern, war auch er ein Held. Zaknafein, der den Kampf um seine Prinzipien und seine Identität immer wieder in seinem Leben verloren hatte, hat am Ende doch gesiegt.
    Doch keiner dieser Krieger kann ein junges Mädchen in den Schatten stellen, das ich gleich zu Anfang kennengelernt habe, als ich nach Zehnstädte kam. Von all den Menschen, die ich kennengelernt habe, hatte keiner höhere Ansprüche an Ehre und Schicklichkeit als Catti-brie. Sie hat viele Kämpfe gesehen, und dennoch funkelt in ihren Augen Unschuld, und ihr Lächeln strahlt ungetrübt. Traurig wird der Tag sein, und die Welt wird wehklagen, wenn der unharmonische Tonfall des Zynismus die Harmonie ihrer melodischen Stimme verwässert.
    Die, die mich einen Held nennen, sprechen oft nur von meiner Kampftüchtigkeit und wissen nichts von den Prinzipien, für die ich meine Schwerter einsetze. Ich nehme ihre Blindheit als das hin, was sie
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