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Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes

Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
Autoren: R. A. Salvatore
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ausgebildet worden war, würde das begreifen.
    »Ich habe mein Leben dem Wald gewidmet, der natürlichen Ordnung, zu einem Zeitpunkt, als ich noch sehr jung gewesen bin«, setzte Montolio an. »Ich habe gelernt - so wie ich es Euch beigebracht habe -, welche Regeln in der Wildnis herrschen, und mich bald entschlossen, diese Perfektion, diese Harmonie, die so unendlich und wundervoll ist, zu schützen. Deshalb kämpfe ich auch gern mit Orks und solchen, die genauso sind. Wie ich Euch schon zuvor gesagt habe, sind sie Feinde der natürlichen Ordnung, Feinde der Bäume und der Tiere und auch der Menschen und der guten Rassen. Sie sind durch und durch erbärmlich, und deshalb empfinde ich auch keine Schuld, wenn ich sie töte!«
    Montolio ging dann zu einer ausführlichen Schilderung seiner Kampagnen und Expeditionen über, die er manchmal allein und dann wieder als Späher für riesige Armeen durchgeführt hatte. Außerdem erzählte er Drizzt von seiner Lehrerin in Dilamon, einer Waldläuferin, die so geschickt mit dem Bogen umgehen konnte, daß sie kein einziges Mal ihr Ziel verfehlte. »Sie ist im Kampf gefallen«, erklärte Montolio, »weil sie ein Bauernhaus verteidigt hat, das von einer Riesenbande überfallen wurde. Doch trauere nicht um Fräulein Dilamon, denn kein einziger Bauer ist verletzt worden, und keiner der Riesen, die damals entkommen sind, hat sich je wieder in dieser Gegend blicken lassen!«
    Montolios Stimme wurde immer leiser, je mehr er sich seiner jüngsten Vergangenheit näherte. Er erzählte von den Waldläufern, der Abenteuergruppe, mit der er zuletzt gereist war, und wie es dazu gekommen war, daß sie mit einem roten Drachen kämpfen mußten, der ganze Dörfer verwüstet hatte. Der Drache war getötet worden, aber drei Waldläufer hatten in dieser Schlacht auch den Tod gefunden, und Montolios Gesicht war dabei verbrannt worden.
    »Die Heilkundigen haben mich wieder ganz gut kuriert«, sagte Montolio ernst. »Kaum eine Narbe zu sehen, die von meinem Schmerz zeugen könnte.« Er schwieg kurz, und Drizzt bemerkte zum erstenmal, seit er dem Waldläufer begegnet war, daß sich in Montolios Gesicht Leid widerspiegelte. »Doch für meine Augen konnten sie nichts tun. Das überstieg ihre Fähigkeiten bei weitem.«
    »Ihr seid hierhergekommen, um zu sterben«, sagte Drizzt. Seine Worte wirkten anklagend, aber das lag wirklich nicht in seiner Absicht.
    Montolio setzte dem nichts entgegen. »Ich habe den heißen Atem der Drachen kennengelernt, die Speere der Orks, die Wut gnadenloser Männer und die Gier jener, die das Land verheeren, wenn es ihnen einen Vorteil bringt«, sagte der Waldläufer. »Doch nichts davon hat mich so tief verletzt wie Mitleid. Selbst meine Waldläuferkameraden, die so oft neben mir gekämpft haben, haben mich bemitleidet. Selbst Ihr.«
    »Habe ich nicht...«, protestierte Drizzt halbherzig.
    »Doch, das habt Ihr«, erwiderte Montolio. »Bei unserem Kampf habt Ihr Euch für überlegen gehalten. Und deshalb habt Ihr auch verloren! Die Stärke eines Waldläufers liegt in seiner Weisheit, Drizzt. Ein Waldläufer versteht seine Handlungen, seine Feinde und seine Freunde. Ihr dachtet, ich sei beeinträchtigt, sonst hättet Ihr niemals versucht, auf mich zu springen. Das war ein äußerst kühnes Manöver. Aber ich habe Euch verstanden und mit diesem Schritt gerechnet.«
    Das ironische Grinsen flackerte böse auf. »Schmerzt Euer Kopf noch immer?«
    »Ja«, gab Drizzt zu und rieb die Stelle, »doch meine Gedanken werden anscheinend wieder klarer.«
    »Nun zu Eurer ursprünglichen Frage«, sagte Montolio, der zufrieden war, daß er seinem Standpunkt Nachdruck verliehen hatte, »an meinem Gehör ist nichts Besonderes. Auch nicht an meinen anderen Sinnen. Ich achte nur mehr darauf als andere Leute, was sie mir sagen, und sie helfen mir wirklich ganz gut, wie Ihr gesehen habt. Wahrlich, ich war mir damals, als ich hergekommen bin, ihrer Möglichkeiten selbst nicht bewußt, und Ihr habt ganz recht mit dem, was Ihr gesagt habt. Ohne meine Augen hielt ich mich für einen toten Mann, und ich wollte hier sterben, in diesem Wäldchen, das ich während meiner früheren Reisen kennen- und liebengelernt hatte.
    Vielleicht lag es an Mielikki, der Fürstin der Wälder - nein, wahrscheinlich eher an Graul, einem so nahen Feind -, aber ich brauchte nicht lange, bis ich meine Einstellung zum Leben änderte. Hier draußen habe ich wieder einen Sinn gefunden, allein und verkrüppelt - und zu Anfang bin ich
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