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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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Handschuhe nicht berührten, aber diese Mühe hätte er sich sparen können – ein Blick sagte Merrick, dass die Runen ausgebrannt waren und das Leder zerstört war. Aber sie lebte; das wusste ihr Partner sofort. Als er die letzten Stufen zu ihr emporrannte, erkannte er das volle Ausmaß des Schadens. Schuld und Trauer schlugen über ihm zusammen.
    »Sie antwortet nicht«, flüsterte Raed. Auch dass er Sorchas Umhang trug und darunter vollkommen nackt war, deutete darauf hin, dass etwas furchtbar schiefgegangen war.
    Während Merrick seiner Partnerin das Haar aus dem Gesicht streifte und sein Zentrum auf sie richtete, murmelte er: »Wie viele sind da drin gestorben?«
    Der Junge Prätendent schluckte. »Unter den Klauen des Rossin nur Hatipai – aber …« Sein Blick glitt hinaus auf den Sand. »Es könnten mehr werden.«
    Diese Bemerkung traf Merrick tief. Jetzt wurden die Konsequenzen sichtbar, die er in Kauf genommen hatte, als er seine Partnerin im Stich gelassen hatte. »Es tut mir leid, Sorcha.« Er bedauerte es mehr, als er je in Worte fassen könnte. Während seiner Ausbildung hätte er sich niemals vorstellen können, einmal zwischen seiner Mutter und seiner Aktiven wählen zu müssen. Merrick spürte, wie sich Schuldgefühle in ihm breitmachten. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer schmerzte.
    »Was fehlt Diakonin Faris?«, fragte Zofiya, die ihre Selbstbeherrschung langsam zurückzugewinnen schien, und wischte sich Tränen von den Wangen.
    »Sie ist zu weit gegangen«, erwiderte Merrick in einem Tonfall, der so schwer war wie die Realität, die er übermittelte. Er hatte Diakone gesehen, die Partner verloren hatten, hatte die Berichte gelesen und ein Jahr als Eingeweihter damit verbracht, sie in der Krankenstube zu pflegen. »Ohne mich wusste sie nicht, wann sie aufhören, wo sie zuschlagen und welche Rune sie benutzen musste.« Er brach ab und schluckte, und da er nicht wagte, die Großherzogin oder den Jungen Prätendenten anzusehen, murmelte er nur: »Ich muss sie so schnell wie möglich in die Mutterabtei bringen. Dort stehen die Chancen, sie zurückzuholen, am besten.«
    »Warum wart Ihr nicht da, um Ihr zu helfen?«, brüllte Raed in einem für ihn ganz untypischen Zornesausbruch.
    Der Diakon war so von Schuldgefühlen erfüllt, dass sie leicht in Wut umschlugen. Merrick ging auf Abwehr und gab ausnahmsweise einmal nicht nach. Er hatte genug davon, der Diplomat zu sein – der Stille, der immer beschimpft wurde. Er mochte Sorcha im Stich gelassen haben, aber sie waren nur wegen Raed in Chioma. Sie hätten längst wieder in Vermillion in Sicherheit sein können; gelangweilt vielleicht, aber in Sicherheit. Sorcha hatte alles riskiert, was sie beide hatten, um diesen Mann zu retten.
    »Gebt sie mir«, rief der Diakon zurück, sein Gesicht dicht vor dem des Jungen Prätendenten. »Gebt sie mir, wenn Ihr auch nur ein wenig für sie empfindet. Nur der Orden kann sie jetzt noch retten. Ihr habt genug getan!«
    Raeds Finger schlossen sich um Sorcha, und seine Lippen waren zu einer weißen Linie zusammengepresst. Für eine Sekunde dachte Merrick, er würde vielleicht versuchen, mit ihr in die Wüste zu rennen, oder sie fallen lassen und um sich schlagen.
    »Beim Blut, Ihr solltet sie besser retten!«, zischte Raed, dann legte er sie in die Arme ihres Partners.
    Ein Dutzend Kaiserlicher Seesoldaten waren aus der
Sommerhabicht
gestiegen und kamen die Treppe heraufgerannt. Als sie ihre Kommandantin so leicht bekleidet sahen, blieben sie stehen, nahmen aber zackig Haltung an.
    »Bringt die Geehrte Diakonin ins Luftschiff«, befahl Zofiya so scharf, als trüge sie Uniform. »Wir kehren sofort nach Vermillion zurück.«
    Sie nahmen Merrick Sorcha behutsam ab und folgten der Großherzogin, die stockend auf das Schiff zuging. Ihr Gang war gequält, aber immer noch stolz.
    Als Merrick sah, mit welchem Schmerz in den Augen Raed beobachtete, wie Sorcha weggebracht wurde, verspürte er einen Stich des Mitgefühls. Diese Situation war für sie alle schrecklich. Wenn er eine Liste der furchtbaren Dinge erstellen müsste, die geschehen waren, würde er es nicht zurück auf das Luftschiff schaffen.
    »Kommt mit uns.« Er berührte den Prinzen an der Schulter. »Ich weiß, dass Vermillion gefährlich ist, aber die Großherzogin kann sich für Euch verbürgen und …«
    »Ich kann nicht.« Die Miene des Jungen Prätendenten verschloss sich, und seine Augen waren hart wie grüner Achat. Einen solchen Ausdruck
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