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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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wie das einer Statue, obwohl sie doch eigentlich ein rastloses Wesen hatte.
Das macht der Glaube mit einem
, dachte Sorcha.
    Vor ihr beugte sich die goldene, ätherische Gestalt zu Onika hinab, und ihre Worte waren laut und hallten von den Wänden ihres Tempels wider. »Du bist also zurückgekehrt, mein missratener Sohn, zurückgekehrt, um deinen Platz an meiner Seite einzunehmen?«
    Onika warf seinen Umhang ab, und seine Stimme war ebenfalls unfassbar laut. »Ich bin gekommen, um zu beenden, was ich schon vor Generationen hätte beenden sollen, Mutter.« Und dann ließ er die Klinge in die wirbelnde Masse aus goldenem Licht niederfahren.
    Sorcha war nur noch sechs Menschenreihen von der Bühne der Ereignisse getrennt, aber ohne Merrick war sie blind. Der Moment zog sich unwahrscheinlich lange hin. Einige Menschen im Tempel begannen zu wehklagen und nach vorn zu drängen und rissen sie mit sich. Und dann überdröhnte Hatipais Gelächter alles andere.
    Dieses Geräusch hatten Sorcha oder Onika nicht erwartet, und der Diakonin zog sich schmerzhaft der Magen zusammen. Die Menge ringsum wurde von der Laune ihrer Göttin angesteckt und begann ebenfalls zu lachen. Das machte es nicht leichter, an den Leuten vorbeizukommen.
    Onika sank mit heruntergesackten Schultern auf die Knie.
    »Du solltest nicht alles glauben, was du liest, mein Sohn.« Der goldene Nebel verfestigte sich zu den vagen Umrissen eines grinsenden Frauengesichts.
    Der verräterische Kanzler lachte; seine Stimme brach, als sei er zu lange in der Wüstenhitze geblieben. »Wir haben das Buch und die Prophezeiung gemacht, und Ihr habt sie geschluckt.«
    Onika sank der Kopf auf die Brust, während Hatipai ihren Augenblick auskostete. »Du warst immer mein Ersatzplan, lieber Junge. Der Träger meines Fleisches, falls ich es verlieren sollte.«
    »Mutter.« Seine Stimme war zornig, enttäuscht, verloren. »Lass sie leben … lass meinen Jungen leben.«
    »Niemals!« Hatipais Flügel breiteten sich aus. »Jedes Wesen von meinem Fleisch und Blut muss sterben oder geopfert werden – es wird keinen Gott oder keine Göttin geben außer Hatipai!«
    Was sonst konnte er tun? Sorcha war zornigen Tränen nahe. Der Prinz war eine Schachfigur in diesem Spiel, aber trotzdem ein guter Mann. Verzweifelt stürzte sie sich in seine Richtung. Jetzt war sie nur noch zwei Reihen vom Rand der Menge entfernt, aber in dieser Nähe zur Göttin war es weniger wahrscheinlich, dass die Menschen sie durchlassen würden.
    Hatipai betrachtete ihren Sohn mit einem grimmigen Blick, der zwischen Wut und Kummer schwebte. »Ich wusste, dass du die Prophezeiung lesen und dass du vergessen würdest … eine Mutter kann sich immer zurückholen, was sie gegeben hat – sofern sie den Willen dazu besitzt.«
    Die Göttin bewegte sich, doch der Prinz machte keine Anstalten zu fliehen – er konnte schließlich nirgendwohin. Anders als ein Geist konnte ein Geistherr wirklich verletzen. Mit einem entsetzlichen Geräusch, das alle hören konnten, wurde Onika das schöne Gesicht abgerissen, und dann strömte Blut die Treppe hinab. Er blieb für eine Weile auf den Knien, während der Nebel ihn auslaugte; dann kippte er um, rutschte langsam die Stufen hinunter und kam mit hörbarem Aufprall auf einer Seite zu liegen.
    Endlich riss Sorcha sich aus der Menge los. Hatipai drehte sich um sich selbst, eine Wolke, die jetzt rot und golden war; sie bildete einen Körper aus dem, was sie ihrem Sohn genommen hatte. Die Diakonin wusste, dass sie nur wenige Minuten hatte, bevor Hatipai sich an Raed wenden würde, um sich den Rest dessen zu nehmen, was sie von ihm und dem Rossin brauchte. Es war die Natur der Geistherrn, einander zu verschlingen. Dann würde sie die Kugel nehmen, die wie die aussah, die Onika Sorcha gegeben hatte, und es würde unmöglich werden, sie aufzuhalten.
    Also zog die Diakonin die Schnüre ihrer Handschuhe enger, rannte die Treppe hinauf und warf sich in den Mahlstrom. Das goldene Licht hüllte sie ein, und alles andere wurde gleichgültig. Ihr Zentrum war geblendet und nutzlos. Es gab nur Hatipai. Die Strahlende.
    Der Geistherr zerrte an Sorcha mit seinen sich formenden Händen, und der Schmerz war intensiv. Die Diakonin schrie, als der Geistherr sich um sie und in sie hineinwand. Doch dank Onikas Geschenk hielt ihr Körper dem Ansturm stand.
    Sorcha versuchte, trotz des Schmerzes zu denken. Ihr Körper konnte zwar nicht zerstört werden, ihr Geist und ihre Seele jedoch schon, daher musste sie
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