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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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erwähnen, wenn Ihr sie kennenlernt!« Der Prinz lachte lange und herzlich.
    Eine Menschenmenge drängte sich um die Tempeltür. Tatsächlich war fast ganz Orinthal hierhergezogen. Onika zog seine Hand aus der von Sorcha. »Folgt mir.«
    Die Menschen drehten sich um und fielen dann wie eine Welle, die sich am Ufer brach, vor dem Prinzen auf die Knie – nicht weil er ihr Herrscher war, sondern weil er keine Maske trug. Hatipai hatte sie bis zum Auftauchen ihres Sohns unter Kontrolle gehabt. Es war eine Sache, an eine Göttin zu glauben, aber ein leibhaftig unter ihnen wandelnder Gott übertraf alles andere.
    Heißer Wüstenwind fuhr Sorcha ins Gesicht und blies ihr Sandkörner in Augen und Mund, doch während sie fluchend die Hand hob, ging Onika einfach weiter.
    »Sie ist nicht mehr weit.« Er sprach leise und stieg dabei vorsichtig über die am Boden Liegenden. Sorcha folgte ihm, und sie stiegen die Stufen zum Tempel Hatipais empor.
    »Ich gehe voraus«, sagte Onika, und da seine Göttlichkeit, ob falsch oder nicht, sie umgab, konnte Sorcha nicht mit ihm streiten.
    Drinnen fiel der Diakonin zuerst die Hitze auf. Die meisten chiomesischen Gebäude waren herrlich kühl, aber offensichtlich scherte sich der Geistherr wenig um menschlichen Komfort. Als Sorcha sich umsah, stellte sie fest, dass auch die Menschen sich kaum um diesen Komfort scherten. Sie drängten sich hier drinnen dichter als Sardinen und konnten nur mühsam zurückweichen, um ihren Prinzen tiefer in den Tempel zu lassen.
    Über der Menge befand sich ein Podest. Sorcha wurde hin und her gestoßen und musste stehen bleiben und den Hals recken, um zu erkennen, was dort oben war. In dem verzweifelten Wunsch, etwas zu sehen, ärgerte sie sich über die Menge, diese dummen, verdammten Menschen. Endlich sah sie es.
    Es war ein Schatten aus Gold, der wie ein feiner Nebel menschliche Gestalt zu behalten suchte. Schimmernde, kaum zu erahnende Flügel breiteten sich aus, und als Sorcha ihr Zentrum öffnete, brannte der Schatten in ihrer Sicht wie der Rossin. Es handelte sich also wirklich um einen Geistherrn.
    In der Menge erblickte sie die chiomesischen Diakone in ihren senfgelben Roben, doch die waren genauso hingerissen. Jedes Gesicht in ihrer Nähe trug den gleichen idiotischen Ausdruck; alle Logik und Vernunft war von Fanatismus weggewaschen.
    Und die Menschen waren nicht die einzigen Beobachter im Tempel. Durch ihr Zentrum sah die Diakonin die Schatten, die jeden Winkel des Tempels ausfüllten: die Schatten von Hatipais Anhängern. Selbst nach dem Tod behielt die sogenannte Göttin sie im Griff.
    Sorcha mühte sich, auf den Beinen zu bleiben, während die Menge nach vorn drängte, und stellte entsetzt fest, dass sie nicht länger hinter Onika war. Die Menschenmenge hatte sich um sie herum geschlossen, und er war weitergegangen. Sie stieß und drängelte und fluchte, doch genauso gut hätte ein Stück Treibgut gegen das Meer kämpfen können.
    Unterdessen stieg Onika die Stufen zu den Überresten seiner Mutter hinauf. Dann sah Sorcha Raed, und es schnürte ihr die Kehle zu, denn ihr bot sich das perfekte Bild eines bevorstehenden Opfers. Der Junge Prätendent war aufrecht an ein x-förmiges Gerät gefesselt, das wie eine unheilige Mischung aus Folterwerkzeug und Feinschmiedekunst aussah. Zwei lange Gelenkarmaturen wuchsen aus dem Rahmen und schwebten bereits über seinem nackten Körper.
    Neben dem Gerät stand ein graubärtiger Mann in kunstvollen Roben, der die breite Schärpe eines königlichen Kanzlers mit dem Symbol Hatipais trug. Für jemanden, der angeblich im Palast gestorben war, sah er bemerkenswert gut aus.
    Sorcha wünschte, Raed würde sich umdrehen und in ihre Richtung schauen, aber sein Blick war gesenkt. Einzig die Ausbildung und Disziplin einer Diakonin hielten sie in diesem Moment davon ab, ihre Handschuhe zu heben. Stattdessen senkte sie den Kopf und begann erneut, sich zum Podest durchzudrängeln. Es war ihr egal, auf wie viele Zehen sie dabei trat oder wessen Rippen sich eine Prellung zuzogen.
    Aus größerer Nähe konnte Sorcha nun auch Großherzogin Zofiya sehen, brauchte aber einen Moment, um sie zu erkennen. Sie trug nicht ihre gewohnte Paradeuniform. Stattdessen hatte sie eine weiße, nahezu durchsichtige Robe an, die der Fantasie wenig übrig ließ. In den Händen hielt sie steif vor sich eine Kugel, wie sie der Prinz benutzt hatte, mit der gleichen silbernen Flüssigkeit gefüllt, aber größer. Zofiyas Gesicht war so ausdruckslos
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