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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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auf dem Gesicht des sonst so jovialen Raed zu sehen, war Merrick nicht gewohnt. Er tastete sich durch die Verbindung, aber alles, was er fand, war ein tiefer Abgrund des Schmerzes, neben dem sich nichts anderes wahrnehmen ließ. Der Rossin, der sich an der Macht Hatipais mehr gesättigt hatte denn je, versteckte sich und hielt Winterschlaf. Dieser Schmerz gehörte also voll und ganz seinem Wirt.
    Es war Merrick plötzlich peinlich, Raed beschimpft zu haben. In der Wüste war etwas mit ihm geschehen, worüber er nicht sprechen wollte. Der junge Diakon versuchte, es wiedergutzumachen. »Ihr bedeutet Sorcha viel, das müsst Ihr wissen, Raed. Sie hat diesen weiten Weg nur Euretwegen gemacht. Wollt Ihr nicht, dass es ihr wieder gut geht? Ich weiß, dass Eure Anwesenheit ihr helfen würde.«
    Raed schluckte hörbar und antwortete leise und gepresst. »Wir scheinen uns immer nur zu begegnen, wenn es gefährlich wird, Merrick; kurze Momente, die wir aus dem Rachen der Gefahr stehlen. Das ist seltsam unwirklich, aber mein Leben ist viel zu kompliziert, als dass es je anders sein könnte. Ich wünsche mir sehr, dass es ihr gut geht, aber ich kann nicht mit Euch kommen. Ich muss mich um … Geschäfte kümmern.«
    »Geschäfte?« Etwas klang falsch an dieser Feststellung. Der Diakon konnte spüren, wie sich das alte und schmerzhafte Ding im Innern des anderen bewegte und ihn mit Trauer, Schuld und Verlust auffraß.
    Doch Raed wollte nicht darüber sprechen. Seine Hand fiel auf Merricks Schulter. »Ich kann Euch nicht alles sagen. Unsere drei Leben sind dafür zu verschieden. Aber falls sie …« Raed fing sich und fuhr mit festerer Stimme fort. »Wenn es ihr besser geht, richtet ihr aus, was ich gesagt habe. Sagt ihr, dass sie mich vergessen soll.«
    Bei den Knochen, Raed Rossin, der Junge Prätendent, verliebte sich wirklich in Sorcha. Das verriet die Verbindung dem jungen Diakon, aber nicht, warum er das Gefühl leugnete.
    Merrick musste trotz allem ein wenig lächeln. Es war so unglaublich unwahrscheinlich. Aber dann dachte er an Nynnia und daran, dass es selbst in der Dunkelheit immer Hoffnung gab. Wenn er sie jenseits von Zeit und Tod finden konnte, dann bestand vielleicht auch für Raed und Sorcha eine Chance.
    »Ich werde ihr sagen, dass Ihr sie in Sicherheit gebracht habt.« Er drückte den Jungen Prätendenten an sich. Der andere Mann versteifte sich in der kurzen Umarmung. »Wenn Ihr ihr schmerzhafte Dinge sagen wollt, dann müsst Ihr sie ihr ins Gesicht sagen.« Er trat zurück und betrachtete Raed mit schiefem Blick. »Und wenn Ihr das tun könnt, seid Ihr ein mutigerer Mann als ich. Passt auf Euch auf, Raed. Ich hoffe, Eure ›Geschäfte‹ verlaufen zu Eurer Zufriedenheit.«
    Ein Anflug von Schmerz glitt über Raeds Züge, und er zog den Kopf ein. »Das hoffe ich auch.«
    Als Merrick zur
Sommerhabicht
zurückging, fragte er sich, was das bedeutete. Doch so sehr sie auch aneinander gebunden waren, er und Sorcha waren Diakone, und Raed würde immer eine Bedrohung für den Thron sein, dem sie dienten.
    Er bestieg das Luftschiff und sah, wie Sorchas schlaffer Körper in eine Kabine getragen wurde. Merrick wäre gefolgt, aber er erinnerte sich an seine andere Pflicht.
    Anscheinend kam er zu spät. Zofiya sprach im Schatten der Kabine mit seiner Mutter. Er hätte ihr Onikas Tod nicht auf diese Art mitgeteilt. Die Lippen der Trauernden waren zu einer schmalen, weißen Linie zusammengepresst, ihre Augen voller Tränen und ihre Hände auf ihrem runden Bauch. Ihr Sohn konnte nur ahnen, welche Ängste und Schmerzen sie in diesem Moment durchmachte. Doch die Großherzogin hatte ihr einen Arm um die Schultern gelegt. Eine solche mitfühlende Geste hätte Merrick nie von ihr erwartet.
    Als sie sich ihm zuwandten, bemerkte er, wie ähnlich sie einander waren: schöne Frauen voller Macht, daran gewöhnt, die Kontrolle zu haben, und fähig, den Winden des Schicksals zu trotzen. Er war stolz darauf, eine von ihnen Mutter nennen zu dürfen. Sie hatte den grauenvollen Tod seines Vaters überlebt – sie würde auch dies überleben.
    »Eure Mutter kehrt mit uns nach Vermillion zurück.« Zofiya hatte ihren Kaiserlichen Tonfall wiedergefunden.
    »Ich wollte das Baby in Chioma zur Welt bringen«, sagte Japhne mit leiser, fast brechender Stimme, »aber die Großherzogin hat klargemacht, dass sie und ihre Truppen die Sicherheit des Kleinen nicht garantieren können.« Sie hob den Kopf und sah Merrick fest an. »Ich werde den Jungen in
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