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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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werden nicht vergessen …«
    Der Presbyter der Aktiven, Zathra Trelaine, hob eine vernarbte und gekrümmte Hand, sodass Rictun mitten im Satz abbrach. Trelaine stand auf und hinkte auf Sorcha zu. Als Diakon hatte er sich all seine Verletzungen im Dienst des Erzabts zugezogen – sein Schmerz über dessen Verrat war tiefer als der der meisten Ordensmitglieder, und sie konnte das von seinem Gesicht ablesen.
    Er musterte Sorcha von oben bis unten, und das Zittern ihrer Hände griff auf die Arme über. »Ihr versteht nicht, Diakonin Faris – die Kontrolle hat uns bei Euch immer am meisten Sorgen bereitet. Eure Macht ist allen überlegen, selbst den Ratsmitgliedern. Aber Ihr habt sie noch immer nicht gut im Griff.«
    Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, klappte ihn aber wieder zu. Wie sie es hasste, im Unrecht zu sein! Sie bekam davon ein ungutes Gefühl im Magen, und tausend Entschuldigungen gingen ihr durch den Kopf, aber das war sie nun mal – die nackte Wahrheit.
    »Ihr habt dem Orden im Beinhaus außerordentliche Dienste erwiesen« – Trelaines Augen wurden schmal –, »und ich gehörte in dieser Sitzung zu denen, die Euren Aufstieg in unsere Reihen befürwortet haben.«
    Sorcha schluckte vernehmlich – eine Presbyterin … sie wollten sie zur Presbyterin machen …
    Ihr Vorgesetzter schüttelte den Kopf. »Natürlich kommt das jetzt nicht mehr infrage, und Ihr müsst für einige Monate in der Mutterabtei bleiben, bis die Aufregung über das, was Ihr getan habt, abgeklungen ist.«
    Eine Welle der Erleichterung bereitete Sorcha Schwindel. »Dann … dann darf ich Diakonin bleiben?«
    Trelaine zückte eine Braue. »Für etwas anderes seid Ihr zu mächtig, und vielleicht werdet Ihr mit dem richtigen Partner« – seine Betonung des Wortes »richtig« ließ sie wieder auf den Boden kommen – »noch etwas dazulernen.«
    Der Presbyter drehte sich um und humpelte zu seinem Stuhl zurück.
    »Ein solcher Verstoß muss trotzdem geahndet werden«, blaffte Rictun. »Auch nur daran zu denken …«
    »Aber das war doch alles, was sie sich zuschulden kommen ließ.« Presbyter Mournling faltete die Hände und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Und nur einen Tag zuvor hat sie gegen eine Murashew gekämpft. Wenn Ihr Erzabt seid, Presbyter Rictun, werdet Ihr schnell lernen, dass es so etwas wie Schwarz oder Weiß nicht gibt.«
    Sorcha rang die Hände hinterm Rücken. Mit diesem Mann zusammenzuarbeiten würde Strafe genug sein. Die gespannte Atmosphäre war greifbar; Rictun hatte sich im Rat keine Freunde gemacht, aber er war bedauerlicherweise als Einziger stark genug, Handschuh
und
Riemen zu nehmen, wie es von einem Erzabt erwartet wurde.
    Er lächelte sie grimmig an. »Ihr dürft zu Euren Pflichten zurückkehren, Diakonin Faris.«
    Es hätte ein Sieg sein sollen, aber ihr war nicht leichter zumute als beim Betreten des Zimmers. Sie verbeugte sich nacheinander vor den Presbytern und wandte sich zur Tür. Rictun hielt sie mit Worten auf, die sie ins Mark trafen. »Was Euren Partner angeht oder vielmehr Eure beiden Partner: Wir regeln das zu einem späteren Zeitpunkt. Das ist ein ziemliches Durcheinander.«
    Als sie den Raum verließ und in den eisigen Garten hinunterging, wo Merrick wartete, raste ihr das Herz in der Brust. Der junge Mann drehte sich um, und sie lächelte ihn dennoch an, als wäre alles so, wie sie es sich wünschte. Und plötzlich war sie sich einer Sache sicher: Sie wollte diesen tapferen jungen Mann als Partner haben, nicht Kolya. Mit Raed würde sie vielleicht nicht alles bekommen, was sie wollte, aber das hier war etwas anderes – es war eine Beziehung, für die sie kämpfen konnte.
    Sie verließen die Mutterabtei, die vor Leben brummte wie ein Hornissennest. Merrick hielt sein Zentrum geöffnet, und sie drehten viele Runden durch die Straßen, bevor sie sich auf den Weg zum Künstlerviertel machten. In dem kleinen Weberhaus fanden sie Raed und seine Mannschaft beim Kartenspiel. Der Prätendent lächelte Sorcha an, und all ihre Sinne erwachten zum Leben. Er bedeutete ihr so viel, und doch konnte er nichts sein.
    Kalt hielt sie ihm die Hand hin. »Es wird Zeit aufzubrechen.«
    Trotz der Beteuerungen des Rats, der Kaiser habe Raed sicheres Geleit aus Vermillion gewährt, war Sorcha immer noch auf der Hut. Sie führte die kleine Gruppe auf Umwegen durch jede Gasse, die sie kannte, bis sie endlich den Hafen erreichten.
    Ohne dass Sorcha Merrick darum hätte bitten müssen, führte er die
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