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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni
Autoren: Lena Christ
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ohne nochmals umzuschauen.
    Eine Weile steht die Hanni und starrt ihm nach. Dann lacht sie leise und geht langsam die Straße zurück gegen Öd.

    Der Ödenhuber zündet gemach die große Hängelampe in der Gaststube an, so daß ein trüber rötlicher Schein über die blankgescheuerten Tische und Bänke leuchtet, die braunen Kacheln des alten Ofens hie und da aufblitzen läßt und sich in den drei – vier Glastafeln zwischen den Schützenscheiben und Rehgewichteln an den Wänden matt spiegelt. Und die Resl läßt vorsorglich einen um den andern von den grünen Rollvorhängen herab, so daß die Efeustöcke samt den blühenden Geranien dahinter im Dunkeln stehen; und man sieht statt der leuchtendroten Blüten und der großgetüpfelten Gingangvorhänge plötzlich allerhand Burgen auf grellgemalten Felsen, bunte Schweizeralmhütten mit Wasserfällen und Sennerinnen, springende Gemsen und weidende Kühe mit flötenblasenden Hirten.
    Aus der Wirtskuchel aber dringt lautes Schelten, lärmendes Hantieren mit Tiegeln und Deckeln, mit Herdringen und Schürhaken und das Klappern von Tellern und Schüsseln. Und die Ödenhuberin steht am Hacktisch, zerteilt einen langen Schweinsrücken in gleichmäßige Rippen, schwingt den Holzschlegel und schlägt aufs Fleischbeil, daß die Brüh aufspritzt; und dazu grandelt und schimpft sie giftig: »A saubere Arbat! Der ganze Bratn is no roh und bluatig! Hab i net gsagt, es soll richti eingfeuert werdn! Hab i net gsagt, um halbe achte kemman s'! Aber ös habts ja net Derweil zum Aufpassen! Ös müaßts ja an d' Lumperei denka! Eini damit nomal in d' Rain, sag i! Gwaffa überanand!« Die Kucheldirn rennt hastig und beflissen mit der Bratraine an den Hackstock. »I hab ja a so eingschürt, was i nur grad kinna hab!« sagt sie weinerlich; »'s Röhrl brat't halt nimmer, wia si's ghört!« Damit streift sie die Ripperl mit dem langen Tranchiermesser in die Raine und wischt auch die Brüh mit der Hand hinein, damit der Saft beim Fleisch bleibe; – indes die Ödenhuberin wütend mit dem Schüreisen in der Glut herumfährt, so daß ihr feistes Gesicht mit den kohlschwarzen Augen voller Feuer scheint und die unter einem seidenen Netz aufgesteckten reichen schwarzen Zöpfe rötlich schillern. Und sie werkt, daß ihre schweren, traubenartigen Ohrgehänge zitternd hin und her schwingen; danach blickt sie zornig auf die Magd, trinkt hastig aus einem bemalten Steinkrügl, wischt sich mit der härwenen Schürze den Mund und die schier bärtige Oberlippe trocken und brummt: »Grad daß ma enk für's Fressen zahlt!« Worauf sie in die Gaststube geht, indes die Kucheldirn erlöst ein Kreuz hinter ihrem Rücken schlägt: »Herrvergeltsgott, daß s' geht!« –
    Drin nimmt der Ödenhuber eben ein volles Zigarrenkistl vom Schenkkasten und riecht prüfend am Inhalt. »Aha. Die san net so rass' wia die andern«, sagt er; »die schmecken net so hantig.« Die Ödenhuberin nimmt ihm das Kistl aus der Hand und geht zum Licht. »Sand dös die vom Juden?« – »Ja.« – »Wenn hat er denn die gschickt?« – »Die verganga Woch.« – »Hast von die andern koa mehr?« – »Jo, schon. Aber sie taugn nixn.« – »Sand s' wirkli so hantig?« – »Gallhantig san s'!« – Sie gibt ihm das Kistl wieder zurück. »Ja no, wegschmeißen ko ma s' aa net.« – »Freili net!« – »Muaßt es halt billiger herlassen!« Sie sucht nach der Schachtel mit den bitteren. Er schneidet das Band eines Bündels von den neuen entzwei und sagt gar nichts. – »Konnts es net herschenka?« – »Ah mei; a Glump is's halt.« Er zählt der Resl fünfzig von den Judenzigarren in die Schublade des Gläserkastens. »Zum Herschenka werdn sie's scho toa«, meint jetzt die Wirtin und mustert etliche von den rassen; »muaßt es halt heunt die Mannsbilder mitgebn auf d' Roas'.« – »Da kunnt i no so a Ehr aufhebn!« – »Ah, was! An gschenktn Gaul ... hoaßts ... schaut ma net ins Maul!« Sie trägt das Kistl an den Ofentisch und leert es aus. »Waar net zwider! Schaugn do ganz schee her!« Der Wirt folgt ihr brummend. »Geh, laß do die Giftstengl jetz in der Ruah!« Aber sie zählt schon aus: »Drei ... sechs ... nei ... zwülf ... i woaß's gar net, was d' hast?... fufzecha ... achzecha ... warum soll ma s' denn net hergebn, bals a so nix taugn ... oasazwanzg ... nacha sans glei gar. – Die raachan s' scho, wenn s' sinst nix habn!...« Der Ödenhuber geht unwillig auf und ab. »Laß di do net auslacha!« – »Warum? Daß s' fei net guat
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