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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni
Autoren: Lena Christ
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läuft weg.
    Und die alt Kollerin, die Großmutter, steht in der Kuchel vor der Anricht, ordnet die Kaffeeschüsseln und Haferln in eine Reihe und wirft den Zucker darein: drei der Bäuerin, zwei dem Bauern; vier dem Simmerl, vier dem Liesei, zwei sich selber und eins der Magd, der Hanni. Dann schaut sie einmal ins Bratrohr nach den Schmalzkücheln, die zum Aufwärmen drin stehen, und gießt danach den Kaffee ein. Langsam und umsichtig schöpft sie ihn mit einem alten Messinglöffel durch den Seiher in die Schüsseln und Kacherln; und danach die Milch: dem Bauern wenig, der Bäuerin aber viel mitsamt der Haut; dem Simmerl nur ein Tröpferl mit Haut, sich und dem Liesei schier lauter Milch, – und der Hanni den Rest. Dazu seufzt sie immer lauter:
    »O mei Herr!... an Lenz ... der Rosina ... mei, wia werd's eahm geh ... an Simmerl ... an Liesei.. O mei, der Kriag ... der andern.« Jetzt ist er eingeschenkt, der Kaffee. Plötzlich fällt ihr ein, daß sie für den andern Tag zum Nachähren ihren Rechen noch nicht eingeweicht hat. »Daß's Gott gsegn!« sagt sie zu sich selber; »dees muaß i glei toa! – Sinst falln eahm morgn bei dera Hitz alle Zähnt außa!« Und sie läuft hinaus zum Brunnengrand vor dem Wurzgarten, den sie selber gepflanzt und mit allerhand Blumen und Sträuchern geziert hat: mit Windpappeln und Rittersporn, Flugs und Dahlien, Nelken und roten Rosen. Mittendrin schreit sie laut auf: »Marixn! – Liesei! Malefixkarwatschn! – Meine scheena Bleame!« Sie rennt ans Gartentürl. »Ja, insa liabe Zeit! Dees ganz Gartl is hi!«
    »Noo!« sagt da die Liesl und tappt mit einer ganzen Schürze voll Blumen mitten durchs Gurkenbeet; »i wer wohl no an Simmerl a Bleame ostecka derfa, wo er furt muaß!« Und beginnt zu heunen: »Gar nix mehr derf ma! – Aber wart no! Bal er derschossen is, nachher siechst es scho! Nachher konnst eahm koa Bleame nimmer gebn!« – Worauf die Alte ganz nachgiebig wird und sagt: »Sei staad, sag i! Red koane solchern Dummheitn net! Möcht oan a so schier an Magn abdrucka vor lauter Kümmernis!« Damit läßt sie die Liesl laufen und geht jammernd in ihr Austragstübl. Dort sucht sie ein alts, wächserns Christkindl in einem silbernen Büchslein her. Das wickelt sie samt einem Frauentaler in ein linnenes Tüchlein, mit dem der Herr Pfarrer vor Zeiten unserm lieben Herrn seinen Kelch gehalten hatte, als er den alten Kollervater seligen Angedenkens damit zum letzten Gang verprofitierte. Und sie trägt's andächtig hinüber in die Stube und legt's dem Simmerl an seinen Platz.
    Der kommt eben pfeifend und zur Reis fertig aus seiner Kammer und setzt sich munter an den Tisch. Die Hauserin bringt die Schmalznudeln; die Kollerin stellt die Kaffeehaferln an die Plätze, das Liesei steckt den Hut des Bruders voller Nelken und Rosen, und die Hanni kommt zur hinteren Haustür herein und setzt sich summend mit den andern zum Essen. Worauf sie aber die Kollerin scharf anläßt: »Obst glei staad bist, du gottvergessens Weibsbild du! Sie singt und röhrt, wann der oanzig Bua vom Bauern in Kriag furt muaß! Du waarst no so oane! Du hättst no so a Herz in Leib, du!« Aber die Hanni erwidert patzig: »Dees geht di gar nix o, ob i a Herz hab oder koans! I woaß mei Sach, und du muaßt erscht ratn!« Damit gießt sie ihren Kaffee auf einen Zug hinunter, nimmt sich zwei Schmalzküchl und läuft weg. Die Kollerin greint wie das heilig Donnerwetter und ruft ihr nach: »O du ganz miserabige Karwatschn, du!«
    »Daß d' gar so grob bist, damit?« meint der Simmerl so nebenbei und löffelt mit dem Hauser die Brotsuppe aus. »Grob!« sagt die Kollerin beleidigt; »grob wer i sei! Weil's wahr aa is! Weil s'alle Tag no bollischer werd und no ohabischer, des Weibsbild, dees ausgschaamt!« – »Du machst es scho bollisch mit dein ewign Geknerr!« mischt sich der Hauser ein und rührt seinen Kaffee um. – »Was willst da? I, sagst! Mit mein Geknerr, sagst? Wer knerrt denn?...« – »Koa Mensch, wia du!« – »Aha! Weilst mi nur scho wieder hast!« – »Da hab i di gar net. Aber weil's wahr is ...« Er brockt sich ein Küchl in den Kaffee. – »Ja, weil's wahr is! Helfts nur hübsch dazu, zu dem Weibsbild!« Sie löffelt hitzig ihren Kaffee aus. Die Hauserin mengt sich ein: »Jetzt dahacklns halt ananda scho wieder! Wia enk nur der Tag net z'heilig is! Zwegn dem Schlamperl!...«
    Der Simmerl fährt in die Höh. »Hoaßn brauchst es du gar nixn!« sagt er; »werd eahm neamd was Schlechts nachredn kinna,
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