Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni
Autoren: Lena Christ
Vom Netzwerk:
macht ein gschwinds Kreuz und schreit, indem er aus dem Haus tritt: »Also, pfüat enk! I geh. Bis der Krieg gar is, werds nachher scho amal ausbockt habn, ös bollische Weibsbilder überanand!« In diesem Augenblick blökt das neue Stierkalb. »Jeß, mei Kaibei! – Mei Stierzei! – D' Viecher!« Er rennt noch in den Stall. »Gell, daß si fei nixn feit bei enk!«
    Da stehen sie alle und glotzen ihn an, und die vordere Schneiderblassin fährt ihm an den Kopf und holt sich eine von den Blumen. »He, Luada!« schimpft der Simmerl lachend; »friß mi nur net no, bevor mi der Kini kriagt! Säh,... da habts no epps,... a Angedenka an mi ....« Und er reißt die Blumen von seinem Hütl und wirft jeder Kuh eine hin. Und dem Kaibl die Geraniumblüh. Dann wischt er sich schnell mit dem Ärmel über die Augen, räuspert und kriegelt rauh, streichelt die Ochsen noch einmal und rennt aus dem Haus.
    Aber da stehen die Weibertn und das Liesei im Nachtkittl und heunen und jammern: »Jetz is er furt ... ohne Pfügood und ohne alls ...« – »I bin scho no da!« sagt er und macht einen gschwinden Abschied; »laßts enk koa Traurigkeit gspürn! Und teats net alleweil raaffa! Dees machan jetz nachher scho mir draußt! Und vergeßts mi net ... mitn Schreibn ... und mitn Schicka ...« Er rennt schon dahin – ums Eck.
    Grad will er über die Straße, da hört er hinter der Kirche her Ziehharmonikaspielen, Juchzen, Singen und Lachen. Die Reservisten und Burschen ziehen noch zum Wirt, zum Ödenhuber, um dem Jackl seinen Leuten noch mit einer letzten Stehmaß Bescheid zu tun. Dem Simmerl kommt ein Zusammentreffen recht ungelegen; darum schlupft er schnell durch den Stangenzaun und versteckt sich hinter dem Backofen vom Wirt. Aber da fährt er zusammen; grad vor ihm stößt eine Weiberstimm einen unterdrückten Schrei aus, und jemand lehnt sich in den hintersten Winkel der Türnische. »Was gibts? Wer is da?« fragt der Simmerl halblaut; im selben Augenblick aber fährt ihm auch schon das Erkennen durchs Hirn: Die Wirtsleni! – Da flüstert sie auch schon: »Nixn is's. Bins grad i. D' Leni.« – »Ah so.« Der Simmerl sagts verächtlich. Und es ist ihm zuwider, daß er von ihr auf dem Grund und Boden ihres Vaters angetroffen wird, mit dem er und seine Eltern verfeindet sind; auf dem Grund des Ödenhubers, dessen Alter schon dem einstigen Hauservater, Gott schenk ihm die Ruh, einen Prozeß um den andern angehängt hatte, ihm einen Schabernack um den andern spielte, bloß aus dem Grund, weil einmal einer von den Ödenhuber-Vorfahren eine Hausertochter hätt zum Weib wollen und sie nicht bekam, weil dem Hauserischen der Guldensack des Ödenhubers nicht feist genug war und er seine Mirl lieber dem sündreichen Höchentalerbuben gab, der sie dann leider schandbarlich behandelte und nach kurzer Ehe in die Grube brachte. – Und der Simmerl ist unschlüssig, ob er nicht lieber gehen soll, trotz des Gespötts der Tropfen da drüben. Da fragt die Leni: »Muaßt aa furt?« Worauf er erwidern will: »Dees geht do di nixn o!«, aber keine Silbe herausbringt. Die lärmende Gesellschaft ist derweil von der Kirche her auf das Wirtshaus zugekommen und zieht nun singend in die Gaststube. Da sagt die Leni: »I hätt dir no gern an Gruaß gebn, Simmerl. Pfüate Good! – Viel Glück!« Und legt ihm einen kleinen Büschel Rosen in die Hand und läuft weg. Der Simmerl starrt ihr nach. »Jetz woaß i net ... hats dee dawischt ... oder möcht s' mi grad für an Narrn haltn ...« Er schaut unschlüssig auf die Rosen. »Was eahm die denkt hat!... Für koan andern hat s' mi net ghaltn; Simmerl hat s' gsagt ...« Geringschätzig will er den Büschel wegwerfen. Aber plötzlich schiebt er ihn rasch in den Sack und rennt dahin.
    Drüben beim Wegkreuz wartet die Hanni auf ihn. »Simmerl!« – »Ah so ... du.« – »Scho lang wart i.« – »Was is's denn no?« – »Wia stehts?« – »Was?« – »No – zwegn meiner?« Der Simmerl schaut sie von der Seite an. Die Hanni wartet auf seine Antwort. – »Gricht' is's. Der Alt werd dirs scho sagn.« – »Gibt ers zua, daß d' mi heiratst?« – »Gsagt hat ers.«
    Die Hanni will sich plötzlich an ihn hängen und ihn halsen. Aber er hat mittendrin was im Kopf. – Was andres. Und er schiebt die Hand in den Sack und greift nach was. Nach den Rosen. Und sagt auf einmal unwirsch: »Es is scho recht, Hanni. I hab nimmer Derweil zum Scheetoa. I muaß roasn.« Worauf er rasch ihre Händ von seinem Hals löst und forteilt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher