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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni
Autoren: Lena Christ
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gnua san!« Die Resl schwenkt Krüge und Gläser. Jetzt mischt sie sich drein: »Du, Ödenhuaberin, daß d' es woaßt: i gib s' eahna fei net, dees Gift! Da kannst di scho selber damit auslacha lassen!« Die Wirtin wirft voller Zorn die leere Schachtel auf den Tisch. »Du haltst dei Schnappen! Du hast gar nix z' redn! Was gehts denn di o? Schaug sie net o ... d' Schnappen, die vorlaut!« Sie läßt alles liegen und geht wieder hinaus in ihre Kuchel.
    Die Resl lächelt leise. Plötzlich aber verzieht sie das Gesicht zum Trauern und Seufzen und schwenkt wieder weiter, indes der Wirt eilends die ganzen Giftstengel ins Kistl wirft und wegräumt. – Mittlerweile kommt der Hufschmied in die Gaststube, stellt seinen Maßkrug an den Schenktisch zum Neueinfüllen und setzt sich danach an den Tisch beim Herrgottswinkel. »I woaß's net«, sagt er, »daß s' denn gar so lang ausbleibn! Jetz is's scho achte vorbei! Geh, Ödnhuaber, magst net dei Leni a bißl um-anandsuacha lassen, wo s' sand? I fürcht, sie versaamen si!« Der Wirt schaut besorgt nach der Uhr: »Dees versteh i selber net«, meint er; »sie werden do net a so davon sei!« Und er ruft hinaus in die Kuchel: »Leni! Is d' Leni net da?« Worauf die Ödenhuberin mürrisch erwidert: »Was woaß i! Suach dir s'! Dees is bei uns alleweil scho a so der Brauch gwen, daß koans da is! Für dees hat ma ja Kinder, daß ma s' gar nia net hat, bal mir s' braucht!« Sie nimmt den Bratspieß und zieht die Raine aus der Bratröhre. »Was is's denn überhaupts anderschts?« fährt sie fort, indem sie prüfend ins Fleisch sticht; »grad für ander Leut ziagst dir s'! Hängst dro hin und opferst hin und ziagst es groß, und was hast nachher? – Nix. Gar nix!« Sie schiebt die Raine wieder ins Rohr. »Is's a Madl, na heirat s'; und is's a Bua ... Jeß ... der Bua! Der Jackl! Er muaß do furt mitn Halbezehnezug!« Sie bricht plötzlich in ein hartes Weinen aus. »Daß aa grad alls über mi kimmt! – Jetz waar er hergwachsen ... und jetz kimmt der Kriag ...« Der Ödenhuber geht ans Kuchelfenster und starrt zwischen den Obstbäumen durch hinüber zum Hof des Hauser. »Ja no«, murmelt er halb für sich; »geht halt koan' anderscht. Dem da drent der seinige muaß aa furt.« Die Wirtin wischt sich rasch die Augen trocken. »Warum? Soll der vielleicht net furtmüassen! Solls für den vielleicht epps anderschts gebn? Is der mehra wia der unser? Der Lackl is groß gnua dazua! Ja – dem vergunn i's!«
    Von der Kirche her ertönt plötzlich das Singen und Lärmen. Da nimmt die Ödenhuberin eilig einen hohen Stoß von Tellern aus dem Geschirrschrank, reiht sie klappernd auf der Kupfereinfassung des Herdes nebeneinander und reißt die Bratraine heraus. Und ruft: »Resl! Zähl glei, wieviel daß kemman! A jeder kriagt an Bratn, an Salat und a Maß! Was oana mehra hat, zahlt er!« Der Ödenhuber wendet sich um. »Ja, freili! Was dir net eifallt! Nix werd zahlt heunt! Gar nix; verstanden! Den letzten Trunk braucht mir koana z' zahlen! Gar koana!« – »No, wennst du so viel übrigs Geld hast ... mir konns ja recht sei! Aber bal jetz a jeder fünf Maß hat?...« – »Nachher hat ers. Wer woaß's, obs net die letzten fünfe san bei dem oan oder andern.« Die Wirtin hantiert wütend mit dem Geschirr. »Ah, was! Du mit dein Getua! Werd net so gfahrli werdn! Die gehngan scho net so nahend zuawe! Vo mir aus tuast, was d' magst. Mit mein Geld konnst ja leicht umwirtschaften! Mit dem dein' alloa gangs scho net!« Sie spießt voll Erregung die Bratenstücke aus der Raine und wirft sie auf die Teller. »Meine Leut wanns no inne wordn waarn, wias du mit mein Sach umhaust,... die kehratn si heunt no im Grab um!« – »Geh, laß mir do mein Ruah mit dem Gschwatz, narrischs Weibsbild! Mit dir is ja net zum redn ...« – Der Wirt geht verärgert in die Stube. Da steht schon die Resl in der matt erleuchteten Schenke und füllt Krug um Krug, indes das Juchzen und Singen immer deutlicher ins Haus dringt. »Herrvergeltsgott, daß s' da sind!« murmelt der Hufschmied.
    Da kommen sie auch schon herein mit Ungestüm, – schreiend, lachend, lärmend, ihre Hüte schwingend und ihre Koffer und Päcklein. Und allerhand Maidln und Jungfern begleiten sie, kichernd und scherzend, und halten ihre Schürzen voller Blumen, die Burschen damit zum Abschied zu schmücken. Die Resl rennt und läuft mit den vollen Krügen und trägt ihrer fünf in einer Hand; die Kucheldirn bringt den Braten und stellt jedem einen Teller hin,
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