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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni
Autoren: Lena Christ
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der Ödenhuber hilft rasch dazu; allein Eile tut not, und so packt der Jackl, der Wirtssohn, frisch mit an und trägt den Salat auf, indes die Wirtin gellend durchs Haus schreit: »Leni! – Lenih!!« Da kommt das Maidl auch schon zum hintern Tor herein, brennrot übers ganze Gesicht; und sie läuft sogleich in die Gaststube, packt etliche Krüge und bedient die Gäste, ohne der Ödenhuberin zu antworten auf das erboste: »Wo kimmst her? Wo bist gwen?«
    Nun sitzen sie also alle beieinander, die Burschen samt ihren Weiberten: der Hufschmiedkaspar bei der Schustermirl, der Müllermartl bei der Schneidersusann, der Reiserfranzl bei der Seilerchristl, der Wirtsknecht bei der Bachmaurerlies, der bei dieser, und der ander bei der andern.
    Und zuoberst an der langen Tischreih sitzt die uralt Rumplwabn, die Großmutter der Rumplhanni. Eigentlich ist sie ja schon seit Jahr und Tag nimmer in des Ödenhubers Wirtshaus gekommen; denn da gemeiniglich einerseits Dienstboten, wenn sie was taugen sollen, zu der Herrschaft helfen müssen, also des Hausers Feind auch der Hanni ihr Feind war; andererseits aber wiederum Feindschaften gewöhnlich sich auch auf die Freundschaft und Sippe der Verfeindeten ausdehnen, so hatte die Wabn als Ahnl der Hanni nicht grad bsunders große Gastfreundschaft von Seiten der Ödenhuberischen vorausgesetzt, also auch dieselbe gar nicht lang auf die Probe gestellt. Heute aber, da ein ganzes Trumm jugendlichen bodenständigen Lebens durch den Krieg der Heimat entrissen wurde, da wollte sie nicht abseits stehenbleiben; wollte vielmehr als eine, die es gut mit ihnen meinte, noch die letzte Abschiedsstunde mitten unter ihnen verbringen und jedem ein Stümperlein Trost und Hoffnung – und dazu ein Häuflein ehrlicher Segenswünsche mit auf den weiten Weg geben. Darum schert sie sich heute auch rein gar nichts um Haß und Streit, tut, als wär sie erst gestern das letztemal hier als Gast gesessen, und zwar als ein wohlangesehener.
    Und da eben die Resl fragt: »Hat jetz a jeds sei Sach?« und dazu prüfend von einem zum andern schaut, da ruft die Wabn: »Was is's denn mit mir, Resl? – Kriag i heunt gar nix? – Mei Stamperl möcht i!« Die Resl lacht. »Ach, liabe Zeit! D' Wabn! Di hätt' ma jetz bald vergessen, Wabn! Vor lauter Kriag! Was magst denn für oan: an Kräuter oder an Zwetschben oder an Kronawitta?« Worauf die Alt aufsteht, ein nachdenklichs Gesicht macht und sagt: »Was für oan welchan, fragst; ja, – wart amal: heunt ham mir Mariä Schnee, da tuat oan der Kräuter nimmer weh, hoaßts. Sinst kunnt i ja aa an Zweschben trinka. Vorgestern hat ma Steffanie Auffindung gfeiert, und mir sagt: Nach der Auffindung von Sankt Steffanus macht oan der Zweschbn koa Bitternus.« Die Resl wird ungeduldig. »Ja, – was willst nachher trinka?« Da mischt sich der Wirtsjackl drein: »Bring nur glei alle zwee Sorten, Resl! Oder bring an Kronawitter aa no mit! Js ja der Abschiedstrunk!« Die Resl will eilig nach der Schenke. Doch die Wabn schüttelt den Kopf so heftig, daß ihr die endsgroße schwarze Spitzenhaube mit den Perlenfransen und Bändern daran wackelt und das Augenglas schier von der Nase rutscht. »Naa, naa! Resl! Um Gottswilln, naa, sag i! Durchaus gar net! Der Kranawitt taugt mir net! In dera Woch scho überhaupts net!« – »Aber, Wabn!« schreit in dem Augenblick der Schmiedkaspar drein; »wiast nur a so redn magst! Net taugn! Heunt – an Reservisti Auszug!« Alles lacht. Aber die Wabn bleibt tiefernst. »Naa, sag i, – durchaus gar net! Vor Laurenzi, hoaßts, laß den Kranawitt steh, – sinst muaßt an Tiburzi zum Aderlaß geh!« – »Ja no«, meint der Wirtsjackl schmunzelnd; »dees is freili ganz epps anderschts. – Vo dene Bauernregeln verstehngan halt mir junge Leut no z' weni! – Aber, woaßt was? – Na, trinkst ganz oafach um a Stamperl Kräuter mehra! – Und laßt dir von der Muatta a Braterl gebn oder a Bröckl Gselchts.« Die Wabn setzt sich und sucht umständlich in ihrem Rocksack nach der Tabakdose; denn sie nimmt nicht ungern hie und da eine kleine Prise. Besonders, wenn sie was zu überdenken hat. »Balst moanst, Jackl; i sag net naa zum Kräuter!« meint sie, langsam und mit Überlegung redend; »aber dees Braterl – dees laß ma liaber steh, moan i. Es kunnt mir net taugn!« – »Net taugn! – Warum denn net?« Der Jackl winkt der Resl. »No, – bei dera Liab, die dei Muatta zu mir und zu meiner Hanni hat, Jackl, – da is's net gwiß, ob s' mir net eppa an guatn
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