Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
beheizt wurde, waren nun zugerostet, Meilen von Rohren enthielten ihre verdreckte Luft.
    J.C. zog eine Taschenlampe aus einer Schlaufe an seinem Overall und schaltete sie an. Der Sicherungskasten war auf der anderen Seite des Kellers, und im Dreck liegende Glassicherungen funkelten im Strahl der Taschenlampe. Er konnte rübergehen, die Sicherungen prüfen und in weniger als einer Minute fertig sein. Wenn es Probleme mit den Hauptstromkreisen gab, würde Reams einen echten Elektriker rufen müssen. J.C. war ausgebildeter Klempner, aber er hatte Schwierigkeiten damit, ein Stück Verschlussdraht zu verdrehen, vom Umgang mit einer Spannung von 220 Volt ganz zu schweigen.
    Wahrscheinlich hatten die verdammten Mexikanerinnen Schuld. Sie drückten die Knöpfe auf allen Waschmaschinen und Trocknern gleichzeitig, um die Arbeit zu beschleunigen und ohne einen Gedanken an den Stromverbrauch zu verschwenden. Den meisten Menschen kam es nur darauf, einen Schalter anzuknipsen, damit das Licht anging. Nur wenige beschäftigten sich mit der vielschichtigen Wissenschaft der Elektronen. J.C. warf ihnen das nicht vor. Alles, was er wollte, war ja, möglichst schnell sein Gehalt zu bekommen, also unterschied er sich am Ende vielleicht nicht allzu sehr von den Mexikanerinnen.
    Aber die Aufgabe war nicht so einfach, wie sie auf dem Arbeitsauftrag aussah. Zum einen befand sich der Sicherungskasten im dunkelsten Teil des Kellers, hinter einer Reihe von Trägerbalken und sehr, sehr weit von der wackeligen Holztreppe entfernt. Und außerdem hatte er im Keller immer so ein komisches Gefühl.
    Er kannte die Geschichten, und ab und zu konnte er aus den Augenwinkeln beobachten, wie sich ein Schatten bewegte, aber niemand, der bei Verstand war, gab etwas darauf, was aus den Augenwinkeln zu sehen war. Holzbein hatte geschworen, der Verschmähten Braut begegnet zu sein, einer Frau, die angeblich vor einhundert Jahren am Altar im Stich gelassen wurde und sich deshalb umgebracht hatte. Natürlich hatte Holzbein es ihr in seiner Version der Geschichte auf jede erdenkliche Weise auf der verrotteten Matratze besorgt, dadurch noch ein paar Flecken auf ihrem Leinen hinzugefügt und dafür gesorgt, dass sie ein Lächeln auf ihrem Gesicht hatte, als sie verschwand. Die Vorstellung des nackten Holzbein, der seine besten Teile präsentierte, war erschreckender als jedes Gespenst. Aber wenn man allein im Keller war, wo die Rohre stöhnten, das Holz ächzte und das Abwasser plop-plop-ploppte , floss einem das Blut ein wenig schneller durch die Adern und die kurzen Haare zitterten ein bisschen.
    Er betätigte den Schalter, um die von den Bodenbalken hängenden Glühbirnen anzuschalten. Nichts.
    Heilige Scheiße, Miss Mays. Jemand sollte den Hausmeister informieren.
    Er versuchte zu lachen, aber die staubige Luft verstopfte ihm die Kehle.
    Obwohl er seine Taschenlampe hatte, zögerte er, sich vom unteren Ende der Treppe weg zu bewegen. Hier war noch das Licht von der Türöffnung oben zu sehen. Die Dunkelheit hatte eine Grenze, und sie zu überqueren hieß, sich auf feindliches Terrain zu begeben. Die Gesetze dort drüben waren unbekannt, und man konnte sie verletzen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Aber die Gesetze auf dieser Seite, wo diese Schlampe Janey Mays den Schlüssel zur Kasse hatte und sein Bewährungshelfer gespannt abwartete, waren genauso grausam.
    Das Leben war voller Wahlmöglichkeiten. Entweder man watet durch Scheiße und die finstere Hölle und prüft den verfickten Sicherungskasten oder man steht auf dem Arbeitsamt Schlange mit dem Rest des menschlichen Abschaums, den Janey im letzten Jahr über Bord geworfen hatte.
    Er wagte sich mit der Fußspitze auf den Rand der Dunkelheit vor. Er hätte schwören können, dass sich der Rand der Dunkelheit ein paar Zentimeter in seine Richtung bewegte, und sein Bein zitterte, als ob ein frostiger Mund über seinem Wolverine Arbeitsschuh ausgeatmet hätte. Im Keller war es immer einige Grad kälter als im Rest des Gebäudes, aber das Hotel war so zugig, dass die Temperatur sowieso schwankte, egal, in welcher Jahreszeit man sich befand. Deshalb beklagten sich die Gäste auch immer über die Lüftung, was wiederum Janey Mays dazu veranlasste, ihm in den Arsch zu treten, und dann rannte er mit Klebeband, Dichtungsstreifen und Nägeln herum, aber das Flickwerk hatte nur zur Folge, dass sich der Luftzug einen anderen Weg suchte, und dann begann das ganze Theater von neuem.
    Die Luft im Keller jedoch war reglos
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher