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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
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Identität des Bewohners feststellen zu können. Vermutlich wollte ihr jemand einen Schrecken einjagen. Dads Veranstaltungen lockten Verrückte an, solche, die an Dinge glaubten, die sie nicht sehen konnten.
    Aber vielleicht war sie ähnlich gestört, wenn sie an Dinge glaubte, die nicht existierten, bis sie sie zu Papier gebracht hatte. Träume, Lügen, Erinnerungen, Spielchen. Alles das Gleiche. Äther.
    Eine in unsichtbarer Tinte geschriebene Lebenserinnerung.
    »Hey, Butterblümchen.«
    Er war irgendwo da oben. Sie spähte in den Schatten des oberen Vorbaus. Er trug die Dunkelheit wie seinen altmodischen Frack, eine Requisite, die genauso verlogen war wie seine ganze Show.
    Kendra bog sich wieder über ihren Skizzenblock.
    Kinder sollten gesehen und nicht gehört werden, aber Erwachsene sollten nur gesehen und gehört werden, wenn es an der Zeit ist, Taschengeld auszuzahlen.
    Sie hatte kein Problem damit, ihn als Geist zu zeichnen. Für sie war er schon seit Jahren tot, sogar noch toter als ihre Mutter, die wirklich tot war.
    »Hier oben, Butterblume.«
    Ein Kosename, aus William Goldmanns Die Brautprinzessin geklaut. Sie seufzte und ließ ihren dicken Bleistift aus ihren Fingern fallen. Er rollte über den Block und fiel auf den Boden, wo er von einer der Steinplatten abprallte.
    »Es heißt, einer der Gäste sei von diesem Balkon gesprungen«, rief Dad, mit einem Behagen in der Stimme, das an Entzücken grenzte. »Wurde auf dem Laternenpfahl da aufgespießt.«
    Sein Arm kam aus dem Schatten und zeigte auf einen der großen Metallspieße, die auf beiden Seiten des Wegs Spalier standen. Kendra stellte sich ein Schaschlik aus sich windenden Armen und Beinen vor, aus dem rote Sauce spritzte wie aus einem geplatzten Ketchuptütchen in einem billigen Imbiss neben der Straße. Die Vorstellung hätte ekelhaft sein können, wäre sie nicht so komisch gewesen. Im Vergleich mit modernen Teenie-Slasher-Filmen wirkten Dads Versuche zu schockieren wie Caspar der freundliche Geist im Zuckerrausch.
    Aber er war auf der Fahrt in die Berge sehr nett gewesen und hatte sie sogar die Musik auswählen lassen. Da sie ihn bearbeitet hatte, um ein neues Grafikprogramm zu bekommen, konnte sie auch ein wenig Zuneigung heucheln.
    »Es geht doch nichts über einen verwegenen Sprung aus Herzensnot, um die Geisterjäger anzutörnen«, rief sie ihm zu.
    »Braves Mädchen«, sagte er und ging wieder zurück ins Innere.
    Falls Digger Wilson wirklich an böse Geister glaubte, hatte er keinerlei Problem damit, sie ihnen allein gegenübertreten zu lassen. Andererseits hatte sie schon früh gelernt, dass sich jeder seinen Dämonen allein stellen musste.
    Egal, ob die Dämonen wirklich oder nur gezeichnet sind.
    Kendra arbeitete weiter an ihrer Zeichnung. Sie verpasste dem Eingang menschliche Züge und merkte erst, als sie fast schon fertig war, dass die Augen, die sie ins Glas gezeichnet hatte, die ihrer Mutter waren.
    Sie griff zum Radiergummi.

 
     
     
    Kapitel 3
     
    J.C. hasste den gottverdammten Keller.
    Aus den verrosteten gusseisernen Rohren, die an den Fußbodenbalken hingen, tropfte schwarzer Glibber, und alte Isolierung aus Glaswolle hing herab wie verrottete Spinnweben. Der Lehmboden war übersät mit zerbrochenen Betonbrocken, staubigen Flaschen, kurzen Rohr- und Kupferdrahtstücken und einem Haufen dreibeiniger Stühle. Ein Messingbett war neben einem Betonklotz aufgestellt, ohne Zweifel irgendeine Art von Witz, denn auf der Matratze blühte der Schimmel. Eine rote Plastikrose lag dort, wo das Kopfkissen hätte sein sollen, genau die Art von Pointe, die sein schwachköpfiger Vorgesetzter Wally Reams saukomisch finden würde.
    Der Sicherungskasten für die Warmwasserboiler hatte zu spinnen begonnen, woraufhin Reams einen Arbeitsauftrag ausgefüllt und J.C.s Namen eingetragen hatte. J.C. bekam immer die Scheißjobs, aber da dem technischen Personal des White Horse Inn außer ihm nur noch drei andere Typen angehörten, und einer von ihnen ein vom Kriegsveteranenministerium beglaubigtes Holzbein hatte, das er dem Umstand verdankte, dass Saddam bei George Bush in Ungnade gefallen war, standen seine Chancen sowieso schlecht. Mal ganz abgesehen davon, dass in so einer steinalten Hütte wie dieser hier jeder Reparaturauftrag ein Scheißjob war.
    Es roch nach verrotteten Zeitungen und Mäusekot, und der Lehmboden war in einem Zustand irgendwo zwischen festgetreten und schlammig. Die kohlebefeuerten Heizkessel, mit denen früher das Hotel
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