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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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»Also bis heute abend – gegen sieben Uhr.«
     
    Ich erinnere mich gar nicht mehr daran, wie ich aus diesem Café herauskam. Ich weiß lediglich, daß ich im nächsten Augenblick mit den Schuhen in der Hand durch den sauberen, feuchten Strand von Waikiki schlenderte und die seichte Brandung meine Füße umspülte.
    Als sei ich aus einem Traum erwacht, schaute ich auf meine Armbanduhr; es war Viertel nach sechs. Ich sagte die Uhrzeit vor mich hin, als habe sie etwas Besonderes zu bedeuten. Dann fiel es mir plötzlich ein: Ich hatte Barbara, die schöne Bankkassiererin, versetzt. Ich kam mir ganz schön dumm vor.
    Und da ich jetzt nichts anderes zu tun hatte, fuhr ich mit dem Bus in einen hübschen Vorort von Honolulu und lief dort herum, bis ich die Adresse fand, die Ruth Johnson mir aufgeschrieben hatte. Zumindest glaubte ich, daß das die richtige Adresse war, denn ihre Handschrift war nicht sehr leserlich.
    Um Viertel nach sieben schlenderte ich die Auffahrt des gepflegten Hauses hoch. Viele Autos standen hier, Tanzmusik dröhnte aus der offenen Tür, und auf einer Schaukel auf der Veranda saß im Mondlicht eine ältere Frau und schaukelte sich leicht hin und her. Ich ging die Treppe hinauf und sah, daß es nicht Ruth Johnson war. Drinnen hörte ich lautes Stimmengewirr. Jemand lachte. Ich hatte das ungute Gefühl, nicht am richtigen Ort zu sein.
    Die Frau auf der Schaukel rief mir zu: »Aloha! Kommen Sie rein!«

    Ich nickte ihr zu und ging ins Haus. Drinnen ließ ich meine Blicke durch das große Wohnzimmer schweifen. Es drängelten sich hier tanzende, redende, essende Teenager und auch ein paar ältere Männer und Frauen. Die jungen Mädchen trugen geblümte Kleider oder rückenfreie Oberteile, die jungen Männer Jeans, T-Shirts und Pullover.
    Die Musik verstummte für ein paar Sekunden, und ich hörte ein lautes Platschen. Jemand war in den Swimmingpool gesprungen oder gefallen, der durch die Glasschiebetüren zu sehen war. Es folgte lautes Gelächter.
    Während wieder ein Rock ’n’ Roll-Song aus den Boxen dröhnte, tippte ich einem jungen Mädchen auf die Schulter; ich mußte schreien, um mir bei der lauten Musik Gehör zu verschaffen: »Ich suche Ruth Johnson!«
    »Wen?« schrie sie zurück.
    »Ruth Johnson!« schrie ich noch lauter.
    »Ich kenne nicht sehr viele Leute hier«, sagte sie schulterzuckend. »He, Janet!« rief sie zu einer anderen Frau hinüber. »Kennst du eine Ruth Johnson?«
    Janet schrie etwas herüber, was ich nicht hören konnte. »Macht nichts«, rief ich und steuerte wieder auf die Tür zu.
    Auf der Treppe draußen blieb ich stehen und versuchte es noch ein letztes Mal. Ich wandte mich an die Frau auf der Schaukel und fragte: »Wohnt Ruth Johnson hier?«
    »Nein«, erwiderte sie.
    »Oh.« Entmutigt wandte ich mich zum Gehen. Konnte ich denn gar nichts richtig machen?
    »Ruthie wohnt bei ihrer Schwester am anderen Ende der Straße«, setzte die Frau hinzu. »Sie ist gerade weggegangen, um Mineralwasser zu kaufen.«
    Gerade in diesem Augenblick fuhr ein Auto vor.
    »Ah, da ist sie wieder«, sagte die Frau und zeigte auf den Wagen.
    Zuerst stieg überhaupt niemand aus. Dann sah ich Ruth Johnson langsam aus dem Auto klettern. Schnell lief ich die Treppe hinunter
und ihr entgegen. Ich wollte dieser Sache endlich auf den Grund kommen – egal wie.
    Sie streckte gerade die Hand nach einer Einkaufstüte aus. »Warten Sie, ich helfe Ihnen«, erbot ich mich. Sie drehte sich um und wirkte erfreut - aber nicht erstaunt -, mich zu sehen.
    »Mahalo! Danke!« sagte sie. »Sehen Sie, ich hatte doch recht. Sie sind ein guter Mensch.«
    »Vielleicht nicht ganz so gut, wie Sie glauben«, widersprach ich. Das Bild meiner kleinen Tochter und meiner Frau, die ich verlassen hatte, durchzuckte mich.
    Wir stiegen die Treppe zum Haus hinauf, langsam, damit sie mit mir Schritt halten konnte. »Warum haben Sie mich hierher eingeladen?« fragte ich.
    »Tut mir leid, daß ich nicht mehr die Schnellste bin«, sagte sie und ging nicht auf meine Frage ein. »Ich hatte einen kleinen – na ja, man könnte sagen, einen kleinen Schlaganfall. Aber allmählich geht es mir wieder besser.«
    »Mrs. Johnson, können wir nicht zum Thema kommen?«
    »Freut mich, daß Sie das Haus gefunden haben«, sagte sie.
    »Ich bin von weither gekommen …«
    »Ja, die Leute kommen aus allen Himmelsrichtungen, um bei unseren Partys dabeizusein. Wir wissen eben, wie man sich amüsiert!«
    »Aber Sie wissen nicht wirklich, wer ich
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