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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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bin.«
    »Ich glaube, niemand weiß, wer der andere wirklich ist. Aber das macht doch nichts! Hauptsache, wir sind hier!« rief sie fröhlich. »Und da Sie nun schon einmal hier sind, kommen Sie herein, lernen Sie Victor kennen, und amüsieren Sie sich!«
    Enttäuscht lehnte ich mich an die Wand und blickte zu Boden.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?« fragte sie besorgt.
    »Ja, ja.«
    »He, Ruthie!« schrie jemand von drinnen. »Hast du das Wasser und die Chips mitgebracht?«
    »Ja, hier sind sie, Bill!«
    Sie wandte sich wieder zu mir. »Wie war doch gleich Ihr Name?«

    Ich blickte zu ihr auf. »Dan.« Es klang wie »verdammt«.
    »Also, Dan, komm rein, tanz ein bißchen, und lern ein paar Leute kennen. Das wird dich aufheitern.«
    »Danke für das Angebot – das ist wirklich nett von Ihnen, aber ich glaube, ich gehe jetzt lieber. Ich habe morgen eine Menge vor.« Plötzlich war ich hundemüde. Ich holte tief Luft und stand auf. »Viel Spaß bei der Party, und danke – äh, mahalo  – für die nette Einladung.« Mit diesen Worten wandte ich mich zum Gehen.
    »Warten Sie«, rief sie und humpelte mir nach. »Schließlich ist es meine Schuld, daß Sie hierhergekommen sind. Ich gebe Ihnen etwas für den Rückweg mit.« Sie griff in ihren Geldbeutel.
    »Nein, danke, das ist nicht nötig. Wirklich nicht …«
    Doch sie ergriff meine Hand und sah mir in die Augen; und da fing die Welt plötzlich wieder an, sich zu drehen. »Nimm das«, sagte sie und drückte mir etwas in die Hand, was nach ein paar zerknitterten Geldscheinen aussah. »Vielleicht sehen wir uns einmal wieder.«
    Dann wandte sie sich abrupt um und ging ins Haus. Die Musik wurde lauter und verstummte dann ganz, als die Tür hinter ihr ins Schloß fiel.
    Ich zerknüllte das Geld in der Faust, schob es in meine Hosentasche und ging in die warme Nacht hinaus.
    Im Licht der Straßenlaterne an der Bushaltestelle schimmerten sanft Kokospalmen und Banyanbäume. Dort ließ ich mich auf eine Bank sinken und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Irgend etwas stimmte hier nicht; es ergab alles keinen Sinn. Sie mußte die Frau sein, die ich suchte, aber sie war es nicht. Ich war wieder am Nullpunkt angelangt.
    Ich wußte nicht, ob ich mich dazu überwinden konnte, jemals wieder eine Bank zu betreten; allmählich hatte ich es satt, wie ein Verrückter behandelt zu werden. Vielleicht war es aussichtslos; vielleicht war ich ganz einfach ein komischer Kauz, wie meine Frau es immer gesagt hatte. Vielleicht hatte sie mit allem recht. Warum konnte ich nicht einfach ein ganz normaler Mann sein, ins Footballstadion und ins Kino gehen und sonntags mit Familie und Freunden Grillfeste veranstalten?

    Ich erwog ernstlich, morgen nach Hause zu fliegen und mich zu einem guten Therapeuten in Behandlung zu begeben. In diesem Augenblick hielt der Bus mit quietschenden Bremsen vor mir. Die Tür ging auf; ich erhob mich und suchte in meiner Hosentasche nach dem Geld – da merkte ich, daß Ruth Johnson mir gar keines gegeben hatte.
    »He, Kumpel«, rief der Busfahrer. »Wollen Sie nun einsteigen oder nicht?«
    Ich hörte seine Frage kaum und antwortete ihm nicht, so sehr war ich damit beschäftigt, das zerknüllte Papier auseinanderzufalten. Als ich es geschafft hatte, riß ich verblüfft die Augen auf und hielt den Atem an. Mir war nur nebelhaft bewußt, daß der Bus ohne mich abfuhr. Fassungslos starrte ich auf die beiden Fetzen Papier in meinen Händen. Der erste war eine ausgeschnittene Kleinanzeige. Sie begann mit den Worten: »Friedvoller junger Krieger, Freund von Socrates …« Ich hörte, wie mein Atem immer heftiger wurde, ich zitterte am ganzen Körper.
    Auf dem zweiten Zettel stand eine Nachricht, die Mrs. Johnson in zitteriger, fast unleserlicher Handschrift hingekritzelt hatte. Sie lautete:
    Ich bin von der alten Schule – der Schule, die hohe Anforderungen stellt. Man bekommt nichts umsonst - nichts ohne wirkliches Wollen, ohne Vorbereitung und Einweihung. Auf Glauben und Vertrauen kommt es an.
    In drei Tagen – am Donnerstagabend – ist die Meeresströmung genau richtig. Wenn Du Deinen Weg fortsetzen willst, befolge alle meine Anweisungen genau. Gehe am frühen Abend zum Makapuu Beach.
    Ich drehte den Zettel um und las weiter:
    Auf dem Weg zur Makapuu-Spitze wirst Du zu einem Felsplateau kommen. Gehe darauf zu, bis Du einen kleinen Schuppen siehst, der an einer Seite eingefallen ist. Hinten am
Schuppen lehnt ein großes Surfbrett. Wenn Du keine
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